Warum es wichtig ist, unser Versammlungsrecht in Zeiten von Corona online wahrzunehmen, und welche anderen Möglichkeiten es gibt, sich trotz der Ausgangsbeschränkungen aktiv gegen Menschenrechtsverletzungen innerhalb der europäischen Union einzusetzen, haben wir zusammen mit AktivistInnen und PolitikerInnen für euch zusammengefasst.
Dabei bedeuten die Maßnahmen um Corona nicht, dass soziale Verantwortung und politischer Aktivismus gerade jetzt aufhören müssen. Es ist genau das Gegenteil der Fall: In Zeiten, in denen das Land lernt, Solidarität zwischen Generationen, Klassen, Altersschichten und Berufsgruppen in ihrer Notwendigkeit zu erkennen, wäre es fatal, dies nur auf die eigenen Landesgrenzen zu beschränken. Wir haben NGOs, PolitikerInnen und AktivistInnen gefragt, wie es möglich ist, in dieser Situation zu helfen und Veränderungen einzufordern, ohne die wichtigen Maßstäbe zur Eindämmung des Corona-Virus zu verletzen. Außerdem: Welche kreativen Wege gibt es, aktiv zu sein, wenn die eigenen Ressourcen keine Geldspenden erlauben?
1. An Demonstrationen teilnehmen – aber online
»Statt gemeinsam auf die Straße zu gehen, haben wir vor Kurzem – anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus – die erste Online-Demo veranstaltet. Es ist eine Herausforderung, aber auch sehr ermutigend, gemeinsam neue Wege zu erproben, um Protest und Solidarität auszudrücken«, so Faika El-Nagashi. Dabei wurden Kundgebungen und Talks gestreamt und TeilnehmerInnen konnten Bilder ihrer Proteste online posten.
2. Hörbar sein
»Dem Umfeld bewusst machen, dass es sehr wohl möglich ist, gleichzeitig Covid-19 zu bekämpfen und vor Krieg flüchtenden Menschen innerhalb der EU Schutz und Sicherheit zu bieten, ist auch das A und O – sei es in Videochats mit FreundInnen und Familie oder durch eine Instagram-Story. Zu zeigen, dass wir viele sind, die gegen die aktuelle Asylpolitik aktiv sind, ist das Wichtige«, sagt Marlene Spitzy, Bundesvorsitzende des VSStÖ.
3. Sichtbar sein
Nachrichten an den eigenen Fenstern, Hauswänden und Balkonen sind abseits von sozialen Medien ein geeignetes Medium, um auf die Notwendigkeit der Evakuierung von Moria hinzuweisen. »Bereits am vergangenen Wochenende haben wir zu Banneraktionen und Fensterdemos aufgerufen, genauso wie wir das Unterschreiben der Petition #LeaveNoOneBehind in unsere gleichnamige Kampagne eingebunden haben«, so Sportelli von der Bewegung Seebrücke.
4. Verschwörungstheorien und Hassbotschaften melden
»Aktuell herrscht allgemein große Unsicherheit – das ist wiederum ein idealer Nährboden für Fake News und Verschwörungstheorien. In den Zara-Beratungsstellen werden derzeit vermehrt rassistische Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem Coronavirus gemeldet. Zumeist sind dies bereits bekannte Verschwörungstheorien, die auf Antisemitismus, antimuslimischen Rassismus und Islamfeindlichkeit zurückgreifen. Unser Appell daher: Bleiben wir aufmerksam, auch im Internet. Wer im Internet auf Rassismus und Hass stößt, kann die Hassbotschaft bei Zara melden. Schauen wir hin, benennen wir, was gerade passiert und sagen wir klar, dass wir damit nicht einverstanden sind. Wichtig ist auch, auf die Beratungsstelle #GegenHassimNetz aufmerksam zu machen, die kostenlos unterstützt«, empfiehlt Meicke Kolck-Thudt von Zara Zivilcourage.
5. Spenden
Spenden sind gerade jetzt umso wichtiger und weiterhin ein gutes Mittel zur Unterstützung, falls die Möglichkeit dazu vorhanden ist. Anja Sportelli von der Seebrücke empfiehlt die Organisation Stand By Me Lesvos, eine griechische Organisation, die vor Ort hilft.
6. Direkt an PolitikerInnen wenden
Auf der Homepage der Seebrücke findet man detaillierte Informationen und Anleitungen dazu, wie man Abgeordnete und politische VertreterInnen am Besten erreicht – bis hin zu Briefvorlagen und Telefonat-Guidelines.
7. Petitionen unterstützen
Es gibt eine Reihe an wichtigen und unterstützenswerten Petitionen. Die Website cantwashmyhands.eu gibt einen Überblick über Unterschriftenaktionen und wichtige Informationskampagnen. Zwei der größten Petitionen sind dabei urgentletter.at in Österreich und die Petition #leavenoonebehind von Erik Marquardt.