Frauenmangel adieu? – Das Line-up des FM4 Frequency Festivals 2025

Als Highlight gegen Ende des Festivalsommers lässt das FM4 Frequency Festival ab morgen zum 25. Mal die Boxen beben. Bislang war jedoch die FLINTA*-Quote unter den Acts ein häufiger Punkt der Kritik. Wir haben uns angeschaut, wie es diesbezüglich im Line-up 2025 aussieht – und waren positiv überrascht.

© David Bitzan

Schon lange werden das Frequency und andere heimische Festivals für ihre geringen FLINTA*-Anteile in den Line-ups kritisiert. 2011 standen in St. Pölten etwa lediglich drei reine Frauenacts auf der Bühne. Heuer sieht die Sache deutlich besser aus. 22 FLINTA*-Acts sind dieses Jahr am Frequency vertreten. Das entspricht immerhin fast einem Viertel des gesamten Line-ups – tatsächlich eine neue Bestquote. Aber damit ist noch lange nicht alles getan. Denn die restlichen drei Viertel der Acts sind im Umkehrschluss immer noch männlich besetzt.

Dass kommerzielle Festivals immer noch von Männern dominiert werden, ist keine Überraschung. Line-ups mit einem ausgewogenen Geschlechteranteil zu kuratieren, scheint für Booker*innen von Frequency und Co eine andauernde Herausforderung darzustellen. Besonders unter den Headliner*innen, lässt sich meist ein klarer Männerüberschuss feststellen.

Verbessert hat sich die Situation für Musikerinnen nur langsam. Bis vor wenigen Jahren machten Frauenacts im Line-up vom Frequency noch kaum mehr als fünfzehn Prozent aus. Selbst 2021 lassen sich nur sechs Acts mit zentraler weiblicher Präsenz aus den Zeilen des männerdominierten Line-ups herauslesen. Eine schlechte Bilanz, nach über zwei Jahrzehnten Frequency. In den letzten Jahren wurden die Stimmen gegen diese unfaire Verteilung zunehmend lauter. Und scheinbar zeigt diese Kritik langsam Wirkung.

It’s a process

Nach zwanzig Prozent letztes Jahr, erwartet uns heuer eine erneute Steigerung an Frauenpower. Und erstmals ist mit Chappell Roan eine – queere! – Frau unter den Solo-Headliner*innen.

Diese Fakten erinnern aber vor allem auch daran, dass Frauen nach wie vor deutlich weniger Chancen bekommen, weltweit auf Festivals zu performen. Doch was ist der Grund?

Zunächst gibt es schlichtweg zu wenig Sichtbarkeit für FLINTA*-Personen auf Festivalbühnen. Was selten gezeigt wird, kann nicht zur Normalität werden. Genau diese bräuchte es aber, damit sich mehr Frauen ins Rampenlicht trauen. Denn auf ein männerdominiertes Pflaster – wie es die Musikbranche unbestreitbar ist – wagt man sich als junge Frau oft gar nicht. Viel zu häufig ist man hier mit sexistischen Kommentaren, Übergriffen oder Machtmissbrauch konfrontiert. Oder man wird einfach nicht ernst genommen. Selbst Journalist*innen interessieren sich vielfach mehr dafür, wie es ist, eine Frau in der Musikbranche zu sein, als für ihre eigentliche Musik.

Diese Herausforderungen kennt auch die Musikerin Päm, die dieses Jahr beim FM4 Frequency Festival auftritt. Mit ihrer Musik möchte sie Frauen ermutigen selbstbewusster zu sein – und nimmt sich dabei kein Blatt vor den Mund. Laut ihr müssen FLINTA*-Acts oft härter arbeiten, um denselben Respekt und dieselben Chancen zu bekommen. »Das reicht von subtilen Dingen wie ›wir reden erstmal mit dem Mann in der Band‹ bis zu offensichtlichen Kommentaren, die man einfach nicht mehr hören will und kann.« Ihrer Meinung nach sollten Booker*innen mehr mutige Entscheidungen treffen – und nicht immer auf die altbewährten Namen setzen. »Dann entsteht Sichtbarkeit nicht durch Zufall, sondern durch klare Entscheidungen«, so PÄM. »Repräsentation sollte nicht nur ›nett mitgedacht‹ werden, sondern fest zum Konzept gehören.«

Päm (Bild: Stefan Sappert)

The New Normal

Ein männerdominierter Raum lässt sich jedoch nicht so einfach umkrempeln. Das liegt vor allem an den Führungsetagen in der Musikindustrie, die an konservativen Normen und Gewohnheiten festhalten – und eben überwiegend aus Männern bestehen. Somit entsteht ein System von Männern, die verstärkt andere Männer sehen und fördern.

Es gibt mehrere Festivals, die versuchen, diesen Kreislauf zu durchbrechen. Kleine Festivals wie das Sterrrn in Graz oder das Sisters of Music in Wien setzen ein Zeichen als von Frauen organisierte Räume mit reinen FLINTA*-Line-ups. Aber auch bedeutende internationale Festivals gehen mit gutem Beispiel voran – wie etwa das Primavera Sound in Barcelona. 2019 war es das erste große Festival, das eine ausgeglichene Geschlechterquote im Line-up erzielte. Die Kampagne nannte sich damals »The New Normal« und ist mittlerweile nicht mehr vom Festivalkonzept wegzudenken. Könnte man das beim Frequency nicht auch umsetzen?

Vom Veranstalter Barracuda kam hierzu vor Veröffentlichung keine Stellungnahme – womöglich den eifrigen Vorbereitungen kurz vor Festivalstart geschuldet. Ein Grund dafür dürfte allerdings sein, dass Festivals wie das Primavera Sound sich expliziter an ein progressives Publikum richten als das Frequency. Das macht es einfacher, ein Line-up zu kuratieren, das auf Diversität setzt. Das Frequency hingegen setzt stärker auf stadiontaugliche Mainstream-Artists – ein Segment, in dem weibliche Acts nach wie vor unterrepräsentiert sind. Künstlerinnen, die in dieser Größenordnung spielen, sind einerseits rar, andererseits oft so gefragt, dass sie für ein mittelgroßes Festival wie das Frequency finanziell oder logistisch kaum zu buchen sind.

Mit gezielten Bemühungen von Booker*innen und Veranstalter*innen ist ein ausgewogenes Festival-Line-up zwar keine Utopie mehr – doch es bleibt trotzdem die Ausnahme. Ob das FM4 Frequency Festival es auch weiterhin schaffen wird, den Frauenanteil konsequent zu steigern, wird uns wohl frühestens die 26. Ausgabe verraten.

Das FM4 Frequency Festival findet vom 13. bis 15. August im Green Park Sankt Pölten statt. Rechtzeitig für ihren Auftritt veröffentlicht Päm am letzten Festivaltag ihre neue Single »Fata Morgana« auf allen gängigen Streaming-Plattformen.

Auf folgende Musikerinnen(!) könnt ihr euch dieses Jahr am Frequency freuen:

Mittwoch, 13.8

Space Stage:

Alessi Rose – Suki Waterhouse – Chappell Roan

Green Stage:

Isabel LaRosa

Red Bull Stage:

Wa22ermann

Nightpark Mainstage:

Vicky

Nightpark 2nd Stage:

Youphoria – Inaya

Donnerstag, 14.8

Space Stage:

Laurel

Green Stage:

Ikkimel – Nina Chuba

Red Bull Stage:

Ella Stern – Ecca Vandal – Zsa Zsa

Nightpark Main Stage:

Filly

Nightpark 2nd Stage:

Anäis

Freitag, 15.8

Space Stage:

Ana Tijoux – Aurora

Red Bull Stage:

Elly – Päm

Nightpark Main Stage:

Ivy

Nightpark 2nd Stage:

Lexy Chainz

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