Róisín Murphy ist in Höchstform und checkt mit ihrem neuen Longplayer wieder am Dancefloor ein.
Róisín Murphy sieht sich selbst als eine Maschine, die niemals stoppt – music non stop, um die Elektroniktüftler von Kraftwerk zu bemühen. Deshalb auch der Albumtitel »Róisín Machine«. Und eines gleich vorweg: Dieser Text ist eine Huldigung an die irische Musikerin mit ihrer unglaublichen Stimmgewalt, immensen Kreativität und enormen Bühnenpräsenz. Dass sich Murphy mit ihrem neuen Album wieder komplett dem Dancefloor widmet, ist eine absolute Frohbotschaft.
Echte Murphy-Power
Wenn das Duo Moloko in den 1990er-Jahren (mit Murphy als Sängerin) die Aufwärmphase war und die frühen Soloalben als Experimentierphase gelten können, dann ist »Róisín Machine« das bisherige Highlight ihres musikalischen Schaffens. Nicht dass die früheren Alben schlecht oder gar langweilig gewesen wären, aber die zehn neuen Tracks haben einfach echte Murphy-Power.
Murphys Musikmaschine pendelt facettenreich zwischen House, Funk und Disco, ein starker elektronischer Einschlag ist bei ihr und ihrem Produzenten immer dabei. Letzterer ist Richard Barratt, besser bekannt unter Pseudonymen wie DJ Parrot oder Crooked Man; um die Jahrtausendwende war Barratt überdies die bestimmende Figur des Trios The All Seeing I.
Perfektionierte Club-Sounds
Anleihen bei der Disco-Ära – mit Streichern oder funkigen Basslines – fließen übergangslos in die zeitgemäßen Songs ein. Auch Róisín Murphys breites Vokalspektrum, von zart (hauchend) bis hochenergetisch, wird voll ausgeschöpft. Murphy und Barratt sind mittlerweile ein gut eingespieltes Team, ihre Kooperation begann übrigens vor zehn Jahren mit dem smoothen Acht-Minuten-Opener »Simulation«. Dass dieser Track und ein paar andere nicht brandneu sind, sondern einige schon als (Vinyl-)Singles erhältlich waren, ist eher ein Detail am Rande, schließlich hat der Longplayer eine zehnjährige Entstehungsgeschichte hinter sich. Murphy beschreibt Barratt übrigens sehr charmant: »Es ist schon bemerkenswert, wie Parrot Club-Sounds perfektioniert, ohne dass er in den vergangenen zwanzig Jahren einen Club von innen gesehen hat.« Trotzdem funktioniert’s tadellos.
Durch Corona ist Murphy, die das Auftreten merklich liebt, in ihrem Aktionsradius stark eingeschränkt. Sie hofft, wie so viele andere MusikerInnen auch, auf eine baldige Rückkehr auf die Bühne. Und solange das nicht möglich ist, nimmt sie Videos für ihren Youtube-Kanal auf. Bemerkenswert ist Murphys Kooperation mit der Plattform Mixcloud, über die am 14. November ein Konzert von ihr live gestreamt werden wird. Vorteil dieser Art von Auftritt dürfte sein, dass die digitalen Shows nicht so schnell ausverkauft sind wie die echten.
Das Album »Róisín Machine« von Róisín Murphy ist bei Skint Records erschienen.