Viele kleine Mosaiksteinchen für ein Gesamtkunstwerk? Nazars neues Album ist eine wild zusammengewürfelte Track-Sammlung mit glasklaren Beats und wütender Lyrik, aber wenig Hitpotenzial.
Wer Hip-Hop liebt, kommt am österreichischen Rapper Nazar nicht vorbei. Ein Major-Deal mit Universal Music, Goldstatus für seine letzten Alben und zwei Amadeus Awards sprechen für sich. Umso gespannter dürften Fans des Straßenraps auf das neue Album sein. Über ein Jahr Arbeit hat der Künstler in »Mosaik« gesteckt und den Titel seines neuesten Werks dabei wörtlich genommen: Er liefert dem Hörer mit seinem achten Studioalbum eine wild zusammengewürfelte Song-Mischung.
Nazars tobende Welt
»Intro 1984« eröffnet das Album mit sich theatralisch aufbauender Melodie und wütender Lyrik. Plötzlich befindet man sich als HörerIn in Nazars tobender und zornesroter Welt. Das Album kann mit fein abgemischten Tracks und glasklaren Beats punkten, doch ähneln einander die Hooks zu sehr und das Hitpotenzial bleibt leider größtenteils auf der Strecke. So recht will man dem Rapper Tracks wie »Plus Minus«, das thematisch seinem schwankenden Kontostand gewidmet ist, leider nicht abnehmen – zu oft sieht man seit Jahren Nazars Gesicht in Verbindung mit Werbedeals für Fast-Food-Restaurants und Drogerieketten. Realness sieht anders aus und solche Storyteller hat der Rapper eigentlich nicht mehr nötig. Nazar ist längst auf anderen Ebenen authentisch unterwegs. Lichtblick auf »Mosaik« ist der Kollabo-Track »Richard Lugner« mit Remoe. Ein unterhaltsamer Stimmungsmacher, der den Mörtelkönig aus Wien endgültig in die ewigen Sphären des Legendentums hebt. Das gefällt und macht Laune. Beim letzten Song ballert Nazar lyrischen »Gossip« auf seine Hörer. Die Kugeln der AK fliegen nur knapp an den Hatern vorbei: Besonders gut kommt bei diesem Song niemand weg – vor allem vor JournalistInnen und Influencern wird hier gewarnt. Inschallah passiert mir nichts nach dieser Album-Review!
Nazar hat mit »Mosaik« eine extrem bunte Sammlung von Tracks abgeliefert, deren Grenzen ineinander verschwimmen und einen kleinen Teil seiner Geschichte abbilden. Die klare Aufforderung an die HörerInnen? Einen Schritt nach hinten zu treten, um mit etwas Abstand Nazars Story in ihrer Gänze erkennen zu können. Offen bleibt, ob sich die kleinen Mosaiksteinchen wirklich zu einem Gesamtkunstwerk zusammensetzen lassen.
»Mosaik« von Nazar erscheint am 15. Juni 2018 bei Universal Music.