Politische Entwicklungen und Fragestellungen sind immer wieder Prämissen und Thema in Filmen. Nicht zuletzt in Horrorfilmen und Krimis.
Seit kurzem gibt es etwa den deutschen Film »Immigration Game« aus dem Jahr 2017 auf DVD. Ein Genrefilm mit klassisch reißerischer Grundlage: Europa nimmt darin quasi keine Flüchtlinge mehr auf – eine der wenigen Möglichkeiten für Einwanderer ist es, am Immigration Game teilzunehmen. In dem im TV übertragenen Spektakel werden Flüchtlinge am Rand von Berlin ausgesetzt und haben die Aufgabe sich zum Fernsehturm am Alexanderplatz durchzuschlagen. Auf dem Weg dorthin sind sie Freiwild und können von deutschen BürgerInnen nach Belieben drangsaliert und getötet werden. Wer überlebt, bekommt die Staatsbürgerschaft. Der Film konzentriert sich auf die Action: Ein Deutscher muss, nachdem er einem Flüchtling hilft, selbst an dem Spiel teilnehmen. Es kommt zu Allianzen und ein paar doch eher bemühten Wendungen. Ein Detail des Films ist, dass das Spiel nicht von Fernsehteams verfolgt und gedreht werden muss, sondern sich die TV-Bilder – nicht nur hier ist der Film inkonsequent – aus dem Bilderstrom öffentlicher Überwachungskameras und Sicherheitssysteme speisen.
Überwachung ist in Film und Medien generell meist Teil einer als ungebührlich und ausufernd dargestellten Dystopie und einer repressiven Obrigkeit. Sie ist nicht Mittel eines für Sicherheit sorgenden Ordnungssystems, sondern eine Form der Unfreiheit und Unterdrückung. Und wenn in Christopher Nolans »The Dark Knight« Batman mithilfe einer lückenlosen Überwachung auf die Jagd nach Joker geht, so ist dies ein – eventuell auch missverständlicher – Teil von Batmans dunkler Seite, seinem Hang zu Rache, Law & Order und Selbstjustiz. Nolan spielt hier bewusst mit dem Thema Überwachung, so wie er im nachfolgenden Trilogie-Abschluss den Aufstand der Armen gegen die Finanzoberschicht als Terrorgefahr inszeniert. Es gibt darüber hinaus – angefangen bei den Literaturklassikern wie Kafka und Orwell – über Jahrzehnte in Film und Fernsehen bis zu Computergames nur sehr wenige Beispiele, die einer Überwachung und deren technischem Fortschritt etwas Positives abgewinnen können. Finchers »Panic Room« ist hier als Ausnahme erwähnenswert, gerade weil er Überwachungskameras einsetzt. Allzu oft geht die Kritik an Überwachung aber mit einer allgemeinen Kritik an Technologie und Fortschritt einher.
Digitalität und Technik sind aber natürlich im Alltag auch kompliziert und fehleranfällig. Das muss auch die österreichische Bundesregierung gerade feststellen. So ist sie etwa nicht in der Lage, die Infrastruktur für die aktuellen Volksbegehren sicher zu stellen. Ebenso hört man von massiven technischen Problemen, die die tägliche Polizeiarbeit erschweren und laut Interviews auf Ö1 »in sechs bis sieben Monaten behoben sein sollen«. Genau die gleiche Regierung will in ihrem Sicherheitspaket die technische Überwachung deutlich ausweiten, auf Vorrat Daten speichern, Systeme vernetzen … und den Einblick in ihr eigenes Handeln verschlechtern. Es ist ein kurzer Trost, wenn man sich vorstellt, sie könnte das – wie derzeit – in der Praxis einfach nicht hinbekommen. Stattdessen muss es unruhig machen, dass man ihnen im Umgang mit den gesammelten Daten in keinster Weise trauen kann. Darüber hinaus gehört schon viel dazu, es für eine gute Idee zu halten, mittels Software Geräte bewusst unsicher zu machen, um der Regierung Einblick in Privates zu geben. Und während auf der einen Seite derzeit offenbart wird, dass hier schlicht nötige Kompetenzen fehlen, soll auf der anderen Seite etwa die Aufzeichnung darüber beendet werden, wer Einblick in die Daten nimmt.
Neben all diesen Fragen gibt es noch einen weiteren Punkt, den man in Mitteleuropa schon lange nur mehr aus der Fiktion kennt: In so genannten Sicherheitsforen werden die BürgerInnen an der Staatssicherheit beteiligt. Sie sollen helfen Straftaten aufzuklären und Fehlverhalten aufzuzeigen. Ein Alltag als Online-Forum? Ein Horror!