Endlich, endlich haben Daughter ihren Weg nach Wien gefunden, um ein wunderschönes Konzert in der Arena zu spielen. Patrick Münnich hat die Bilder gemacht, Nikolaus Ostermann Worte gefunden. Und Taschentücher.
Daughter 1 (© Patrick Münnich)
Daughter 2 (© Patrick Münnich)
Daughter 3 (© Patrick Münnich)
Daughter 4 (© Patrick Münnich)
Daughter 5 (© Patrick Münnich)
Daughter 6 (© Patrick Münnich)
Daughter 7 (© Patrick Münnich)
Daughter 8 (© Patrick Münnich)
Daughter 9 (© Patrick Münnich)
Es war fast ein wenig zu aufgelegt, dass das englische Trio Daughter – Fachgebiet melancholischer Indie-Folk mit (optional) elektronischem Anstrich – an einem dieser Tage zum ersten Mal live in Wien gastieren sollte, an denen der hereingebrochene Herbst den letzten Sommer langsam zur Erinnerung verblassen lässt und die Stadt ihr tiefstes Grau trägt. Aber wenn’s denn wahr war …
Die Wiener Arena war dem Anlass entsprechend jedenfalls ausverkauft, was aber natürlich weniger dem Wetter, als zwei frühen EPs und dem exzellenten Debütalbum "If You Leave" aus 2013 geschuldet war, dem die Band im vergangenen Winter den in ähnlich dunkelschönen Gewässern fischenden Nachfolger "Not To Disappear" folgen ließ. Bei Daughter geht es um den Schmerz (und seiner Bewältigung), um die Momente der Einsamkeit (nachdem er/sie zum letzten Mal gegangen ist) und den Tod. Daughter-Konzerte sind kein Kindergeburtstag.
Tränen in den Augen
Daughter-Konzerte – live kein Trio, ein Quartett – sind aber, wenn man es denn vermag, sich darauf einzulassen (and you better!), eben auch und in erster Linie wunderschön. Einem wohltemperierten Beginn folgend, standen spätestens bei der vierten Nummer, "Winter", ersten Menschen Tränen in den Augen. Ob vor Trauer oder Verzückung war nicht festzustellen, was aber erstens egal, zweitens manchmal eins und spätestens bei "Love", einer ganz frühen Nummer, die die stärkste Phase des Abends einläuten sollte, sowieso vorbei war; wenn man ein Herz hat.
In so einem Zusammenhang mutet die Zeile "If you’re still bleeding, you’re the lucky ones" aus der Zaubernummer "Youth", die uns Sängerin/Gitarristin/Bassistin Elena Tonra im vorletzten Stück des regulären Sets kredenzt, dann schon nahezu optimistisch an. Zumindest hallt sie hinaus in die Nacht und hüllt uns gerade noch lang genug ein, um wohlbehalten nach Hause zu kommen und den Kachelofen zum ersten Mal in diesem Winter anzuheizen.
Nur kein Netflix jetzt, bitte. Lass uns lieber Jeff Buckley hören.
Daughter spielten gestern in der ausverkauften Arena Wien.