Wiener Clubs im Interview: Celeste

Die Wiener Clublandschaft floriert. The Gap sieht genauer hin und trifft einige Clubmacher zum Interview. Heute: Tobias Kovar vom Celeste.

Letztens war ja mit The Dictaphone schon Post-Punk in analoger Reinform bei euch, plant ihr euch auch auf dem Konzert-Sektor zu etablieren und bleibt es vorerst elektronisch-clubbig?

Schon jetzt liegt unser Schwerpunkt nicht vorrangig auf elektronischer Clubmusik. Am Wochenende, klar, wobei wir selbst da mit Philip Quehenbergers neuer Schiene mit dem wunderbaren Namen "Egal" eine Veranstaltung haben die auf eher freie / experimentelle Musik setzt. Unter der Woche und vor allem im Jazzkeller sieht das schon anders aus.

Da sind vor allem Jazz und neue / improvisierte Musik zu Hause. Generell kann man aber durchaus sagen, dass Konzerte in Zukunft auch im Club eine noch stärkere Rolle spielen sollen.

Ihr habt ganz schön viele Magazin Releases bei euch. Wie kommts, und seid ihr selbst mehr die Offline-Typen?

Wie schon erwähnt, wollen wir unterschiedlich künstlerische Disziplinen im Celeste zusammenführen. Im November haben wir drei Magazin Releases: das Magazin der Greif ist ein Photo Magazin, bei Franz the lonely Astrionaut die übrigens auch die Galerie im Dezember bespielen werden, geht’s um Illustration, und Jenny ist das Magazin der Klasse für Experimentelle Sprachkunst der Angewandten. Im Dezember wird’s auch wieder Filmscreenings geben.

Wie sieht euer Publikum typischerweise aus? Oder eigentlich, wie sieht es jedenfalls nicht aus?

Unser Publikum sieht nicht ungut aus.

Habt ihr vor die legendäre Jazz-Schiene beizubehalten?

Auf jeden Fall! Die lief ja auch immer gut. Wir haben immer fantastische Musiker im Haus, und seit mittlerweile acht Jahren jeden Montag mit dem Neu New York / Vienna Institute of Improvised Music von Marco Eneidi, vielleicht eine der wichtigsten Sessions im Bereich der freien Musik.

Wir spielen elektronische Musik, wollen aber kein Club sein, wir zeigen Kunst, wollen aber keine Galerie sein, wir zeigen Filme, wollen aber kein Kino sein. Es geht darum, Leute und Kunstformen zusammen zu bringen und Neues entstehen zu lassen. Es soll ein Platz sein, an dem man neue Sachen einem interessierten Publikum präsentieren kann und kein weiterer Platz, an dem man nur darüber redet. Wir wollen nicht in Konkurrenz zu anderen Clubs treten und werden nach herkömmlichen Massstäben sicher nicht so bald der "Beste". Trotzdem oder gerade deshalb geht es uns darum Qualität vor Quantität zu stellen.

Wir wollen ein Ort sein an dem man überrascht wird und zu einem gewissen Grad auch gefordert ist – aber am Ende ein Ort, an dem man Dinge erlebt, die neben einer gute Party etwas mitgibt, dass man so vielleicht woanders nicht erleben kann.

Das Celeste ist in der Hamburgerstraße 18 im Fünften daheim. Obwohl sich das Celeste nicht nur als Club versteht, ist es auch auf unserer entsprechenden Foursquare-Liste drauf. Infos und Line-up hier: www.celeste.co.at

Mehr Clubkultur: www.thegap.at/wienerclubkultur

Bild(er) © Celeste, Clara Agnelli & Mario Grubisic © V ARE
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