Im Rahmen unserer Coverstory »20 Jahre Female Pressure – Wo stehen wir heute?« haben wir fünf Wiener Clubs nach ihren Maßnahmen zur Frauenförderung gefragt.
Sass Club (Sebastian Schatz)
1) Inwieweit seht ihr euch als Club in der Verantwortung Frauen in der elektronischen Musik zu fördern?
Wir haben vor einiger Zeit die Veranstaltungsreihe »Puppenhouse« ins Leben gerufen, für die wir ausschließlich Frauen an die Plattenteller und CD-Player buchen wollten. Das hat auch gut funktioniert. Und zwar insofern, weil es uns nicht bloß darum ging, weibliche DJs auf Äußerlichkeiten und Sexappeal zu reduzieren, sondern einfach, weil wir einige weibliche DJs kannten, die gut auflegen können und Musik spielen, die für uns in unseren Club passt und es uns ein Anliegen war, diese Damen zu fördern und zu pushen.
Wir fördern aber generell gerne jeden, der musikalisch zu uns passt, unabhängig vom Geschlecht. Was uns darüber hinaus gänzlich widerstrebt, sind Artworks für beispielsweise Flyer und Plakate, oder mediale Auftritte, in denen Weiblichkeit ausschließlich über Nacktheit, Brüste und Sexappeal transportiert wird. Ein Konzept, das Frauen real und bildlich auf Gogo-Podeste stellt und männliche Gäste zu komasaufenden Gaffern reduziert, würden wir nicht verfolgen wollen.
Einst gab es eine gleichsam archaisch konservative Geschlechtertrennung in der Wiener Clubszene. Männer waren hier eher die Securities, DJs und Cocktailkellner, Frauen eher die Tänzerinnen, Gästelisten- und Empfangsdamen und Kellnerinnen. Die 68er-Bewegung hatte damals offenbar einfach nicht alle WienerInnen erreicht. In kommerziell orientierten Diskotheken und Clubs ist das heute teilweise noch so. Manch ein Veranstalter knallt auch heute noch halbnackte Frauen, mit eingeölten Körpern auf seine Plakate und hofft auf den altbewährten Sex-Sells-Faktor. Hier fehlt es dann meistens nicht nur an der Qualität der Musik.
In einem Raum, in dem Alkohol verkauft und laute Musik gespielt wird, Menschen ausgelassen tanzen und feiern, wird das Thema Sex aber immer eine gewisse Rolle spielen. Dieses Thema kann man nun bewusst in den Hintergrund stellen und die Qualität von Musik und Gastronomie in den Vordergrund heben, oder mit profaner Nacktheit einfach total überbewerten. Es wird irgendwo immer eine Gratwanderung sein.
2) Welche Maßnahmen setzt ihr, um ausgeglichenere Line Ups zu ermöglichen?
Wie gesagt: Wir buchen Personen hinsichtlich ihres Könnens und des Vermögens, tanzbare elektronische Musik zu spielen, die zu uns als Club passt. Hier versuchen wir immer wieder weibliche DJs als Kollektiv zu unterstützen, oder als Individuen zu buchen.
3) Gibt es Gespräche mit Veranstaltern, sich dem Thema zu widmen?
Laufend und immer gerne.
4) Wieso ist es deiner/eurer Meinung nach schwierig, auf ein ausgeglicheneres Verhältnis zu kommen?
Wir haben uns noch nie darüber Gedanken gemacht, dass es schwierig sein könnte, hier ein ausgeglichenes Verhältnis, bloß nach dem Kriterium des Geschlechts, zu finden. Es gibt viele weibliche DJs in Wien. In unserer Szene stellt sich eher die Frage, wer in welchem DJ-Kollektiv und -Freundeskreis musikalisch beheimatet ist, wer gerne mit welcher Person zusammen auflegt, wer sich mag, oder hasst, ob es in diesen Kreisen weibliche DJs gibt und wer an welchem Tag xy Zeit hat, tatsächlich auch aufzulegen.