Aus Melancholie wird Wut, aus Überlegungen werden direkte Ansagen: Die neue Single »Superior (Fuck You)« inklusive zugehörigem Video ist lauter als gewohnt, hat eine klare Message und zeigt als Vorbote zum im September erscheinenden dritten Album eine neue Seite von Schmieds Puls.
Mira Lu Kovacs ist wahrscheinlich eine der produktivsten österreichischen MusikerInnen der letzten Jahre. Nachdem sie 2017 gemeinsam mit Kompost 3 unter dem Namen 5K HD mit Sicherheit eines der interessantesten Alben des Jahres aus dem Ärmel gezaubert hat, kommt gefühlt fünf Minuten später schon die nächste Single, das nächste Video, dieses Mal in der Urspungsformation, gemeinsam mit Christian Grobauer am Schlagzeug und Walter Singer am Kontrabass als Schmieds Puls.
Das Video zur Single »Superior (Fuck You)« ist eigentlich nur ein Vorbote, im September erscheint mit »Manic Acid Love« das dritte Album der Band, das – so viel kann man sagen – wohl an den Erfolg der beiden bisherigen Werke anknüpfen kann. Obwohl die Liebe, man könnte es dem Albumtitel nach fast erahnen, eines der Hauptthemen ist, geht es eben nicht um romantische Zweisamkeit und die vorherrschende Melancholie, wenn diese fehlt, sondern um eine Auseinandersetzung mit den Auswirkungen, um die Hochs und Tiefs, um die Verletzlichkeit durch Hingabe und nicht zuletzt auch um eine gewisse toxische Wirkung und die Befreiung von ebendieser. Aus der in den letzten Alben mitschwingenden Melancholie wird etwa in »Superior (Fuck You)« die Wut zur treibenden Kraft, aus einer Auseinandersetzung mit Gefühlen wird eine recht deutliche Abrechnung.
Wenn Mira Lu Kovacs singt, wenn sich ihre wunderbar klare Stimme mit sanft gezupftem Gitarrensound vermischt, dann mag sich die Hörerin oder der Hörer in Sicherheit wiegen. Aber genau diese Sicherheit, die das vermeintlich Liebliche im Speziellen und die Liebe im Allgemeinen mit sich bringt, die gibt es nicht und wer sich ihr hingibt, macht sich verletzlich.
Genau mit dieser Verletzlichkeit spielt »Superior (Fuck You)« deutlich und so wird der erzählerische Anfang, der die Tücken einer toxischen Beziehung immer weiter aufdeckt, schnell aufgebrochen: durch grollende Gitarrenklänge, durch bewusst hart gewählte Worte. »There is a time where there is no more tolerance for overstepping. There is a time to say ›Fuck you and all your friends‹«, heißt es im Begleittext des Liedes, das man als »die Königin eines wütenden Albums« verstehen kann, wie es Mira Lu Kovacs selbst formuliert. Dabei bezieht sie sich nicht nur auf eine einzelne toxische Beziehung, sondern viel mehr auf eine Lebensrealität, auf die eben nicht vorherrschende Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau und darauf, dass es letztendlich einen Schlusspunkt geben muss, einen Punkt, an dem keine Diskussion und keine konstruktive Kritik mehr nötig oder möglich ist, einen Punkt, an dem es Zeit ist, Schluss zu machen, von ungesunden Beziehungen Abschied zu nehmen und schlicht und einfach wütend zu sein.
Musikalisch bleiben sich Schmieds Puls treu, zeigen, wie kraftvoll und gleichzeitig zart eine Abrechnung klingen kann. Im Video spricht Sängerin Mira Lu Kovacs den Zuseher/die Zuseherin zunächst direkt an, um sich dann, in kühles Blau gehüllt durch den Raum zu bewegen und damit eine gewisse Unberechenbarkeit zu vermitteln. Unterstützt von der männlichen Cheerleader-Gruppe Fearleaders emanzipiert sie sich gewissermaßen selbst von ihren Ausführungen und bleibt zuletzt immer dort, wo sie sein sollte: im Mittelpunkt des Bildes und damit im Mittelpunkt ihrer eigenen Erzählung.
Das neue Album »Manic Acid Love« erscheint am 7. September 2018 bei Play Dead Records. Danach begibt sich das Trio auf Albumtour: Am 10. Oktober spielen Schmieds Puls in der Stadtwerkstatt in Linz, am 18. Oktober im Orpheum in Graz und am 25. Oktober im Wuk in Wien. Eine Liste aller Tourtermine gibt’s hier.