Design ist allgegenwärtig, doch Designmuseen sind noch immer die Ausnahme. In Deutschland wird nun genau ein solches geplant. Die Diskussionen dazu sind allerdings bisher überschaubar.
Design ist allgegenwärtig, doch Designmuseen sind noch immer die Ausnahme. Dabei zeigen etwa das Design Museum London (designmuseum.org) oder das neue, von Ron Arad entworfene Holon Design Museum südlich von Tel Aviv (www.dmh.org.il), wie man das weite Feld der „Gestaltung“ einem breiten Publikum vermitteln kann. Vor wenigen Wochen trat daher der deutsche Rat für Formgebung mit einer bemerkenswerten Initiative an die Öffentlichkeit: „Der Rat für Formgebung plant ein Deutsches Design Museum in Berlin“. Das ist etwas großmundig, denn Kleinigkeiten wie Finanzierung, Standort etc. sind noch gar nicht geklärt. Aber immerhin lädt man zum offenen Gedankenaustausch, in welcher Form Design vermittelbar ist – und ob ein Museum überhaupt der richtige Ort für ein solches Vorhaben ist.
„Es ist also an der Zeit diesen Diskurs aufzunehmen, zu bündeln und ihn in die Öffentlichkeit zu tragen“, ist man überzeugt. Dazu holte man sich zugkräftige Namen wie die Designer Konstantin Grcic und Volker Albus ins Boot. Letzterer bringt die Problematik jedes Designmuseums auf den Punkt: „Man kann heute nicht mehr nur Stühlchen ins Museum stellen. Wir müssen über den Designbegriff reden.“ Bis Anfang 2012 soll nun ein öffentlicher Diskurs darüber stattfinden, was ein Deutsches Design Museum können sollte. Noch aber ist der Funke auf eine breitere Öffentlichkeit nicht übergesprungen, die Kommentare und Vorschläge auf der Website (www.deutschesdesignmuseum.de) und auf Facebook sind äußerst überschaubar, man darf also gespannt sein, wie die fürs erste Quartal 2012 angekündigte Auswertung der Diskussion aussehen wird.
Aus österreichischer Sicht ist das Projekt hoch interessant. Denn erst kürzlich hat der neue MAK-Direktor Christoph Thun-Hohenstein dazu eingeladen, über die Zukunft seines Museums öffentlich zu diskutieren. Das ist allein vom dialogischen Ansatz her eine Kehrtwende zum Prinzip des Vorgängers Peter Noever, der das MAK konsequent zu einem Museum für Gegenwartskunst umgekrempelt hatte. Immerhin konnte er es so vor der Schnarch- und Nostalgiefalle retten, in die viele Kunstgewerbemuseen des 19. Jahrhunderts getappt sind. Doch das MAK hat noch immer den Beinamen „Museum für angewandte Kunst“ – und nicht zu vergessen eine sensationelle historische Sammlung. Wie man diese mit neuen Formen der angewandten Kunst (Multimedia etc.) konfrontieren und präsentieren kann, darüber wird am Stubenring in den kommenden Wochen und Monaten eifrig diskutiert werden. Hoffentlich gibt´s mehr Wortmeldungen als derzeit bei unseren deutschen Nachbarn.
Das MAK und seine Ausrichtung in Vergangheit und Zukunft ist auch Thema der The Gap Coverstory zu Gegenwartskunst in Österreich.