"Es lebe der Wiener Zentralfriedhof" sang schon Ambros. Als einer der größten Friedhöfe Europas beherbergt er viel Geschichte, Künstler, aber auch Gräber, die selbst Kunst sind.
Man kann einen ganzen Tag am Zentralfriedhof verbringen und hat noch immer nicht alle schönen und wichtigen Gräber gesehen. Mit drei Millionen Menschen gibt er näherungsweise doppelt so vielen Menschen wie derzeit in Wien leben ein letztes Zuhause. „Halb so groß wie Zürich, aber doppelt so lustig ist der Wiener Zentralfriedhof!“, das sagen die Wiener angeblich – laut Wikipedia – wenn sie ihren Friedhof beschreiben. Ob das tatsächlich jemand in Wien sagt, kann man spätestens zu Allerheiligen herausfinden, wenn die Friedhöfe des Landes so voll wie nie sind.
Wer in Österreich ein Ehrengrab bekommt, wird – mit einigen wenigen Ausnahmen wie das von Gustav Klimt – am Zentralfriedhof begraben. Insofern ist es auch klar, dass viele den Friedhof als Pilgerstätte nutzen. Fast so wie Pere Lachaise in Paris. Ja, man denkt zuerst an Falco. Der hat zwar unangefochten das höchste Grab, aber nicht das einzig Sehenswerte.
Falco, Hans Hölzel 1957 - 1998 (© Theresa Tropschuh)
"In Wien,mußt erst sterben, dass dich hochleben lassen.Aber dann lebst lang." Wien ließ Falco zwar schon zu Lebenszeiten hochleben, aber auch nach seinem Tod hat er das wohl bekannteste und imposanteste Grab am Wiener Zentralfriedhof. Zu den Klängen von "It's all over now, Baby Blue" wurde er beerbergt, seinen Sarg trugen die Motorrad Rocker aus dem Rock me Amadeus Video. Zu dem Begräbnis kamen tausende Menschen und noch einige pilgern heute zu Falcos Todestag zu seinem Grab. Idee, Entwurf und Planung stammen von Erwin Zechmeister – er entwirft mit dem 3 Meter hohen Obelisken auch das größte Grab des Zentralfriedhofs. Die eigentliche Höhenbeschränkung von 2,70 Meter wurde für Falco einfach aufgehoben. Die Glasplattte in Form einer abgebrochenen CD steht für sein musikalisches Werk, der Obelisk für sein Dasein als großer Künstler und die Grabsäule steht für Hans Hölzel als Mensch. Die Kosten für das imposante Grab trug Freund und Geschäftsmann Robert Zeunig, etwa 20.000 Euro kostete das Denkmal.
Franz West (© Theresa Tropschuh)
"Typisch für Österreich ist die Home Art - Künstler arbeiten für sich und nicht für ein Publikum." Der Bildhauer Franz West war jahrelang einer der bedeutendsten international tätigen Künstler Österreichs. Als einziger Österreich erhielt er für seine Arbeit einen Goldenen Löwen auf der Biennale in Venedig. Nach seinem Tod wurde er von der Stadt Wien mit einem Ehrengrab nach seinen Vorstellungen gewürdigt. Die Statue wurde von der Galerie Franz West posthum im Stile von Franz West posthum angefertigt.
Margarete Schütte Lihotzky, 1897-2000
"Ich würde es genossen haben, ein Haus für einen reichen Mann zu entwerfen" - sagte Margarete Schütte Lihotzky bei ihrem 100. Geburtstag nach einem Tanz mit dem Wiener Bürgermeister. Sie war die erste Frau, die in Österreich ein Architekturstudium abgeschlossen hat und wurde für den Entwuft der "Frankfurter Küche" bekannt. Ihre Werke wurden erst sehr spät anerkannt, das Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kultur Stadt lehnte sie aufgrund der Übergabe von Kurt Waldheim und dessen zweifelhafter Nazi-Vergangenheit ab. Später erhielt sie zusätzlich einen Ehrenpreis der Stadt Wien und nach ihrem Tod ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof.
Markus Prachensky (© Theresa Tropschuh)
"Rot ist die Farbe meines Lebens. Mit dieser Farbe habe ich angefangen, mit ihr werde ich sterben, da gleite ich dann hinüber ins Jenseits. So es eins gibt, was ich sehr bezweifle." Markus Prachensky zählte zu den bedeutensten abstrakten Malern in Österreich. "Die Kunst ist mein Leben" sagte er in einem Interview und beschrieb, wie er jeden Moment in seinem Leben ans Malen denkt: "Mein Internist weiß, dass ich ständig durchmale. Ich sitze oft, schau' in die Luft und mal'. Wenn ich mich hinlege, muss ich Schlaftabletten nehmen, damit ich in den Genuss von Schlaf komme. Es bewegen sich die Ideen, es malen die Pinsel in meinem Kopf." Während sich in seinen Werken die Farbe Rot immer wieder durchzieht, ist sein Grabstein ganz in weiß gehalten.
Arnold Schönberg (© Theresa Tropschuh)
"Wie kann Mahler bei der Vierten Symphonie etwas können, wo er doch schon bei der Ersten nichts gekonnt hat?" Arnold Schönberg war österreichischer Komponist, Musiktheoretiker, Maler, Dichter und Erfinder. Er stammt aus einer jüdischen Familie in Wien, emigrierte während dem 2. Weltkrieg in die USA und nahm die amerikanische Staatsbürgerschaft an. Er starb in Los Angeles, seine Asche wurde aber nach Wien überführt und er erhielt ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof. Das Grabdenkmal wurde von Fritz Wotruba gestaltet.
Rudolf Hausner (© Theresa Tropschuh)
Rudolf Hausner war österreichischer Maler und Grafiker. Während dem Nationalsozialismus wurde er als "entarteter Künstler" mit einem Ausstellungsverbot belegt. Er war Mitbegründer der "Wiener Schule des phantastischen Realismus". Eine seiner bekanntesten Figuren, der Adam, ziert auch sein Grabdenkmal am Wiener Zentralfriedhof.
György Ligeti 1923-2006 (© Theresa Tropschuh)
György Ligeti war einer der bedeutensten Komponisten des 20. Jahrhunder und Vertreter der Neuen Musik. Nach dem Ende des ungarischen Volksaufstandes floh er nach Wien und nahm später die österreichische Staatsbürgerschaft an. Seine Werke wurden außerdem als Film Musik für Stanley Kubiks Filme "Eyes Wide Shut", "The Shining" und "2001: Odyssee im Weltraum" verwendet.
Max Weiler (© Theresa Tropschuh)
"Die Leute, die hier in Wien als gut gelten, müssen soviel für ihr Prestige tun, daß es ein Wunder wäre, wenn sie wirklich gut wären." Max Weiler war ein Maler und "ein großer Unbequemer", wie der ehemlige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel es ausdrückte. Das soll aber auch die Qualität seiner Werke ausgemacht haben. Er erhielt zahlreiche Kunstpreise und zu seinen bekanntesten Werken zählen die Fresken in der Theresienkirche auf der Hungerburg in Innsbruck.
Friedrich Schächter 1924-2002
Friedrich Schächter war österreichischer Erfinder und erfand den Weltraumkugelschreiber "Space Pen", der im Jahr 1968 bei der Weltraumkonferenz in Wien erstmals vorgestellt wurde. Der Space Pen ermöglicht das Schreiben im Weltraum und wurde später von der amerikanischen und russischen Raumfahrt verwendet. Er wurde auf dem Ehrenhain des Wiener Zentralfriedhofs bestattet, die Skulptur auf seinem Grab stammt vom österreichischen Künstler Gerhard Gutruf.
Ernst Jandl
"Wir sind die Menschen auf den Wiesen, / bald sind wir Menschen unter den Wiesen, / und werden Wiesen und werden Wald, das wird ein heiterer Landaufenthalt." Ernst Jandl war österreichischer Dichter und Schriftsteller und vor allem durch seine experimentelle Lyrik und Lautgedichte bekannt. Eines seiner bekanntesten Werke aus der politischen Lyrik ist wohl wien:heldenplatz. Er erhielt für seine Arbeit unter anderem den Georg-Büchner Preis und das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik und erhielt ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof. Die Todesanzeige zitierte das Gedicht zwei erscheinungen aus dem Gedichtband "idyllen": „ich werde dir erscheinen
wie stets ich erschienen dir bin
und du wirst weinen
denn ich bin dahin (..)"