Während die einen noch die Krise und die schlechte Konjunkturentwicklung beweinen, gründen andere Startups. Deren Finanzierung ist in Österreich vergleichsweise schwierig, aber es soll besser werden, verspricht Staatssekretär Harald Mahrer.
Crowdinvesting: Die Knackpunkte
Bei den Regierungsverhandlungen zum Crowdinvesting-Gesetz gibt es zwei Knackpunkte. Der erste betrifft die Prospektpflicht. Mahrer hätte gerne ein dreistufiges Modell: Die erste Stufe ohne Kapitalmarktprospekt sollte von 250.000 Euro auf eine Million angehoben werden, für die zweite Stufe solle eine "Prospektpflicht light" mit einer erhöhten Informationspflicht gelten und erst ab der dritten Stufe würden die derzeit geltenden Kapitalmarktvorgaben wirksam.
Johannes Freudenthaler von IBIOLA Mobility Solutions, die sich gerade mitten in einer Crowdinvesting-Kampagne für ihre Carsharing-Plattform befinden, sieht in der Obergrenze von 250.000 Euro weniger Probleme als in den allgemeinen Rahmenbedingungen für Startups. "Selbst wenn sich die Gründer bei den eigenen Gehältern sehr zurückhalten, sind die Lohnnebenkosten für die ersten Angestellten ein enormes Problem." Er wünscht sich generell Steuererleichterungen für Innovationen.
Der zweite Punkt betrifft den Kleinanlegerschutz. Die SPÖ setzt sich für niedrige Obergrenzen pro Einzelinvestment ein und folgt damit der Argumentation in Deutschland. Die ÖVP möchte diesen Wert eher höher ansetzen. Mahrer zitiert hier internationale Beispiele aus Märkten mit einer ähnlichen Einkommensstruktur. In Skandinavien würden sich solche Investments durchschnittlich um 2.500 Euro bewegen.
Andreas Brandner, der mit einem Funding-Projekt über 166.000 Euro erzielen konnte, sieht das ähnlich. Zum Ausbau seines Geschäfts mit edlen Holzcases für Tablets haben insgesamt 175 Investoren mit einer Durchschnittssumme von 950 Euro beigetragen. "Wenn die Bereitschaft da ist, zu investieren, dann sollte man die möglichst nicht beschränken. Schließlich kommt das Geld der Wirtschaft zugute."
Zartes Pflänzchen
Trotz der schwierigen Rahmenbedingungen hat sich der Umsatz der österreichischen Crowdinvesting-Plattformen im vergangenen Jahr mit über drei Mio. Euro gegenüber 2013 beinahe vervierfacht. Das gab kürzlich der Fachverband der Finanzdienstleister bekannt. Drei Millionen privates Geld sind nicht viel im Vergleich zu mehreren Milliarden, die nach wie vor auf Österreichs Sparbüchern gehortet werden. Freudenthaler von IBIOLA hat im Zuge seines Fundingprojekts auch gemerkt, dass die Kommunikation vor allem über die eigene Community läuft.
"Ein Genussrechtsmodell ist an sich schon schwierig zu erklären. In Österreich gibt es noch kaum Publicity für neue Formen der Unternehmensfinanzierung." Das ist auch Staatssekretär Mahrer bewusst. Er sieht es als Aufgabe der Republik, nicht nur klare und einfache Rahmenbedingungen zu schaffen, sondern auch für die Vernetzung auf nationaler und internationaler Ebene zu sorgen.
Er will den "Magneten einschalten", damit österreichische Innovationen mehr Sichtbarkeit erlangen und nach einer ersten Finanzierungsrunde durch die Crowd auch an weiteres Geld von internationalen Investoren kommen. Noch ist die Gründerzeit ein zartes Pflänzchen, das nicht nur funktionierende Gewächshäuser braucht, sondern auch kommunikativen Dünger. Fernsehformate wie "2 Minuten 2 Millionen" auf Puls 4 tragen dazu vielleicht etwas bei.