Stefan Hiess von der Pratersaunsa hat Tagebuch geführt. Wir veröffentlichen zum ersten Mal mehrere Einträge aus dem ersten Jahr des vielleicht wichtigsten Clubs der Stadt.
6yrs Pratersauna - Michael Winkelmann
6yrs Pratersauna - Marco Leimer
6yrs Pratersauna - Michael Winkelmann
6yrs Pratersauna - Michael Winkelmann
6yrs Pratersauna - Marco Leimer
6yrs Pratersauna - Michael Winkelmann
6yrs Pratersauna - Marco Leimer
6yrs Pratersauna - Michael Winkelmann
6yrs Pratersauna - Marco Leimer
6yrs Pratersauna - Michael Winkelmann
6yrs Pratersauna - Marco Leimer
6yrs Pratersauna - Michael Winkelmann
Hennes blutet wie wild am Zeh, als wir ankommen. Ein schweres Gitter ist ihm auf den Fuß gekracht. Krankenhaus, heute kein Interview. Dafür plaudert Stefan später sehr offen und off-the-record und zeigt am Ende sogar die aktuelle Bilanz der Pratersauna her. Am Bunkerfloor probt Hvob. 6 Jahre wird die Pratersauna gerade alt.
Die beiden Jungs, Hennes Weiss und Stefan Hiess, haben als Köpfe hinter der Pratersauna viel in Wien verändert. Praterei, Lichterloh, Ante Portas, Lighthouse Festival sind hier entstanden bzw Hand in Hand groß geworden. Besucher und Touristen konnte man endlich etwas außer dem Flex zeigen. Neue Clubs haben sich viel von der Pratersauna abgeschaut. Und über Clubkultur wird seither von vielen Seiten deutlich öfter geschrieben und disktutiert.
Einmal, erzählt Stefan Hiess (aka Friedrich Locke), hat er sich mit zwei, drei Jungs einfach so sehr gut ein halbe Stunde in einer Bar unterhalten, als ihn jemand im Vorbeigehen mit "seavas Locke" grüßt. Als die darauf ganz verwundert meinen, was, er ist also der Locke von der Sauna, er wäre ja viel netter als viele tun, hat ihn das noch lang beschäftigt. Feedback, positives und negatives, lässt einen auch als Pratersauna-Betreiber nicht ganz kalt. Man wird von Dingen überrascht, wenn man doch eigentlich nur einen Club aufmachen und Freunde dahin mitnehmen will. Von sechsstelliger Vergnügungssteuer pro Jahr etwa, die es in vielen anderen Ländern nicht gibt und die alle Clubs gern weg hätten. Gas (damit wurden zwei riesige alte Heizkessel betrieben), Anbahnungsspesen ein paar tausend Euro (was ist das überhaupt) und einfach nur Instandhaltung – Heuer wollen sie es in der Sauna trotzdem richtig wissen. Mit einem eigenen Clubformat will die Pratersauna wieder mehr eigene Handschrift zeigen.
Nicht von Hand geschrieben, aber mindestens so großartig, sind die nun die Tagebuch-Aufzeichnungen, die Stefan Hiess in den ersten Tagen der Pratersauna verfasst hat. Die kann man hier exklusiv lesen. Und ihm und Hennes heute abend zu sechs Jahren Pratersauna gratulieren.
TAGEBUCHEINTRAG:
Sa 28.06.2008 22:30
Zwei wochen vergangen und eine menge geschehen. Letztes wochenende war unsere wurstsalon party „der pool und wir“. Gemeinsam mit den pompadour jungs. Location war die pratersauna, die ich apropos gerne pachten würde, aber das ist eine andere geschichte.
Frei nach dem mäßig kreativen motto: „50h durch“, starteten wir Freitag nachmittags und beendeten das ganze Sonntag abend. Wer das in einem stück erlebte, war eindeutig durch. 50 stunden nonstop party.
Denkbar schwer (unmöglich), für solch eine Veranstaltung eine Genehmigung zu bekommen. Dem entsprechend reitete Samstag Abend Polizei und Magistrat ein und drehten uns die Bude zu. wurde uns die bude Samstag mitternachts auch zugedreht. 500 top-motivierte leute standen. Entspannte panik brach aus. Sollte das das ende sein? Sollte die party nicht durch gehen – die gäste waren durch. Da es doch schon einige stunden durch ging, , jeder zückte sein telefon – die lösung kam genauso schnell wie überraschend: wir durften in die banane ausweichen. Aktuell lief zwar eine veranstaltung, aber Kaveh erlaubte uns die party zu übernehmen, also ab in den volksgarten! Der dj wurde „ersetzt“, die meute stürmte den dancefloor. Nach diesem kurzen intermezzo in unserem ausweichquartier, organisierten wir erneut die schlüssel der pratersauna und öffneten nur wenige stunden später wieder die tore zum garten, wo wir Sonntag Morgen im eher privaten rahmen am pool chillten.
Do 13.11.2008 19:24
Montag hatten wir einen Termin in der Pratersauna. Meine Mutter als potentielle Geldgeberin hab ich gleich mitgenommen. sie borgt uns hoffentlich ein Sparbuch als Besicherung für den Kredit. meine Wohnung allein wird nicht viel bringen, zumal sie ja grundsätzlich der Bank gehört und erst in zwanzig Jahren mir. leiwand :-/ Dienstag dann Termin bei Wolfgang, unserem Unternehmensberater. Er hilft uns beim Businessplan und bei unserer Firmengründung. Ach ja.. Falls ich es noch nicht erwähnt habe: Wir kriegen die Pratersauna! 😀
Zumindest die mündliche Zusage haben wir mal. Rein theoretisch auch schon ein bindender Vertrag, praktisch möcht ich mich allerdings lieber nicht drauf verlassen (müssen).
Jetzt nachher schauen wir uns noch mal die Krieau für unsere Silvesterparty an… morgen leg ich dann beim Plem Plem im Nachtwerk auf. Haha!
Gerade eben tut sich recht viel. Job-mäßig pack ich’s nicht mehr lang, und ich denke, das merkt man auch. Diese Konzernstrukturen –und vor allem jetzt dieses Beamtengehabe bei der BIG ist einfach unpackbar. Sicher ne feine sache, wenn man keine Ziele mehr im Leben hat (bzw andere als ich), oder einfach ne ruhige Kugel schieben möchte (was ich jetzt auch tue) … lieber bin ich aber wieder Makler und koche mein eigenes Süppchen. Oder ich häng das seriöse Leben ganz an den Haken und leb vom Party machen (oje)… und so wie es derzeit aussieht, könnte das wirklich der Fall sein! Wäre trotz all des Risikos und der sub-optimalen Basis eine gute Sache, die uns allen einen Sinn geben könnte und die Freude an der Arbeit wieder wecken soll. Luxi als Küchenchef, Bruno als Bademeister, Security und Dj-Kümmerer und all die anderen Jungs können Veranstaltungen bei und mit uns machen. Ein gemeinsames Projekt eben. Ich hoffe so, dass das was wird!! Dann würde ich wirklich etwas tun, was mir Freude macht. Und das beste an allem: ich würde für MICH arbeiten!
Sa 01.05.09 15:48
1.Mai. Feiertag. Theoretisch. Zeit zu feiern hatten wir jetzt schon länger nicht. In den letzten drei Monaten hab ich mehr gearbeitet als in den letzten drei Jahren. Zumindest fühlt es sich so an. Sind im Vollstress wegen Club-Eröffnung. Jeden Tag Termine Termine Termine. Die Eröffnung im Juni haben wir mittlerweile gecancelt und auf Juli verschoben. Hoffentlich schaffen wir das…
Gestern war Ernestina bei uns im Club… um „Energien zu spüren und und Tipps zu geben“. Hansis Eltern schwören auf sie… und die haben ne godamn Pyramide im Garten stehen, wtf!? Angeblich trifft sein Vater sogar viele Business-Entscheidungen mit Ihrer Hilfe. Keine Ahnung, wer oder was genau sie ist und macht… ich denke „Energiearbeit“ würde es am Besten zusammenfassen… unter „Esoteriktante“ können sie die Meisten aber wahrscheinlich mehr vorstellen. klingt halt so abwertend, triffts aber wohl ganz gut 😉 Hat einige bücher geschrieben, hält Seminare & Workshops und eben auch Einzelgespräche. Hatte selbst schon ein/zwei, find sie super und würd gern öfter zu ihr gehen, nur ist sie meistens in Graz. Whatever.
Als sie die Sauna betrat, zuckte sie mal kurz zusammen und meinte dann: Eine Menge passiert in diesem Gebäude, jede Menge Durcheinander und (leider) nicht nur positive Energien. Aber es gibt sie, und wenn man sie richtig nutzt, dann kann man hier was richtig draus machen… gut, soweit …ok.. zumindest weiss ich jetzt, dass ich den letzten raum hinten beim badezimmer als büro nehme… der hat (laut ihr) noch die beste energie..
Fr 24.07.09 03:03
Wow. Hallo tagebuch, Long time no see 😉 das hat auch seine gründe: schwerer stress die letzen wochen. Pratersauna Eröffnung am Donnerstag den 16. Juli – Live Auftritt von Big John, also verträgliches Programm für alle. Auch unsere Eltern. Start des Gigs mit Saxophonist auf Dach, dann locker flockiger Soul auf der Terrasse vor beleuchtetem Pool und vollem Garten. Kam schon ziemlich cool das Ganze. Alles in allem über 1.000 Leute – super Party, hat gepasst… bis auf den Ausrutscher mit dem Security, der Dank der Medien noch heute Gesprächsthema Nr1 ist. „Security brach Partygast die Nase“, wie die Krone es so schön betitelte. „Super Oasch“, wie ich es betitle. Der vermeintliche Partygast war Michi Lukas, unser „Klo-verantwortlicher Künstler“. Angeblich lag er schon am Boden und bekam noch den Schuh in die Fresse. Und auch wenn er wahrscheinlich selbst nicht ganz unschuldig war – das geht das natürlich gar nicht! Dem fucking Youngster dürfte sein trainings-testostron zu ruckartig in die Birne geschossen sein!? 19jähriger Typ, mehr breit als hoch (wobei das weniger an der Muskelmaße-, als an seinem Schwimmreifen lag), Frischling, quasi im Probemonat – wegen Personalmangel kurzfristig aus dem Volksgarten geliehen. Er ist noch am selben Abend, unmittelbar nach der Aktion, über die Mauer geklettert und getürmt. Momentan ist er nicht auffindbar und wirklich kennen tut ihn auch niemand (mehr). Für ne schlechte Nachrede für unseren Eröffnungsabend hats aber gerade noch gereicht. Juhuuu!
Freitags sollte dann (laut Felix & Wolfram) Kruder und Moby kommen. Weder der Eine, noch der Andere war da. Voll war die Bude trotzdem. Und das nicht zu knapp. Gezählte 1.350 Leute, tatsächlich waren es sicher noch mehr. Die Etepetetes waren zum Vorglühen bei mir und haben Larissa (Austria’s next Top Model oder so) mitgenommen.. Bin Freitag Abend also mit vier blonden Hasen in den Club eingeritten. Alle nen kopf größer als ich. Standesgemäß eben, so wie es sich für einen Club-Besitzer gehört. hehehe J
Der Samstag holte uns schnell wieder zurück auf den Boden der Realität: Scheiss Wetter und gerade mal 200 zahlende Gäste. Und das bei Jennifer Cardini, die apropos super relaxed drauf war uns ein mörder set spielte! Unser 1.Aufguss – leider nicht so heiss wie erhofft…
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