Auf ein kaltes Getränk mit Sänger Franz Adrian Wenzl und Schlagwerker Klaus Mitter anlässlich des frischen Kreisky-Longplayers »Blitz«.
Zwölf Jahre Kreisky. Franz, hättest du, nach vielen unterschiedlichen Projekten, beim Start gedacht, dass sich die Band so gut etabliert? Ihr habt einen Ruf zu verteidigen – etwas, das viele nicht einmal schaffen.
Franz: Nicht so wirklich. Von der Genese her nach zehn Jahren mit Martin Offenhuber als Experimentalduo Gelée Royale fühlten wir uns in einer Ecke abgespeichert und wollten eine Rock-Platte machen. Im Prinzip startete so Kreisky ohne einen weiteren Grundgedanken.
Klaus: Bitte um eine Schlagzeug-Frage. Das gab es noch nie in der Karriere!
Kein Problem, da kann man gleich beim Soundbild und der Ästhetik ansetzen, die ja zu weiten Teilen in den frühen 80ern liegt.
Klaus: »Blick auf die Alpen« markierte den Endpunkt einer Soundentwicklung und danach wollten wir quasi unsere Pop-Platte machen. Wenn ich dann an die 80er denke, waren es für mich vom Schlagzeug-Soundbild her damals Devo. Wie es geklungen hat, wie es gespielt wurde. Das hatte eine gute Direktheit, als sie sich vom 70er-Stil trennten. Das hat nicht gleich so eine Maschinen-Genauigkeit, aber so eine gute Maschinen-Gnadenlosigkeit. Das war für mich so ein Punkt, den ich auch für mich gut finde.
Wenn du sagst Pop-Platte, muss ich fragen, warum ihr auf halbem Weg aufgehört habt? Es handelt sich ja nicht um die strikte, simple Eingängigkeit im klassischen Sinn von Pop.
Klaus: Die Songs wurden schnell geschrieben und aufgenommen. Song für Song. Das bestimmende Instrument wurde herausgearbeitet, im Mix ergab sich dann die Direktheit im Sound der Platte. Es liegt wie immer alles in unserer Hand, auch die Produktion.
Wie sehr hat sich die Definition für Kreisky etabliert oder abgeändert? Wo beginnt der Konsens, dass diese oder jene Nummer eine der Band wird?
Franz: Es entstand unter der Prämisse, dass wir Tempo rausnehmen. Wenn man uns im Studio mal so lässt, ergeben sich Sechseinhalb-Minuten-Nummern, das kann man stoppen. Wegen persönlicher Lebensumstände – es wurden ja in den letzten Jahren bei uns einige Familien begründet – geht es nicht mehr, dass wir wochenlang im Proberaum stehen. Also brauchte es einen anderen Modus Operandi. Wir sind alle jenseits der 40. Da kann man noch einmal gut am Plattencover aussehen. Erste Sessions waren Ende 2016, der Wunsch nach kürzeren, poppigen Nummern war sowieso schon da. Also ging es in eine mikrofonierten Keller und da galt es, die Energie zu halten. Drei Tage schreiben, kurzer Abstand, die Tracks nochmals überprüfen und Feinheiten ausarbeiten, Glanzlichter setzen. Möglichst rasch, die Ideen festzuhalten. Zehn Monate mit großzügigen Pausen. Die Platte ist entstanden aus der Methode.
Klaus: Das Gute an dem Prozess war, dass wir alle zusammen waren. Das Gerüst stand schnell. Im selben Raum, zum selben Wirten. Jeder war zu jeder Zeit am gleichen Wissensstand und da geht es dann auf den Punkt.
Ihr seid schlagkräftig und schnell, habt kurze Entscheidungswege. War es klar, welche Nummern ihr auskoppelt?
Franz: Nein, gar nicht. Jeder hat seine Liste mit den Lieblingen gemacht und dann haben wir gesehen, ein paar Leute gefragt. »Ein braves Pferd« kommt live einfach so lässig, das musste sein. Genau genommen, hatten wir vom letzten Album gar keine Single, nur ein Video mit »Pipelines«.
Rein lyrisch bilden sich die geänderten Lebensumstände kaum ab, oder?
Franz: Sehr wenig glaube ich zumindest. Nicht wirklich. Manche Fragen waren schon vorher drinnen. Meine klassische Position des wütenden Menschen ergibt sich ja auch mit der Bühnensituation. Wir sind eine zackige, laute Band. Das gibt ein Feedback auf beide Seiten.
Fühlt ihr euch als lokal verortete Band?
Franz: Ein gewisser Zungenschlag ist erkennbar. In Deutschland bist du sowieso eine Wiener Band. Und hier werden wir wohl nicht als oberösterreichische Truppe gesehen. Nein.
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