Die Auslage spielt mit dem neuen Mainfloor jetzt ganz vorne in der Wiener Clubkultur mit. Im siebten Jahr treibt den Club immer noch viel Idealismus an. Ein ausführliches Gespräch über After Hours, Neid, Booking-Absprachen, HC Strache und was man im Leben erreichen will.
Bei Wiener Clubkultur dachte man lange nicht so richtig an die Auslage. Vielleicht lag das daran, dass der Gürtel eher zum Saufen benützt wird. Oder dass das Mezzanin, der Vorgängerclub der Auslage, so schlimm war. Mit der Eröffnung der Auslage und später des neuen Mainfloors letzten September hat sich das grundlegend geändert.
Jetzt passen nicht nur doppelt so viele Leute, sondern auch bekannte DJs rein, die eine hochwertige, maßgefertigte Soundanlage auf die Ohren bekommen. Weil der Sound zwar so wie Visuals, Bookings und sinnlose Steuern wichtig für einen Club selbst ist, aber noch längst nicht alles, haben wir mit Ja-Duc Phan und Aleksander Gavric auch über die Zeit nach der Sperrstunde, seltsame Gerüchte und die Themen geredet, über die man vielleicht nicht so oft spricht.
Ihr steht eher für rohen Techno, neben der Grellen Forelle und der Kantine. Angeblich gibt es Booking-Absprachen in Wien.
Ja, wir stimmen uns mit der Grellen Forelle und der Pratersauna ab. Erst mit dem neuen Mainfloor wurden wir wirklich ernst genommen, davor waren wir zu klein zum mitreden. Wir haben in diesen ersten drei Monaten auch sehr starke Bookings gehabt, dass wir im Kollektiv meinten, ok, setzen wir uns halt zusammen (Lachen) …
Alex: Die Forelle warnt uns schon vor, wenn es um größere Bookings Euro geht. Bei der Kantine wird es weniger Überschneidungen geben, die sprechen doch ein anderes Publikum an. Aber mit Forelle und Sauna ist das wirklich notwendig. Damit können wir am besten verhindern, dass am gleichen Abend Top-Acts zeitgleich spielen.
Da gab es letzten Oktober einen Tag, da waren Octave One, Mike Huckaby, Martinez und Steve Rachmad gleichzeitig in Wien, das war aus Veranstaltersicht ganz schlimm. Wir sind offen für weitere Absprache.
Es gab aber mit dem neuen Mainfloor ein paar Probleme. Das klingt untypisch für die Auslage …
Wir hatten nur 15 Tage Zeit, um den neuen Mainfloor, herzurichten. 15 Tage für einen Rohbau mit Estrich! In der Nacht vor der Eröffnung haben wir alle durchgearbeitet.
Wir hatten anfangs ein Problem mit der Anlage. Wenn man bedenkt, dass wir kaum Zeit hatten sie richtig einzustellen, ist das auch kein Wunder. Dann kam halt die Polizei von der anderen Seite des Gürtels aus dem 8. Bezirk, weil es einfach zu laut war. Man hat das bis zum Yppenplatz gehört. Deswegen ist am neuen Mainfloor nichts Dekoratives zu finden, dort befinden sich lauter Akustik-Panele, die den Schall schlucken, ist also alles rein funktionell eingerichtet. So kommt das Herzstück unserer Location, die Anlage, am besten zur Geltung.
Jetzt kommt natürlich die Frage nach der Anlage.
Wir haben zwei Akustik-Nerds, Wolfgang Sauter und Mike Lorenz, die uns erklärt haben, was eine Anlage können muss. Die haben schon Forelle und Sub ausgerüstet und diese No Speakers-Anlage selbst konstruiert, sie ist ein Referenzstück. Und deren Betreuung war uns sehr wichtig, die kommen auch mitten in der Nacht, wenn was nicht passt.
Und was hat man dann noch adaptieren müssen?
Jede Anlage hat eine Art Anlaufzeit, sie muss warmlaufen, damit sie richtig klingt. Dies gilt umso mehr für unsere Hochfrequenzanlage, die keine Fehler verzeiht. Das führt dazu, dass die DJs mit Musik in Spitzenqualität kommen müssen, Stichwort Vinyl. Minderwertige Soundfiles gehen gar nicht. Damit sich die beiden Floors nicht in den Weg kommen, wird am ersten Floor noch ein fettes 4-Punkt-System aufgerüstet, sobald das Geld da ist. Dann löscht sich das aus.
Was bringt die Sperrstunde um 6 Uhr?
Bei der 4-Uhr-Sperrstunde machen die Leute Krawall vor der Türe, weil sie noch nicht nach Hause gehen wollen. Bei der späteren Sperrstunde lässt man alles gemütlich ausklingen, die Hälfte der Leute geht dann von alleine heim.
Sind dann um 6 tatsächlich alle raus?
(Lachen) Naja …
Alex: Im Grunde genommen, ja.
Es kann sein, dass es mal länger wird, aber im kleinen Rahmen, wir müssen ohnehin noch abrechnen, Arbeiten durchführen. Aber es wird nicht mehr gewirtschaftet, ist also rein privat.
Alex: Man lässt das mit Freunden ausklingen, in den ersten Monaten auch mal bis 10 Uhr. Ist halt so, aber prinzipiell halten wir uns an 6 Uhr. Das Weggehverhalten hat sich so stark verändert. Die Leute gehen immer später weg, das war früher anders. Der frühere Roxy-Besitzer meinte kürzlich, früher konnte es auch bis 8 uhr oder 10 Uhr gehen, aber da war um Mitternacht schon ordentlich was los. Wenn die Leute erst um 2 Uhr kommen, fühlen sie sich verarscht, wenn man um 4 Uhr zumacht. Unterm Strich verdient man nicht zwingend mehr.
Wie viele dürfen rein?
Nun, auf den offiziellen Bescheid warten wir noch, aber es geht schon ein bisschen was rein (lacht). Garantiert das Doppelte von früher. Einmal hatten wir im kleinen Raum bei Fritz Kalkbrenner über 400 Leute, das ist defintiiv aus dem Ruder gelaufen und kann heute nicht mehr passieren.
Dann schließt die Auslage jetzt eine Lücke? Früher gab es zwischen den kleineren wie Celeste, Sass, Auslage und den größeren Clubs wie Forelle, Volksgarten und Sauna ja nichts.
Ja, wir sind jetzt dieser Club mittlerer Größe.
Oft sind es bei Clubs einzelne Anrainer, die sich wegen Lärm beschweren.
Es wird ja Lautstärke geprüft. Die Polizei sieht sich das an. Und wenn man auf Entgegenkommen setzt, klappt das normalerweise auch. Ich kenn aber auch Fälle von anderen Lokalen, die z.B. eine Richterin oder Prominente im selben Haus. Wir sind die ersten sechs Jahre ganz in Ruhe gelassen worden, außer zwei Mal, an denen wir selbst Schuld waren.
Clubjahre sind wie Hundejahre. Nach fünf, sechs Jahren verfliegen der Zauber und die Motivation oft. Bei euch merkt man wenige Abnützungserscheinungen.
Unser Werkzeug ist die Musik. Und das ist stimulierend, wir freuen uns wirklich selbst auf die Acts. Wenn die Arbeit gemacht ist, feiern wir auch mit. Es gibt auch schwierige Momente, aber im Grunde ist es eine wirklich schöne Arbeit.
Dann ist der Flex Opi, Rudy Wrany, ein Vorbild.
Alex: Ja, der Rudi hat wirklich viel bewegt in der Szene. Er hat viel dazu beigetragen, damit wir da sind, wo wir sind. Gerade in den Jahren als hier nichts war.
Wie ist das, wenn man die ganze Zeit von Alkohol umgeben ist?
Es liegt viel an einem persönlich. Wir trinken gern mit, manchmal gehört das auch zum Beruf und an manchen Tagen ist Detox angesagt. Ein großes Thema in Clubs sind sicher auch Drogen, aber das sollte jeder für sich verantworten können.
Von verschiedensten Clubs hört man von Problemen an der Tür. Bei euch nicht so.
Alex: Wenn jemand schwerst alkoholisiert ist und Probleme macht, dann muss man die Person bitten mal an die frische Luft oder überhaupt zu gehen.
Solche Personen würden sich und dem Club mehr schaden, das kann die Atmosphäre kaputt machen. Aggression wollen wir hier nicht. Die Kameras hängen hier zum Schutz des Clubs und der Gäste. Und die Securities versucht eine Linie zu halten. Wenn es heißt, Türsteher sind rassistisch, denke ich mir nur, mein Geschäftspartner ist Rumäne, Alex aus Ex-Jugoslawien, ich bin Asiate und die Türsteher sind multikulti.
Haben einzelne Leute Clubverbot, Mario Soldo, HC Strache?
Alex: Der Mario hat sich in der Forelle halt aufgespielt. HC möchte niemand gern hier haben. Es gibt sicher Lokale, wo er gern bleiben kann.
Wir lassen ihn bei uns nicht wegen seinem Rechtsextremismus nicht rein, sondern weil wir ihn persönlich nicht mögen. Das ist unser Club, das behalten wir uns als Einziges vor, da können wir sagen, nein, Punkt.
Wie schaut eure Positionierung eigentlich aus?
Wir sind mit unserer Kapazität in einer mittleren, guten Größe aufgestellt. Nicht so klein wie das Celeste, nicht so groß wie die Sauna. Unsere Zielgruppe beginnt bei 21 aufwärts. Mit dem alten Mainfloor, der Wunderbar, haben wir schon sechs Jahre Erfahrung. Dort ist auch mehr Licht und Farbe, es ist alles bestens eingespielt. Dort setzt man sich auch mal zum Quatschen hin.
Mit dem neuen Mainfloor haben jetzt auch wir einen echten Clubraum. Wir wollen den Leuten das bieten, was sie wollen. Und das ist primär Techno. Wir selber hören das auch gerne, aber eher die deepe Richtung. Bei den Jüngeren ist aber definitiv der schnelle Techno im Kommen.
Alex: Im letzten halben Jahr sehen wir ein bisschen älteres Publikum bei uns. Wenn sich bei uns unter 20-Jährige aufhalten, hängt das mit dem Booking zusammen, dafür gibt’s spezielle Termine. Das ist nicht so verkehrt, wenn wir ein etwas älteres Publikum bedienen.
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