"…Like Clockwork", das sechste Album der Queens Of The Stone Age, war bereits zum Scheitern verurteilt. Im Kampf mit sich selbst riss die Band das Ruder noch einmal herum. Josh Homme kann ein Lied davon singen, oder zwei.
Was kann man tun, wenn die Albumaufnahmen stagnieren? Die naheliegende Antwort lautet Abstand gewinnen, eine Auszeit nehmen. Im Rolling Stone erzählt Homme von der schleppenden Vorwärtsbewegung: "Es war eine harte Zeit. Ich sagte mir, ich kann jetzt davonlaufen oder ich renne mit voller Wucht hinein." Homme entschied sich für Letzteres. Er lockerte die Zügel, verabschiedete sich von der Vorstellung völliger Kontrolle. Eine Neuorientierung, die auch abschrecken kann. Der langjährige Schlagzeuger Joey Castillo verließ Ende 2012 die Band. An seine Stelle traten Jon Theodore und Dave Grohl.
In einer der kryptischen Botschaften, die die Band in den vergangen Monaten streute, kam die Wandlung zur Sprache. "Some things you can’t fix so… On this record we came to a realization: The best trick of all, is no trick at all." So entstand "…Like Clockwork", das die Präzision und Ruhe eines Uhrwerks nur als ironisch gemeinten Schild vor sich trägt. Erwartungshaltungen wurden verworfen, emotionale Ausbrüche siegten über Blaupausen. Die Handschrift der Band ist nach wie vor präsent, der martialisch, animalische Rock findet sich in Titeln wie "My God Is The Sun" oder "If I Had A Tail". Dennoch unterscheidet sich Album Nummer Sechs maßgeblich vom restlichen Bandkatalog. Es geriet zum persönlichsten und zerbrechlichsten Werk der sonst so robusten Wüstenrocker.
Ernüchterung
Sechs Jahre nach dem aggressiven "Era Vulgaris" kehrt Homme verletzt und desillusioniert zurück. Im bewegenden "The Vampyre Of Time And Memory" nimmt der Verfall eine zentrale Position ein. "To be vulnerable is needed most of all, if you intend to truly fall apart". Der Protagonist rauft sich zusammen. Er lebt, immerhin, nur Liebe empfindet er nicht. Auch das Titel gebende Schlussstück sieht wenig Hoffnung. Wo sonst laszive Nebelschwaden die Sinne umschmeicheln, herrscht ernüchternde Klarheit. "Most of what you see my dear is worth letting go. Because not everything that goes around comes back around you know. Holding on too long is just fear of wanting to show." Langsam beginnt eine vom Klavier getragene Ballade in deren Mitte eine heulende Gitarre einsetzt, dass es einem fast das Herz zerreisst.
2011 anlässlich der remasterten Neuauflage des Banddebüts sprach Homme vom maßgeblichen Einfluss der Proben auf das neue Album. Tatsächlich spielt die Vergangenheit auf "…Like Clockwork" eine wesentliche Rolle, die wiederbelebte Zusammenarbeit mit Nick Oliveri, Mark Lanegan und Dave Grohl bestätigt das. Josh Homme ging dieses Mal jedoch einen Schritt weiter. Er wagt sich textlich und gesanglich in Regionen vor, die ihn angreifbar machen. So markant Vergänglichkeit und Verfall das Album in einen dunklen Mantel hüllen, sie stehen hier nicht zwingend für ein Ende. Vielmehr markieren sie Neugeburt und Katharsis einer der wenigen großen Rockbands unserer Zeit.
"…Like Clockwork" erscheint am 03. Juni 2013 auf Matador Records.
Eine Album- und Musikvideo-Preview gibt es hier: http://www.likeclockwork.tv/i-appear-missing