Wiener Clubs im Interview: Tonstube

Die Wiener Clublandschaft floriert. Wiener Clubs genießen mittlerweile einen guten internationalen Ruf bei Acts, Bookern und – vor allem – dem Publikum. The Gap sieht genauer hin und trifft einige Clubmacher zum Interview. Heute: Luke und Mathias von der Tonstube.

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In der Laimgrubengasse im 6. Wiener Gemeindebezirk hat vor Kurzem eine neues Lokal eröffnet. Tonstube nennt sich die Räumlichkeit in der es Getränke zu fairen Preisen gibt, die Einrichtung selbst gemacht ist, das Ambiente einladend wirkt und das Line-up stimmig klingt – wenn es nach den Machern geht. Wir wollten wissen ob dort nun ein weiterer Hipster-Bobo-Chai-Latte-Club die Tore Richtung Naschmarkt geöffnet hat oder was sich sonst hinter dem Konzept der Tonstube steckt. Luke Bereuter und Mathias Kappaurer – die beiden Betreiber – nahmen sich Zeit unsere Fragen ausführlich zu beantworten

Ist die Tonstube Bar oder Club?

Jeder, der uns schon einmal in der Tonstube war, wird erkennen, dass wir kein Club sind und auch nicht sein wollen. Dennoch werden wir mit DJs zusammen arbeiten und bieten unseren Besuchern einen kleinen, aber feinen Bereich, in dem – so die Stimmung und das Vergnügen passt – ausgelassen abgefeiert werden kann. Wir sind sozusagen eine Mischung aus Café, Bar und Club.

Wie wird euer musikalisches Programm klingen? Alles was das Herz begehrt, elektronisch oder doch auch Nische?

Vorwiegend elektronische Musik, wobei wir von Anfang an gesagt haben, dass wir uns nicht direkt auf ein Genre spezialisieren wollen und auch Alternative Acts mit einbringen werden. Es soll eine bunte Mischung zwischen House bis funkigen Hip Hop-Beats geben. Außerdem haben wir Kooperationen mit Klub Fraktal, Roadmusic und Little Diamond Records am Start, wo uns dann einige Wiener Resident DJs besuchen werden.

In eurem Grätzl gibt es einige ähnlich geartete Lokalitäten: Eissalon Joanelli, Future Garden, Phil, Lebemann und Hirn, Elektro Gönner. Seid ihr nur ein weiteres Hipster-Bobo-Lokal? Was unterscheidet euch von den anderen?

Diese Gerede um Hibster-Bobo-Lokal wird in letzter Zeit wohl etwas überbewertet. Wir sind einfach die Tonstube, und versuchen unser Ding so durch zu ziehen, wie es uns taugt! Wir glauben, dass es gerade in diesem Grätzel sehr wichtig ist, sich etwas Besonderes zu überlegen, da wie erwähnt, doch einige feine Lokalitäten geboten werden. Versucht haben wir dieses im Zuge unseres Möbiliars und der Raumaufteilung – und bis jetzt erfreut sich dieses großer Beliebtheit in der Tonstube.

Worauf habt ihr bei der Suche nach eurem Lokal geachtet?

Mathias und ich haben uns lange überlegt, in welche Richtung wir gehen wollen – Club oder doch Bar. Haben uns daher auch einige Clublokalitäten angeschaut. Die Tonstube ist es dann in erster Linie geworden, da wir uns auf Anhieb in den Schnitt der Räumlichkeiten verliebt haben. Wir vergleichen es immer sehr gern mit einer kleinen, gemütlichen Wohnung. Ein weiterer wesentlichen Punkt war sicherlich der finanzielle Aspekt – so hatten wir nicht den selbigen finanziellen Background wie viele andere Gastronomen (ohne jetzt irgendwelche Namen nennen zu wollen), die in letzter Zeit eine neue Bar oder Club aus dem Boden „gestampft“ haben. Denn so glauben wir, das Kreativität oftmals sehr wohl mit überteuertem Designkonzept mithalten kann.

Auch bietet die Tonstube für uns aber einfach noch ein sehr großes Potenzial für die Zukunft. So haben wir beispielsweise auch eine komplette Kücheneinrichtung. Im Sommer werden wir einen wunderschönen Schanigarten direkt in der Gasse für unsere lieben Gäste basteln.


Bisher kommt von Wirr über Chaya Fuera, von Cabaret Renz bis Market fast kein neuer Club in bebautem Gebiet ohne Lärmbeschwerden aus. Wird es überhaupt so laut bei euch? Habt ihr lärmtechnisch Vorbeugungen getroffen oder sind euer Nachbarn Bassliebhaber?

Natürlich ist die Lautstärke gerade in diesem Gebiet ein sehr großes Thema – wie eingangs erwähnt wollen wir uns aber doch davon distanzieren, als klassischer Club aufzutreten. Uns ist es sehr wichtig, dass wir den Leuten wieder qualitativ gute Musik zur freien Verfügung stellen. Aber ist es uns eben auch sehr wichtig, dass dabei die Konversation und der Austausch zwischen unseren Gästen nicht darunter leidet. So arbeiten wir in der Tonstube großenteils nur mit Hintergrundmusik und haben nun eben einen Raum geschaffen, in dem es etwas lauter und auch tanzbar ist. Jedoch wird in der Tonstube sicherlich nie ein Bass fahren, welcher dich in andere Spähren manövriert. Auch sollte einem immer bewusst sein, dass wir eben hier mitten im sechsten Bezirk viele Anrainer und Bewohner haben. Jeder von diesen zahlt auch Miete und möchte daher natürlich auch seine Ruhe haben in seinen eigenen vier Wänden. Uns ist es doch ein sehr großes Anliegen eine gute Nachbarschaft mit den Anrainern zu führen und stehen so in ständigem Kontakt mit diesen falls nötig.

Verlangt ihr Eintritt? Manchmal? Wie viel? Was kostet ein kleines Bier? Ein Vodka? Gibt es eine Türpolitik bei euch? Welches Publikum ist bei euch besonders willkommen?

Wie schon gesagt, prinzipiell wollen wir die Tür stets frei halten. Sprich ohne Eintritt agieren. Wir hoffen, dass wir diese Unterfangen finanziell durchhalten werden, wenn man bedenkt was ein DJ heutzutage kostet. Auch preislich versuchen wir möglichst fair aufzutreten. Leben und Leben lassen! Natürlich müssen Rechnungen einfach gezahlt werden. Doch glauben wir, dass sich unsere Preis-Leistung doch sehen lassen kann. So kostet ein großes Bier beispielsweise € 3,30, einen Wodka gibt’s bei uns für € 2,50. Und ja, das liebe Thema der Türpolitik. Auch diese kostet uns ein kleines Schmunzeln. Einfach ausgedrückt: Wer in die Tonstube kommen will, ist herzlich dazu eingeladen. Wenn es voll ist, ist es voll. Sonderregelungen gibt es bei uns nicht. Wer zuerst kommt, malt zuerst.

Werdet ihr um Sperrstundenverlängerung ansuchen?

Dadurch, dass Mathias und ich momentan wirklich alles selber machen, wissen wir oft noch nicht, was uns am nächsten Tag erwartet. Dass Projekt Tonstube ist doch recht schnell über uns gekommen und so versuchen wir Step by Step zu gehen und mit diesem zu wachsen. Prinzipiell versuchen wir schon eher unsere Gästen schon am frühen Abend für uns zu gewinnen. Sprich wir fahren ab 20.00 Uhr schon mit DJ Sets. Die Mode, erst mitten in der Nacht, sprich zwischen ein und zwei Uhr ins Nachtleben aufzubrechen wollen wir mit unserem Konzept versuchen etwas zu brechen. Mal schauen ob uns das gelingt. Dennoch spielen wir mit dem Gedanken um Verlängerung anzusuchen. Aber ehrlich gesagt, wir sind uns noch nicht ganz schlüssig.

Eure Einrichtung wirkt spartanisch sympathisch. Wird sich daran noch etwas ändern?

Wir sind immer noch im ständigen Umbau. Es kommt mehr oder weniger täglich etwas Neues in der Tonstube hinzu. Das Grundgerüst im Form von unseren selbstgebauten Möbeln wird aber mit Sicherheit bestehen bleiben.

Was sind eure Pläne für das kommende Jahr? Gibt es spezielle Openings, Vernissagen, Ohrkino, Bookings, Release-Parties? Was darf man nicht verpassen?

Spezielle Termine können wir jetzt leider noch nicht bekanntgeben. Doch soviel dürfen wir schon verraten: Es wird sich einiges Tun in der Tonstube und hinter den Kulissen arbeiten wir auf Hochtouren um unseren Gästen ein qualitatives, abwechslungsreiches und interessantes Programm zu bieten.

Die Tonstube, 3 Jahre später: Fusion Club mit Privatstrand

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