Während einer regnerischen Nacht am Campingplatz eines Musikfestivals kann einem das Wasser schon mal im wortwörtlichen Sinn bis zum Hals stehen. Glamping ist die teurere Alternative zum normalen Zelten, die ein wenig biedermeierliche Geborgenheit aufs Festivalgelände bringt.
Nur Zelte machen es möglich, dass sich der Aggregatzustand des eigenen Körpers binnen weniger Stunden von steifgefroren in stark verflüssigend verändert. Fängt dann auch noch das Zelt selbst zu schwitzen an und greift man überdies auf dem hastigen Weg nach draußen in eine volle Gulaschdose, geht die verbliebene Lebensenergie meistens für die Beantwortung der Frage drauf, warum zur Hölle man sich das eigentlich antut.
Natürlich ist das eben beschriebene Szenario weder Ausnahme noch Regel, sondern eine jener Erfahrungen, die man als BesucherIn von Musikfestivals nun mal macht. Zweifelsfrei wurden auf Festival-Campingplätzen aber auch schon wunderschöne Geschichten geschrieben. Eben solche, die – dem bekannten Sprichwort folgend – das Leben schreibt. Auch wenn sie sich gefühlt manchmal irgendwo zwischen Leben und Tod abgespielt haben.
Dieses Fünkchen Risiko, das in nostalgischer Verklärung danach oft in die Rubrik »Erleben« eingeordnet wird, ist für Festivalneulinge, wie auch für viele FestivalveteranInnen, einfach Teil des Festivalalltags. Andere befinden sich beim Thema Unterkunft wiederum sehr schnell an der Kreuzung zwischen Erleben und Lebensqualität – und würden sich dabei sehr gerne für Letzteres entscheiden können. Campingalternativen werden deshalb immer beliebter und häufig unter dem Kunstwort Glamping (glamouröses Campen) zusammengefasst.
Seit letztem Jahr bietet auch das FM4 Frequency Festival solche Alternativen an. Diese reichen von unterschiedlich großen Bungalows bis hin zum Beduinenzelt. »Nachdem unsere Glamping-Optionen zu Beginn noch belächelt und von ›FestivalveteranInnen‹ vehement abgelehnt wurden, war innerhalb kürzester Zeit bereits eine stark zunehmende Nachfrage nach verschiedenen Camping-Alternativen spürbar. Komfort wird von Jahr zu Jahr ein wichtigeres Thema auf Festivals – dafür sind BesucherInnen durchaus bereit ein bisschen mehr zu bezahlen. Die steigende Nachfrage spiegelt sich natürlich auch im bisherigen Ticketverkauf wider. So sind zwei der drei Glamping-Angebote bereits ausverkauft«, erklärt Gerald Hollerer vom Veranstalter Barracuda.
Bungalows, Beduinenzelte und Podpads
Je nachdem, ob man sich beim diesjährigen Frequency für einen Bungalow – wahlweise für zwei oder fünf Personen – oder für ein Beduinenzelt entscheidet, sind diese unterschiedlich ausgestattet und dementsprechend auch in verschiedenen Preiskategorien angesiedelt. So kostet der Bungalow für zwei Personen, inklusive Bett, Bettwäsche, Hängeschrank, Kühlbox und vielem mehr, knapp 600 Euro. Dafür liegt man aber auch deutlich weicher als auf dem harten Wiesenboden.
Auf englischen und deutschen Festivals sind die sogenannten Podpads schon ziemlich weit verbreitet. 2004 von einer Gruppe von Freunden entwickelt, die gemeinsam am Glastonbury Festival arbeiteten, breiteten sich die bunten Glamping-Hütten schnell in Richtung mitteleuropäische Festivallandschaft aus – etwa am Melt Festival oder am Sziget Festival. »Vor allem FestivalbesucherInnen, die etwas weiter reisen, wollen nicht immer Zelt, Schlafsack und Luftmatratze mitschleppen. Andere reisen zwar nicht so weit, wünschen sich aber ein wenig mehr Comfort und Luxus«, erklärt Lizzie, die bei Podpads arbeitet.
Wie viel Luxus sich die FestivalbesucherInnen tatsächlich wünschen, hängt von Größe und Ausstattung des Podpads ab. Das größte seiner Art fasst acht Personen und überzeugt mit Nachtkästchen, Bettwäsche und einer eigenen Terrasse. Für Gerald Hollerer ist es die immer beliebtere Verbindung von Festival und Urlaubsfeeling, die den Glamping-Optionen ihre Berechtigung gibt: »Der/die klassische BesucherIn, für den/die die Bands und das Partyangebot im Vordergrund stehen, wurde um ein etwas anspruchsvolleres Publikum ergänzt, dem auch die Punkte Infrastruktur, Gemütlichkeit und eben Komfort äußerst wichtig sind.« Damit gilt nicht nur »komme was wolle« – egal ob Regen oder Schnee – sondern in noch stärkerem Maße als bisher auch »komme wer wolle«. Vorausgesetzt er oder sie kann es sich leisten.
Glamping-Möglichkeiten gibt es etwa am diesjährigen Nova Rock, das kommendes Wochenende stattfindet, oder am Frequency, das im August in St. Pölten über die Bühne geht.