Kurz vor all den Spiel-des-Jahres-Listen meldet sich „Horizon: Zero Dawn“ mit seinem ersten DLC zurück.
Ich bin kein Fan von nachgereichten Erweiterungen. Wenn es sie dann endlich gibt, ist mein Gamer-Subjekt schon längst weitergezogen und hat sich in ein anderes Spiel vertieft. Die Rückkehr in ein Spielsystem, an das die Erinnerungen schon langsam verblassen, wirkt selten wirklich reizvoll. Mit „Horizon: Zero Dawn“ ist das anders. Bevor der Abspann des Grundspiels über meinen Fernseher gelaufen ist, bin ich im Kopf schon mögliche DLCs durchgegangen. So viele Fragen waren noch offen; so viele Optionen, interessante Geschichten zu erzählen.
Das postapokalyptische Open-World-Abenteuer der „Killzone“-Macher ist zweifelsfrei eines der besten Spiele des Jahres. Anfang März war es mitverantwortlich für meine mangelnde Begeisterung für „The Legend of Zelda: Breath of the Wild“ und jetzt, im nasskalten November, macht mir der erste DLC „The Frozen Wilds“ das eben erst erschienene „Assassin’s Creed Origins“ madig. Weil die Spielwelt viel öfter zum Stehen und Staunen anregt. Weil das facettenreiche Kampfsystem zu immer wieder neuen Strategien zwingt. Und vor allem, weil die Geschichte rund um Heldin Aloy so viel tiefgründiger und durchdachter ist, als die Abenteuer von Link und dem Typen, der diesmal unter der Assassinen-Kapuze steckt, zusammen.
„The Frozen Wilds“ macht nichts grundsätzlich Neues. Der 20-Euro-DLC ist in die Ereignisse vor dem Ende des Grundspiels eingebettet: Ein paar Passanten erzählen von bisher unbekannten Maschinen, die den hohen Norden heimsuchen und Aloy bemüht sich gar nicht erst, ihre Neugier zu zügeln. Was sie im neu auf der Karte erschienenen Gebiet erwartet, sind gute 15 Stunden in Schnee und Sturm, kurzweilig befüllt mit Haupt- und Nebenquests und Kämpfen, die den Menschen an den Controllern mehr abverlangen als alles, was das Grundspiel zu bieten hatte – teilweise etwas zu Lasten des bereits gelobten Facettenreichtums der Kämpfe. Denn vor allem zum Ende hin fehlt zweimal jede Möglichkeit, überlegt und systematisch an die Konfrontationen heranzugehen.
In Dialogen und Darstellungen wurde da und dort ein bisschen nachgebessert und den einen oder anderen neuen Ausrüstungsgegenstand gibt es natürlich auch. In erster Linie bietet der DLC aber mehr von einem Spiel, dessen große Qualitäten keinesfalls in Vergessenheit geraten sollten. Und am Ende des Winterabenteuers bleiben für Aloy mehr Fragen offen, als davor – Grund genug, auf weitere solide DLCs zu hoffen.
„Horizon: Zero Dawn – The Frozen Wilds“ ist bereits für PS4 erschienen.