Hitler hatte für Wien größenwahnsinnige Pläne, es sollte die Perle des Reichs werden. Welche Pläne, das kann man ab Mitte März im Architekturzentrum Wien sehen.
„Stadtplan von Wien im Jahre 3000“, Gschnasfest Künstlerhaus, 1933. Entwurf und Ausführung: Meisterschule Prof. Siegfried Theiss (© Archiv Künstlerhaus)
Baumodell Neugestaltung Wien mit Gauforum und „Baldur von Schirach“-Insel, 1941 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Hanns Dustmann: Neugestaltung des Heldenplatzes und des Rathausvorplatzes, Wien, 1942 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Theiss & Jaksch: Wettbewerb Verteilerkreis Triesterstraße, Wien, 1941 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Theiss & Jaksch: Wohnbebauung Laaerberg, Wien, 1942 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Franz Schuster: „Professorenvorschlag“ für die Neugestaltung Wiens, 1938 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Alexander Popp, Hermann Kutschera, Anton Ubl: Entwurf Messe-, Ausstellungs- und Sportgelände im Prater, Wien, 1942 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Hanns Dustmann: Volkshalle im Prater, Wien, 1942 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Friedrich Tamms, Organisation Todt (OT): Flaktürme Augarten, Wien, 1941 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
„Führervorlage“ für die Neugestaltung von Wien, 1941 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Axonometrie vom Süd-Hauptbahnhof, Wien, 1941 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Getreidespeicher am Alberner Hafen, Wien, 1938 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Josef Hoffmann, Oswald Haerdtl: Innenausstattung Opernball, Wien, 1939 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Planungsstelle beim Reichskommissar, Holzwebersiedlung, Neu-Guntramsdorf (NÖ), 1938 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
Franz Pöcher: Gauhalle für Wien, 1938 (© Architekturzentrum Wien, Sammlung)
2014 war großes Gedenkjahr, 100 Jahre Erster Weltkrieg, 200 Jahre Wiener Kongress, 75 Jahre Zweiter Weltkrieg. Am präsentesten bleibt das Dritte Reich. Das Thema ist allgegenwärtig. Oder bleibst du beim abendlichen Durchzappen des deutschen Fernsehens nicht mindestens an einer Weltkrieg-Doku hängen?
In der Ausstellung "Wien. Die Perle des Reiches" will das Architekturzentrum Wien einigen Mythen, die die Stadt betreffen, auf den Grund gehen. Nach dem Anschluss und der Schaffung von Groß-Wien wurde Wien zur zweitgrößten Stadt des Dritten Reiches. Die Stadterweiterung und Raumplanung boomt unter dem NS-Regime. Ganze Stadtteile sollten erweitert werden, die ruralen Grenzen gesprengt und zubetoniert werden. Nette und mittlerweile unleistbare Vorstadtorte wie Guntramsdorf, Perchtoldsdorf oder Groß-Enzersdorf würden heute nur als Teil Wiens existieren. Und vielleicht gäbe es sogar schon eine U5.
Nach Ende des Kriegs startete der Trend zur Dezentralisierung und die erweiterten Grenzen wurden wieder aufgelöst. Ein Wien, wie wir es heute kennen, wurde wiedergeboren. Ohne Seestadt versteht sich. Viel der architektonischen Neuplanung wurde umgesetzt, viele Vorhaben hinterbleiben als unfertige Konstruktionen. Die Flaktürme im Esterhazypark werden heute mit Graffiti versehen, der geplante Adolf-Hitler-Kanal (heute Donau-Oder-Kanal) verbindet bei Weitem nicht die geplanten Wasserstrecken und Wien verbleibt mit 23 Bezirken.
Wie das AzW mit der Problematik umgeht, dass historische Ausstellungen mit großdeutschen Fantastereien auch immer eine Menge braunes Gesocks anzieht, wird zu sehen sein. Denn dass solche Pläne immer von einem Regime stammten, das mit Massenmord und brutalsten Kriegsverbrechen kalkulierte, tritt bei einem scheinbar unschuldigen Projekt für die Stadterweiterung Wiens natürlich in den Hintergrund. Diese Brücken zu schlagen, daran muss diese Ausstellung auch gemessen werden.
Doch was einst geplant wurde, kann man sich von 19. März bis 17. August 2015 im Architekturzentrum Wien anschauen.