»Fuck Wagner!« – Konzertfotos: Chilly Gonzales in der Wiener Staatsoper

Am 10. Juli gastierte Chilly Gonzales in Wien – und er erklärte dabei unter anderem, warum ihm Richard Wagner so gar nicht behagt.

Chilly Gonzales ist nicht nur ein musikalisches Genie, sondern auch ein begnadeter Erzähler. Da seine Musik keiner Beschreibung bedarf, lassen wir hier lieber eine seiner Geschichten für sich sprechen: Er liebe Wien, ließ Gonzo das Publikum in der Staatsoper wissen. Er habe hier noch keinen Menschen getroffen, den er nicht mochte. Sein erstes Konzert nach dem Lockdown habe er ebenfalls in dieser Stadt gespielt – sie sei die erste gewesen, die wieder Konzerte erlaubt habe.

»A scheußlicher Mensch«

Allerdings gebe es laut dem Musiker ein Detail an Wien, das ihm missfalle. Nämlich, dass es hier eine Wagnerstraße gebe (genau genommen einen Richard-Wagner-Platz, aber das wollen wir ihm nachsehen). »Wagner was a scheußlicher Mensch«, lautete seine Erklärung. Das antisemitische Pamphlet »Das Judenthum in der Musik«, das der Komponist verfasst hat, kommt bei Gonzo nicht gut an – nicht nur angesichts seiner eigenen Herkunft wenig verwunderlich: Seine jüdischen Eltern flohen vor den Nazis aus Ungarn nach Kanada. Sein Vater war allerdings ein begeisterter Wagner-Hörer und erklärte dem jungen Chilly diese Dissonanz mit den Worten: »You have to separate the music from the artist.«

Und genau das tat Gonzo auch in der Wiener Staatsoper – auf seine ganz eigene Weise: Er beschimpfte die Person, schätzte aber das Werk. In seinem Stück »F*ck Wagner« unterstrich er diese Ablehnung mit einem markanten Solo eines Lieblingsinstruments Wagners: der Pauke. Der Song endet übrigens mit den Worten: »Kanye West is the brand new Wagner.«

Möge Gonzos Geist in den Mauern der Wiener Oper nachwirken – und beim nächsten Opernball all jene heimsuchen, die weniger Berührungsängste mit der Person Richard Wagner haben.