Auch auf dem dritten Album liefert die Supergroup des österreichischen Folk wieder gnadenlos ab: Lieder für jede Stimmungs- und Lebenslage.
Herumtreiber. Strawanzer. Stürzler. Oder auch: »Laundschdreicha«. Die ewige Sorglosigkeit, auf Du und Du mit den Kräften der Natur. Ernst Molden inszeniert seine gemeinsame Supergroup mit Willi Resetarits, Walther Soyka und Hannes Wirth gerne in der Tradition mittelalterlicher Spielmänner und gleichzeitig im Sinne der Okies von John Steinbeck, der Miss Ohios von Gillian Welch. In beider Werk muss man ohnehin nicht lange nach den Fingerabdrücken eines Ernst Molden suchen. Zu oft hat er schon im amerikanischen Albtraum gestierlt, zu gut klassisches Liedgut mit seinen Übersetzungen zu Glanzlichtern des österreichischen Folk umgedeutet.
Outlaws und Laundschdreicha
Rastlosigkeit und Ernst Molden – sowieso ein Stichwort: Seit März sind gleich drei Alben in unterschiedlichen Konstellationen erschienen. Mit dem wohl beliebtesten und meistgebuchten der vielen Projekte geht es auf dem dritten gemeinsamen Album tatsächlich in die Vollen, wenn es um das Sein des österreichischen Outlaws geht, quasi die österreichischen Highwaymen. So scheint im mit der vollen Kapelle intonierten »Laundschdreichaliad« nur der Mond in die dunkle Kinette; im zärtlichen »Gschbiasd en Regn« liegen sie neben »hunderttausend Stern« nebeneinander in der Wiese. Natürlich fehlt auch der große Hit nicht – man denke etwa an »Ho Rugg« (auf »Ho Rugg«, 2014) oder »Awarakadawara« (auf »Yeah«, 2017) –, der Titelsong mit unwiderstehlichen Gitarren und Tanzbarkeit im weitesten Sinne böte sich da an, aber auch das sehr starke, ruhige Märchen »Da guade Kaisa« schreibt ganz oben an.
Am besten ist Molden – schließlich macht er das ganze Textliche – aber, wie so häufig, bei den leisen Liedern, den stillen Kleinoden, den romantischen Stücken, himmelhoch betrübt: Auf »Schdean« ist das vor allem das nur behutsam instrumentierte »Da Geisd bin i«, in dem Willi Resetarits besonders empathisch und melancholisch einer sterbenden Liebe nachtrauert, mit dem beängstigendsten Satz für alle Liebenden: »Wann samma eigentlich woglat (wackelig; Anm. d. Red.) wurd’n? / Des Leiwande is fuat und kummt ned z’ruck.« Diese Kaisermischung ist es, was auch »Schdean« zu seinem »Sdar«-Album am heimischen Pophimmel macht: Lieder für jede Stimmungs- und Lebenslage. Das Leiwande ist da noch lange nicht fuat.
Das Album »Schdean« von Molden Resetarits Soyka Wirth ist heute, also am 14. Mai 2021, bei Bader Molden Recordings erschienen. Die Konzerttermine der Band für die nächsten Wochen: 3. Juni, Wien, Konzerthaus — 17. Juni, München (DE), Deutsches Museum — 21. Juni, Salzburg, ARGE Kultur — 21. Juli, Wien, Theater im Park.