Sias Album fühlt sich an wie ein verdammter Blockbuster. Die am häufigsten konsultierte Liedermacherin im Pop-Business holt einmal ordentlich mit ihrem Song-Hammer aus und reißt dabei irgendwie alles nieder. Mit Schmackes.
So viel gut
»Elastic Heart« auf der Tracklist zu entdecken, das war ein guter Moment. Dieses Monster von einem Song war zwar bereits im letzten Jahr auf dem »Catching Fire«-Soundtrack enthalten, ist aber wohl so was wie musikalischer Rotwein und wird demnach mit dem Alter immer besser. Die fast schon hypnotisierende Produktion von Diplo und das Weeknd-Feature sind daran sicher nicht ganz unschuldig. Ob Sias Herz tatsächlich über Elastizität verfügt, sei mal dahingestellt. Man sollte aber lieber nicht davon ausgehen und darf somit eher in Richtung Metapher spekulieren. Auf »Fire Meet Gasoline« werden die Sound-Mauern abermals höher in Richtung Himmel gebaut, und alles hebt plötzlich ab. Ein Refrain, der so klingt, als würde er irgendwohin emporsteigen und immer riesiger und gewaltiger werden. Das muss man erst mal packen. Textlich funktioniert die »Victim to Victory«-Thematik natürlich immer wieder gut, in Zukunft darf man sich aber auch sehr gern neue Dinge überlegen. Das nennt man übrigens Meckern auf allerhöchstem Niveau.
Großer Pop
»Burn The Pages« und »Straight For The Knife« werden vom favorisierten Piano getragen und ziehen die hohe Qualität des Albums eisern durch. Hier gibt es keine Filler. Ein Pop-Album ohne Filler! Auch wenn auf »Free The Animal« auf ungewohnt aggressive Weise Befreiung eingefordert wird, ist das noch immer so großartig, dass es locker eine Single werden könnte. Aber vor allem kann es nur von Sia selbst gesungen werden. Die Songs gehören gänzlich ihr, und man ist fast ein wenig erleichtert, dass sie diese Kracher für sich behalten hat. Ansonsten wären sie wohl auf dem Album von Lea Michele vergammelt. Das abschließende »Dressed In Black« beginnt mit leiser Spieluhr, nur um später im absoluten »Woah woah«-Klimax zu gipfeln. Die Dame lässt »1000 Forms Of Fear« mit einem mächtigen Knall enden. Wie ein gigantischer Bienenschwarm umhüllt sie alles. Es ist ein Sia-Exzess.
Echt jetzt. Was für ein Album. 12 Riesen-Songs, allesamt absolute Granaten. Ein fahler Beigeschmack tritt nur dann auf, wenn man plötzlich merkt, dass man das alles vielleicht David Guetta zu verdanken hat. »Titanium« hat diesen Stein nun mal so richtig ins Rollen gebracht. »Breathe Me« hatte ihn 2005 zwar angestoßen, mehr aber auch nicht. Der Rest ist Pop-Geschichte und beinhaltet mittlerweile mehr als 12 Millionen verkaufte Songs und eine zu Füßen liegende Musikbranche. Sia Furler ist jetzt wohl so was wie der Max Martin der 10er Jahre. Und nebenbei ist sie ein großartiger, soziophober Anti-Popstar.
»1000 Forms Of Fear« von Sia erscheint am 4. Juli auf Monkey Puzzle Records / Sony BMG.