Wiener Clubs: Auslage mit Mainfloor

Die Auslage spielt mit dem neuen Mainfloor jetzt ganz vorne in der Wiener Clubkultur mit. Im siebten Jahr treibt den Club immer noch viel Idealismus an. Ein ausführliches Gespräch über After Hours, Neid, Booking-Absprachen, HC Strache und was man im Leben erreichen will.

Alex, du machst die ganzen Bookings?

Alex: Ja, bei allen eigenen Veranstaltungen. Und wir schauen, dass wir eine gewisse Positionierung halten. Bei uns gibt es Techno und Deep House oder auch mal Chicago House und deswegen wird es bei uns niemand wie z.B. Alle Farben auflegen. Fremdveranstaltungen müssen ins Gesamtprogramm passen. Wenn man in die Auslage geht, sollte man einfach wissen, was einen erwartet, auch wenn man nicht weiß, wer an diesem Abend auflegt.

Bei Stammkunden sollte man besonders darauf schauen, dass sie sich wohlfühlen. Denn wenn nicht, ist es einfach nur eine Event-Location. Und dieses Stammkunden-Feeling geht bei kleineren Clubs leichter als bei den großen! Mit dieser Positionierung ziehen wir ein zahlungskräftiges Publikum an, das sagt: Ein Hunderter beim Ausgehen ist OK.

Wie viele Leute kaufen eine Flasche Alkohol? Stimmt das mit den Hundert Euro wirklich?

Das kommt auf den Sound an, den du bietest. Man rechnet in Underground Clubs, in denen Studenten und Künstler sind, mit einem Durchschnittsumsatz von 10 Euro. Wenn wir ein Publikum haben, das im Schnitt älter ist als 25 Jahre, merkt man schon einen Unterschied. Musik ist die eine Sache, Gastronomie die andere. Ich kenne die hohe Bedeutung von einer guten Gastro für eine Location. Daher bieten wir Specials an wie eine Happy Hour, um das Geschäft anzutreiben, von Idealismus alleine kann man ja schließlich auch nicht leben.

Welche Erfahrungen habt ihr mit der Stadt Wien?

Die Auflagen in Wien sind sehr hoch, Geld verdienen ist schwierig. Noch dazu ist einer Stadt, sehr rocklastig und hat für die elektronische Musik nicht so viel über wie London, Berlin oder Barcelona. Es wäre natürlich gut, wenn sich zumindest an den Wochenenden 3.000 Menschen mehr von der gesamten Bevölkerung für gute elektronische Musik begeistern würden. Es kommt immer auf den einzelnen Beamten an.

Alex: Es gibt diverse Gesetze, die überholt sind. Z.B. die Vergnügungssteuer, die ihre historischen Wurzeln bei den Bällen der Adeligen hat. Die macht aber 15% aus und zusätzlich sind auch noch 8% Vergnügungssteuer auf Getränke zu bezahlen.

Wie leicht bekommt man internationale DJs nach Wien?

Das hängt vom Geld ab. Aber es geht für die angesagten Acts auch um das Prestige, in coolen Locations aufzulegen und da hinkt Wien dann schon auch nach.

Alex: Die Booking Agenturen arbeiten heute professioneller als früher. Oft verlangen sie die gesamte Gage im vorhinein. Und haben noch weitere Auflagen, die bei dem Aufenthalt vor Ort zu beachten sind. DJs sind also wirklich die neuen Rockstars. Aus den Bookings ergeben sich im Laufe der Jahre echte Freundschaften. Wichtig ist in dem Zusammenhang auch die Hospitality: Wenn jemand für ein Wochenende nach Wien kommt und auflegt und er weiß, dass er hier gut betreut wird, dann bekommt man auch mal Freundschaftspreise.

Wie angenehm ist die Zusammenarbeit mit Sponsoren? Da gibt es von Werk bis Passage, von Null bis aufdringlich, alles.

Ich komm selbst aus der höheren Gastronomie. Wir sind eher im Underground daheim, da ist im Idealfall nichts gebrandet. Wir suchen uns unsere Partner ja aus. Bombay, Red Bull, Heineken, die unterstützen die Szene auch oder bringen Acts nach Wien. Ohne die könnte es den Club nicht geben. Und wir beobachten, was unsere Gäste trinken wollen.

Welchen Stellenwert haben Visuals?

Wir arbeiten mit Augenschmaus zusammen, die sehr viel Ahnung haben und die Auslage als einen Showroom sehen. Zu besonderen Abenden haben wir auch Live-VJs, auch Neon Golden oder Dornröschen, die das sogar via Netz von daheim aus machen könnten. Licht ist ein enorm wichtiger Teil der Atmosphäre.

Alex: Pro Raum sind vier Beamer im Einsatz. Und wir können auch selbst eingreifen, man lernt dazu.

Wir gehen Schritt für Schritt. Es steckt viel Idealismus drin und sobald wir uns das leisten können, kaufen wir uns kein neues Auto, sondern stecken das hier rein.

Welche Autos fahrt ihr dann?

Es gab Zeiten, da habe ich auf solche Sachen wert gelegt. Ich denke jeder junge Mann durchlebt diese Phase und will sich einen Traum erfüllen und so auch ich. Mit einem Club bleibt nicht mehr viel Raum für Luxus. Sagen wir so, es ist ein Diesel, hat vier Reifen und bringt mich von A nach B (lacht).

Es gibt ja über jeden Wiener Club böse Gerüchte, von reichen Erben, rechten Verbindungen, und grundsätzlich droht ohnehin immer die Schließung…

Alex: Man hat das über alle, von Sauna bis Forelle gehört. Nur beim Flex hat es sich als wahr heraus gestellt.

Ich bin angeblich Drogenbaron. Viele wissen nicht, wer hinter der Auslage steckt. Wir lachen über Gerüchte, egal ob über uns oder andere, denn jeder hat seinen eigenen Dreck vor der Tür. Ich bin halt eher unscheinbar, hier drin streng und der, der das Wirtschaftliche zusammen hält. Der Alex hat mit den DJs zu tun und präsentiert eher.

Man hört bei euch schon oft den Idealismus durch.

Alex: Ich hatte einen klassischen 9-to-5-Job, nicht schlecht verdient und auch ein Auto gehabt (Lachen), aber bin damals oft mit Bauchschmerzen Heim gegangen und dann hab ich schließlich in den Event-Bereich gewechselt. Ich habe gewusst es wird härter, aber besser.

Es ist nicht immer leicht, zu arbeiten, wenn sich andere amüsieren. Aber man schafft etwas, auf das man stolz sein kann. Wir halten da stark zusammen, haben uns alles durchgerechnet. Selbst wenn man das Ganze nicht irgendwann irgendwie weitergeben kann, würde sich das ausgehen. Wir haben beschlossen, wir ziehen das auf jeden Fall drei bis fünf Jahre weiter durch und schauen was draus wird. Einen Club machen ist unser Traumjob.

Den Club Auslage findet man am Lerchenfelder Gürtel 43. Öffnungszeiten von Do bis Sa, 23:00 – 06:00 Uhr. Die Homepage dazu hier.

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