Waldecks neues Album ist der imaginäre Soundtrack zu einem Roadmovie der 1960er-Jahre. Er chauffiert uns auf der Reise an abgelegene Orte, in Trailer-Parks und Motels mit leerem Swimmingpool.
So wie seine vergangenen Longplayer hat Waldeck auch das neue Album »Grand Casino Hotel« einem musikalischen Schwerpunktthema gewidmet: Diesmal geht es um Roadmovies und die Beat-Generation der 1960er-Jahre. Ein breites Betätigungsfeld, das dem Künstler viel Platz zur kreativen Entfaltung gibt, den er auch entsprechend nützt.
»Beim Stichwort Roadmovie entstehen Bilder in meinem Kopf, die ich musikalisch umsetze: Ausgetrocknete Steppenlandschaften, der Blick in die Ferne und grenzenlose Freiheit sind einige meiner Assoziationen. Und ich hoffe, dass die Songs auch entsprechend verstanden bzw. wahrgenommen werden«, erklärt Klaus Waldeck im Interview. Zielsicher regt er in zwölf Etappen abwechslungsreiches Kopfkino an. Man könnte dabei auch an schnurgerade Highways, Klapperschlangen, billige Motels mit Pay-TV und Glücksspiel in dunklen Hinterzimmern denken. In Zeiten begrenzter Mobilität ist der Longplayer mit seiner Einladung zu einer imaginären Abenteuerreise eine willkommene Abwechslung.
Erotische Rollenspiele im Trailer-Park
Stilistisch enthält »Grand Casino Hotel« Anlehnungen an Blues und auch Country. Die Gitarre ist – ganz anders als beim Vorgängeralbum – das tragende Element. Treibende Bassfiguren und verschiedene Gastsängerinnen sorgen für den guten Ton. Die sparsam bis dezent eingeworfene elektronische Klangkulisse verleiht dem Ganzen einen zeitgemäßen, modernen Anstrich. Die abwechslungsreichen Songs über Sehnsucht, Autokino oder erotische Rollenspiele im Trailer-Park klingen sorglos und zugleich stilsicher. »›Grand Casino Hotel‹ ist mir in der Produktion leichter gefallen als das Album davor. Ich hatte ein großes Gefühl der Freiheit und Individualität, was mir im Studio sicher geholfen hat«, resümiert Waldeck.
Es mag erstaunen, dass der Musiker dabei auch auf Material zurückgegriffen hat, das teils sogar aus dem Jahr 2003 stammt: »Manche Kompositionen unterliegen einem sehr langen Reifeprozess. Das kann dann schon dauern, bis ich mit dem Endergebnis wirklich zufrieden bin. Es kann auch sein, dass ein bestimmter Song in seiner Substanz und stilistisch ganz einfach zu dem einen Album besser passt als zu einem früheren. Das ergibt sich oft im Laufe des Produzierens.«
Dope Beats, wie sie Waldeck um die Jahrtausendwende produziert hat, passen nicht zu »Grand Casino Hotel« und seien auch für das nächste Album nicht zu erwarten. Aber, merkt Waldeck augenzwinkernd zum Abschluss an: »Vielleicht kommt stilistisch ja wieder einmal mein ›altes Ego‹ zum Durchbruch. Sag niemals nie.«
»Grand Casino Hotel« von Waldeck ist bei Dope Noir Records erschienen.