Wirtshaus mit Kulturschock

Die Szene in Wien floriert. Doch neben den großen Locations wird nach wie vor in kleinen Clubs, in den Beisln und Pubs der Hauptstadt gefeiert. Doch tut sich da was? Genau hier fragen wir nach. Heute bei Chris vom Avalon Kultur.

Veranstaltet ihr alle Konzerte selbst? Nach welchen Kriterien sucht ihr euch die Künstler aus?

Grundsätzlich wollten wir gar keine Konzerte veranstalten, daher gibt’s auch keine Bühne oder extra Lichtstimmungen dazu. Konzerte sollen eher diesen Spielmann-, Strassenmusik-Charakter behalten. Wir kennen aber sehr viele Menschen, die Musik machen und so sind bis jetzt auch einige Kleinstkonzerte zustande gekommen. Großteils bewerben sich die Künstler bei uns.

Darf bei euch jeder spielen oder gibt es Sachen, die im Avalon kein Gehör finden würden?

Wie gesagt, weniger ist mehr. Am schönsten ist es, wenn ich musikalisch meine Seele berührt weiß und textlich meinen Geist. Alle können leider nicht spielen, dazu sind die Anfragen zu viele.

Was funktioniert eurer Meinung nach besser? Livekonzerte oder Musik aus der Blechdose?

Dazu habe ich keine Meinung. Musik ist Musik und wir sind keine Disko.

Einerseits habt ihr Konzerte und ein Kulturprogramm. Andererseits gutes Essen und ein Craft-Bier Sortiment. Worauf legt ihr euren Fokus?

Wir machen Dinge, die uns Spaß machen und den Menschen in den Mittelpunkt stellen. Gutes Essen und Trinken gehört genau so zum Wohlfühlen wie ansprechende Musik oder eine gute Diskussion. Da unsere Wurzeln im Waldviertel liegen, ist uns diese Region sehr wichtig. Die meisten unserer Produkte kaufen wir von Kleinbetrieben und fördern derart die Region.

Würdet ihr sagen, dass im Avalon zwei Welten aufeinandertreffen? Was sind die absurdesten Geschehnisse, die ihr im Avalon miterleben durftet?

Nach mehr als 20 Jahren Kulturarbeit würde es dazu zu viel zu erzählen geben. Avalon DVD schaun, da erfährt man mehr dazu.

Wie kann man sich das Publikum im Avalon vorstellen? Gibt es einen typischen Gast?

Nein, typischen Gast gibt es keinen. Charakteristisch ist das sich bei uns Jung und Alt gleichermaßen wohlfühlen und sich auch gerne untereinander austauschen. Derlei Beisl gibt es in Deutschland nicht mehr, erfuhr ich von einem Gast. Dort gibt es die Lokale für Junge und welche für Alte. Davon halten wir nix.

Was muss passieren, damit das Avalon aus allen Nähten platzt?

Hatten wir schon ein paar Mal zu den unterschiedlichsten Anlässen. Meinem Geburtstag, der Tag als Petsch Moser spielte, beim letzten A.Salon Brunch und vielen anderen Veranstaltungen.

Wie hat sich eurer Meinung nach die Club- oder Ausgehkultur in Wien in den letzten 5-10 Jahren verändert?

Nicht nur in der Clublandschaft sondern generell ist vieles sehr beliebig geworden. Authentizität fehlt und dass es nicht immer nur ausschließlich ums Geld verdienen gehen muss. Ein klein wenig Solidarität täte der Menschheit wieder gut an. Wir haben zum Beispiel über die Aktion "Charity Tschechern" Spenden für vier charitative Organisationen gesammelt und über das Augustin-Benefiz Essen zwei FörderInnen Abos erwirkt. Hier geht es um ein kleines bescheidenes Zeichen mit Herz.

Es gibt ja auch immer im Nachtleben Trends und Hypes, die kommen und gehen. In welchem Hype befinden wir uns gerade und würdet ihr auf den Zug aufspringen?

Nein, keine Trends, keine Hypes. Mach das, was dir Spaß macht und alles ist gut.

Bei der Busking-Beisl Rallye mit den Wandervögeln, die morgen stattfindet, seid ihr ja sozusagen der Auffanghafen, die Endstation. In welchem Zustand erwartet ihr die Gäste? Habt ihr oft mit Alkoholleichen zu tun?

Wir freuen uns sehr auf den Abend, vor allem weil wir die Musik von David und Raphael sehr schätzen. Alkoholleichen gibt es bei uns keine, aus der Kinderstube sind unsere Gäste bereits heraus!

Was muss ich tun, um bei euch nicht reinzukommen?

Bisher mussten wir in all den Jahren noch keine Lokalverbote aussprechen. Das liegt an unserem chilligen Publikum. Keinen Platz haben wir für Intoleranz, rechte Recken und Nervensägen, die uns und unsere Gäste belästigen.

Ins Avalon Kultur kann man auch gehen, wenn keine Konzerte oder speziellen Events stattfinden. Es gibt gutes Essen, teilweise sogar vegan und wichtig ist dem Avalon Team, dass hier jeder essen kann. Deshalb sind manche Speisen zum "pay as you wish"-Tarif zu haben. Achja, Bier gibt es in Hülle und Fülle und etliche andere Schmankerl.

Mehr zur kleinen Clubkultur gibt es hier:

Das Bach: Der Punk geht den Bach runter

Polkadot: Jetzt bin ich der Chef

Shelter: Gimme Shelter

Café Carina: Rock’n Roll im Drogenmilieu

Local: Rock am Ende des Gürtels

B72: Indie Disco Inferno auf zwei Floors

Tüwi: Eine endlose Abrissparty

Kiez: Einmal ohne Bühne, bitte!

Café Prosa: Luft und Liebe

Tonstube: Fusion-Clubbar mit Privatstrand

Zwe: Jazz ist anders

Loop: Nevermind the Cocktails

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