Würfeluhren als Kunstobjekte

Von der Stadt abmontiert, von Künstlern veredelt: Eine Ausstellung in der Ankerbrotfabrik als Hommage an Wiener Kultdesign.

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Was macht Wien einzigartig? Zum Beispiel die Wiener Würfeluhren, die seit der vorletzten Jahrhundertwende das Stadtbild prägen. Wer die öffentlichen Zeitanzeiger mit den beleuchteten vier Zifferblättern gestaltet hat, ist nicht bekannt. Dass sie bis heute mehr oder weniger überlebt haben, kann man jedoch als Zeichen für ihre Design-Qualität sehen. Allerdings hängen die originalen Uhren schon seit längerem nicht mehr. Die Stadt erklärte vor ein paar Jahren, dass sie sich die Instandhaltung der Riesendinger nicht mehr leisten könne. Da sprang die stadtnahe Wiener Städtische Versicherung als Sponsor ein und kann sich seitdem über prominente Werbeflächen in ganz Wien freuen. Die Uhren wurden nämlich erneuert, die Zifferblätter natürlich gebrandet, wenn auch nicht so radikal wie zunächst geplant: Beim Erstentwurf war das Logo der Versicherung so groß und die Zeiger dafür so filigran, dass man kaum mehr die Zeit ablesen konnte. Die darauf folgenden Proteste zeigten Gott sei Dank Wirkung.

Doch zurück zu den alten Würfeluhren: Die abmontierten Teile wurden verscherbelt, 30 Stück erwarb das Designklassiker-Geschäft lichterloh, das heuer seinen 20. Geburtstag feiert und aus diesem Anlass 12 österreichische Künstlerinnen und Künstler eingeladen hat, sich mit der Würfeluhr – und damit natürlich mit dem Phänomen Zeit und Zeitmessung – auseinanderzusetzen. Unter den Beauftragten finden sich immerhin so prominente Namen wie Elke Krystufek oder Gelitin. Das Ergebnis ist von 17. bis 26. Juni in der Expedithalle der ehemaligen Wiener Ankerbrotfabrik in Favoriten zu sehen, die ihrerseits als gestalterisches Highlights Wiens gelten kann: Bis zu 9 Meter hoch und 2000 Quadratmeter groß, kommt sie ganz ohne Stützen aus und ist somit ein Paradebeispiel heroischer Industriearchitektur. Allein schon deswegen lohnt sich ein Besuch. Die ehemalige Brotfabrik wird übrigens demnächst unter anderem moderne Lofts (was sonst?) beherbergen. Könnte sein, dass eines der Kunstwerke gleich hier ein neues schickes Platzerl findet.

www.normalzeit.at.

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