Im Rahmen unserer Coverstory »20 Jahre Female Pressure – Wo stehen wir heute?« haben wir fünf Wiener Clubs nach ihren Maßnahmen zur Frauenförderung gefragt.
Seit knapp 20 Jahren besteht die Datenbank Female Pressure, die bis heute aufzeigen soll, dass Frauen in der elektronischen Musik keine exotische Nebenerscheinung sind. Betrachtet man die Line-Ups der Wiener Clubs, hat sich zum Teil leider wenig verändert, wie auch die Plattform femdex in einer Analyse feststellte. Während VeranstalterInnen primär für das Booking zuständig sind, können aber auch Clubs die Verantwortung für das, was in ihren Räumlichkeiten passiert, nicht ganz von sich weisen. Wir haben im Werk, in der Grellen Forelle, im Fluc, im Sass und im Flex nachgefragt, was aktuell für Frauenförderung getan wird und was noch zu tun wäre. Die Antworten erfolgten schriftlich per Mail.
Das Werk (Benjamin Hötzendorfer)
1) Inwieweit seht ihr euch als Club in der Verantwortung, Frauen in der elektronischen Musik zu fördern?
Ich sehe uns voll und ganz in der Verantwortung. Die letzten zehn Minuten habe ich damit verbracht irgendwelche Ausreden zu formulieren, aber im Endeffekt kommt es darauf hinaus, dass wir alle zu jeder Zeit in der Verantwortung stehen. Punkt, aus. Man kann probieren sich herauszustehlen. Wenn aber konsequent nachgedacht wird, kann am Ende der Überlegung nur diese Antwort herauskommen. Ich wünsche Female Pressure alles Gute zum 20.(!) Geburtstag und möchte mich hiermit auch für eure Arbeit bedanken! Danke! Wenn ich bedenke, dass es Female Pressure schon seit 20 Jahren gibt, dann ist es umso erschreckender, dass sich auf diesem Gebiet zumindest in Wien dermaßen wenig bewegt hat. Und da nehm ich mich voll in die Verantwortung.
2) Welche Maßnahmen setzt ihr, um ausgeglichenere Line Ups zu ermöglichen?
Ganz ehrlich: Ich hab jetzt gerade meinen Jungs geschrieben, dass es verdammt nochmal unsere Verantwortung ist. Denn, um ehrlich zu sein, werden hier wenig bis gar keine Maßnahmen gesetzt. Leider! Das tut schon weh, wenn man so darüber nachdenkt. Bei Veranstaltungen, wo ich Einfluss auf das Line Up habe, werde ich diesen Einfluss in Zukunft ernst nehmen. Und ich hoffe ihr Veranstaltungsmänner da draußen nehmt die Verantwortung auch ernst! Zeit wird’s!
3) Gibt es Gespräche mit Veranstaltern, sich dem Thema zu widmen?
Das Thema kommt schon hin und wieder auf, wird aber meist stiefmütterlich behandelt. Also bitte liebe Veranstalter und Veranstalterinnen, schaut in Zukunft, was ihr dafür tun könnt, dass mehr Frauen hinterm Pult den Laden rocken! Ihr seid die Keimzelle der Party! Wenn abseits der eigenen Crew gebucht wird, dann nehmt euch die Zeit. Bucht gut und bucht weiblich!
4) Wieso ist es deiner/eurer Meinung nach schwierig, auf ein ausgeglicheneres Verhältnis zu kommen?
Das man hier aktiv gegensteuern muss, war wohl vielen in der Szene nicht wirklich klar, weil man immer das Gefühl hat, sowieso offen für jede/n zu sein. Frauen werden ja, zumindest in den alternativen Szeneclubs, nicht aktiv diskriminiert. Da würde bald mal jemand aufschreien.
Wenn es aber um die sogenannte gläserne Decke geht, dann muss man schon sehr genau hinschauen, um diese auch zu erkennen. Je mehr weibliche DJs gebucht werden, umso mehr trauen sich andere Mädchen oder Frauen an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich denke, dass es viele weibliche DJs gibt, die das Zeug dazu haben, sich aber gar keine Chancen ausrechnen, gebucht zu werden. Es ist so schon superschwer auf einen Timetable zu gelangen. Wenn man sich das Verhältnis bei den Veranstaltungen ansieht, ist es als Frau wahrscheinlich hundertmal schwerer. Die ganze Szene ist dermaßen männlich dominiert, dass es einfach normal geworden ist. Da zu einem ausgeglichenen Verhältnis zu kommen, ist mit Sicherheit eine schwere Aufgabe, die nur zu lösen ist, wenn aktiv gegengesteuert wird.