»Es geht um den politischen Sumpf im Allgemeinen« – Andreas Lust im Interview zu »Die Ibiza Affäre«

Das »Ibiza-Video« hat nicht nur zum Ende der türkis-blauen Koalition geführt, sondern sollte HC Strache schließlich auch die politische Karriere kosten. In der Sky-Serie »Die Ibiza Affäre« werden die Ereignisse fiktionalisiert aufbereitet.

© Petro Domenigg / Sky Studios / W&B Television / Epo Film

Sie spielen HC Strache in der Sky-Produktion »Die Ibiza Affäre«. Ein bekannter Skandal, eine ebenso bekannte Person. Wie bereitet man sich darauf vor, so jemanden zu verkörpern?

Andreas Lust: Man studiert seinen Lebenslauf, schaut sich das, was man an Auftritten von ihm findet, an und versucht seine Art sich zu geben und zu äußern nachzu­­vollziehen.

Fällt Ihnen selbst eine gewisse optische Ähnlichkeit zu HC Strache auf?

Ja, wir haben beide eine gewisse Ähnlichkeit mit Charlie Sheen und die Körperlichkeit von Heinz Conrads.

Wie kam es zum Drehbuch? Wie wurde hier bei der Vorbereitung vorgegangen?

Wie es zu dem Drehbuch kam, kann ich so nicht beantworten, aber wir haben natürlich in der Vorbereitung mit einem Coach (Susi Stach) gearbeitet und bestimmte öffentlich nachsehbare Passagen des Buches (Ibiza-Video, Rücktrittsrede, …) choreo­grafisch nachgestellt.

In einem Interview meinten Sie einmal, dass Sie vor allem Interesse an tragi­komischen Figuren haben. Inwiefern trifft dies auf HC Strache zu?

Das trifft im Grunde auf jede Person zu, die ein öffentliches Amt bekleidet und in ihrer Privatheit ans Licht gezerrt wird. Auch auf den Kaiser am Scheißhaus, bevor er die Kriegs­erklärung unterschreibt.

Wie gestalteten sich die Dreharbeiten, die mitunter auf Ibiza stattfanden, sowie die Zusammen­arbeit mit Regisseur Christopher Schier?

Also, speziell Ibiza war ein Urlaub einerseits – und produktionstechnisch eine große Herausforderung. Somit, denk ich, dem Original sehr entsprechend. Bis hin zu der großartigen russischen Schauspielerin (Anna Gorshkova), die erst kurz vor ihrem Auftritt feststand und über Umwege nach Spanien geschleust werden musste. Zum Glück hat sie sich drauf eingelassen, weil ich weiß nicht, wie ich reagiert hätte, wenn mich irgendein dubioser österreichischer Regisseur, von dem ich noch nie gehört habe, in Moskau angerufen hätte: »Ich habe Fotos von dir gesehen und wir machen da so einen Film auf Ibiza. Steig doch in den nächsten Flieger und komm her.« So wird er es nicht gesagt haben, aber so stelle ich es mir vor …

Beim Plausch mit der vermeintlichen Oligarchennichte (Anna Gorshkova; ganz links): Andreas Lust als HC Strache, Julian Looman als Johann Gudenus, Cosima Lehninger als Tajana Gudenus und Nicholas Ofczarek als Privatdetektiv Julian Hessenthaler — Foto: Petro Domenigg / Sky Studios / W&B Television / Epo Film

Sie spielen oft Polizisten oder Mediziner, aber auch Kriminelle. Gibt es Gemeinsamkeiten dieser Figuren und welche Rollen reizen Sie noch?

Es sind oft problem­beladene Figuren, denen aber das Buch den Platz gibt, mehr­schichtiger zu sein und so in gewisser Weise nachvoll­ziehbar oder zumindest einsehbar für das Publikum. Was mich nicht interessiert, ist es einen »Bösewicht« per se zu spielen.

Wie ordnen Sie den Ibiza-Ausschuss und dessen Folgen, die Verstrickungen, die sich daraus ergeben haben, ein?

Das halte ich für eine der wichtigsten Begebenheiten der letzten Jahrzehnte, weil der damit einhergehende Untersuchungsausschuss etwas Licht in den politischen Keller bringt. Es ist zwar nur eine Taschenlampe, aber immerhin.

Die Ibiza-Affäre hat Österreichs Politik- wie Medienwelt in Aufruhr versetzt. Wie wird das Publikum auf diese bekannte und oft diskutierte Geschichte reagieren?

Das Gute an der Serie ist ja, dass sie über diese bekannte Geschichte hinausgeht, weil sie bis zu einem gewissen Grad fiktiv ist und real existierende Personen Symbol­charakter bekommen. Es geht um den politischen Sumpf im Allgemeinen.

»Die Ibiza Affäre« ist ab 21. Oktober 2021 bei Sky zu sehen.

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