Im Gespräch mit The Gap verrät Emily Cox, warum sie beim Dreh zu »Wuff« eine Hühnerleber in der Hosentasche hatte, was Regisseur Detlev Buck ausmacht und inwiefern das Schauspielen mit Mut zu tun hat.
Mehr als 1.200 Kilometer Luftlinie liegen beim Interview zwischen Emily Cox und uns. Wir erreichen sie in London, wo sie gerade von einem Casting kommt und nun Zeit für ein Telefongespräch hat. Die aus einer MusikerInnenfamilie stammende und zweisprachig aufgewachsene Schauspielerin studierte am Max Reinhardt Seminar in Wien, machte im Kurzfilm »Verwehte« von Tobias Dörr erstmals auf sich aufmerksam und suchte sowie fand ihre weiteren beruflichen Erfolge innerhalb und außerhalb Österreichs. Mit Marie Kreutzer drehte sie etwa »Die Vaterlosen«, mit Christian Ulmen übt sie sich in »Jerks« in Improvisation und in der BBC-Serie »The Last Kingdom« gibt sie die Brida. Für ihre Rolle in »Wuff« tauschte sie nun Historienkostüme gegen tierische Co-Darsteller.
Tiere und die Beziehung zwischen Menschen und Tieren spielen eine bedeutende Rolle in »Wuff«. Welche Herausforderungen gab es beim Dreh – vor allem in Hinblick auf eure tierischen Co-Darsteller?
Ich fand es total schön, mit Tieren zu drehen. Ich finde es grundsätzlich spannend, wenn beim Schauspielen Sachen passieren, die man sich so nicht vorgenommen hat, wenn es quasi »Unfälle« gibt und man spontan reagieren muss. Mit Hunden kann man nicht sonderlich gut proben, da diese machen, was sie wollen. Bei einer Szene saß zum Beispiel der Hund vor mir und ich fragte ihn, ob er für immer bei mir bleiben wolle und für mich da sein werde. Geplant war, dass er in dem Moment zustimmend bellt – und plötzlich ging er einfach. Diese Szene hat Detlev Buck schlussendlich so im Film gelassen. Mein Hund im Film ist kein klassisch trainierter Filmhund, sondern sie haben ihn extra für den Dreh aus einem Tierheim in Polen geholt, da sie einen »Streuner« wollten. Obwohl die Tiertrainerin fantastisch war, konnte der Hund nach so kurzer Zeit noch nicht alles, was ein Filmhund normalerweise kann, und so musste ich am Set vor Ort etwas mithelfen. Deshalb hatte ich immer eine Hühnerleber in meiner Hosentasche, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken, wenn das in der Szene gefragt war. Er war – nicht nur wegen der Hühnerleber – ein sehr offener und lieber Hund. Ich hätte ihn wirklich gerne behalten.
Detlev Buck ist für viele erfolgreiche deutsche Filme der letzten Jahre verantwortlich. Wie war die Zusammenarbeit mit ihm und was fandest du an der Geschichte und deiner Figur spannend?
Ich genoss es sehr, mit Detlev Buck zu drehen. Sein Humor und seine Originalität zeichnen ihn aus. Er ist zudem sehr offen – etwa auch für Improvisationen. Öfters hat er Dinge, die im Moment entstanden sind und vorher nicht so geplant waren, einfach übernommen. Er schaut immer, was passiert, und baut vieles auch spontan ein. Er ist sehr stark und kann gut führen, gleichzeitig besitzt er eine große Sensibilität. Was mich an meiner Figur interessiert hat, ist, dass sie im Laufe der Geschichte zur Erkenntnis kommt, dass Glück nicht planbar ist. Sie wird ja am Anfang der Geschichte von ihrem langjährigen Freund verlassen. Sie lernt, dass man Vertrauen haben und im Hier und Jetzt leben sowie seinem Herzen folgen muss. Das kann sie eben von Hunden lernen.
Der Film ist eine Rom Com, ein Genre, das in den vergangenen Jahren – zumindest in den großen Hollywood-Filmen – eher selten gut wegkam. Rom Coms fand man zuletzt eher im TV- bzw. Streaming-Bereich, nun scheint es, mitunter dank Netflix, wieder einen Rom-Com-Aufschwung zu geben. Wie stehst du zu dem Genre?
Mir ist nicht das Genre per se wichtig, aber ich mag Filme und Serien, die Ja zum Leben sagen. Aktuell gefällt mir zum Beispiel »This Is Us« sehr. Ich mag es, wenn man einen Film sieht und sich nachher denkt, dass das Leben und die Welt eben auch etwas Gutes, etwas Positives an sich haben kann – dass das Leben sinnvoll ist.
Du hast in unterschiedlichen internationalen wie nationalen Theaterstücken, TV-Serien und Kinofilmen mitgewirkt. Wie gehst du bei der Auswahl und Vorbereitung deiner Rollen vor?
Mich interessiert ein ehrlicher Blick auf die Welt – und der ist in jedem Genre möglich. Film ist ein Medium, mit dessen Hilfe man Begebenheiten und die Gesellschaft an sich hinterfragen und gleichzeitig wunderbar unterhalten kann. Ich finde es spannend, wenn man Fragen stellt und nach Antworten sucht. Letztendlich wollen alle glücklich sein, nur sind die Strategien, die Menschen benutzen, unglaublich unterschiedlich.
Macht es für dich einen Unterschied, ob du auf der Bühne oder vor der Kamera stehst?
Theater habe ich ja schon länger nicht mehr gespielt. Im Idealfall, so denke ich, sollte es aber keinen Unterschied machen, ob man auf der Bühne oder vor der Kamera steht. Die Essenz ist meiner Meinung nach dieselbe, nur dass man beim Theater das, was man tut, noch vergrößern muss. Ob ein Projekt spannend ist, kommt meiner Meinung nach auf den Inhalt, den/die Autor/in, die Regie an, auf die Fragen, die man sich stellt – nicht auf das Medium. Wenn ich mich auf eine Figur vorbereite, stelle ich mir etwa immer folgende Fragen: Was ist das Ziel der Figur? Was sind die Hindernisse? Was hat sie bisher erlebt? Was denkt sie über die Welt? Was hat sie für Beziehungen? Wieviel zeigt sie nach außen? Wie ehrlich ist sie? Was versteckt sie? Wovon träumt sie? Und gibt es einen Bezug zu mir selbst?
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