»Super fucking awesome, man!«

Andreas Klinger über die permanente Show und Fassade einer Internet-Start-up-Szene, in der Erwartungen über Realitäten gestellt werden.

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»How are things going?« »Pretty fucking awesome, man. Couldn’t be better currently. We are really excited how things are going. Interest is growing and traction is getting better and better and we are in the process of adjusting to all the new opportunities.« Mit anderen Worten heiße Luft.

Es gibt eigentlich nichts Sinnloseres, als einen Start-up-Gründer nach der aktuellen Lage seines Unternehmens zu fragen, vor allem, wenn es schlecht läuft, denn es ist sowieso alles perfekt, egal wie unsicher die Zukunft ist oder wie sehr man einen guten Rat brauchen würde. Die Menge an heißer Luft, die in diesen Szenen produziert wird, sollte ausreichen, um die Menschheit aus der Abhängigkeit vom Atomstrom zu befreien. Die Tatsache, dass scheinbar jeder sein eigenes Start-up hat, macht das Ganze auch schön basisdemokratisch und »Start-up« nachhaltig zum Unwort unserer Generation.

»Bro«

In Central Europe sind wir hier fast zu bescheiden. Internationale Unternehmer sind regelmäßig überrascht, wenn wir nach einer gewonnenen 20-Euro-Bier-Wette nicht bereits von »Post-Revenue« sprechen und wir mit Customers eigentlich immer »paying customers« meinen. Aber auch hier in Europa wird gedampft, was das Zeug hält. Start-up Network Events und Szenetreffs sind für mich einige der unwirklichsten Orte, die es gibt. Räume gefüllt mit testosteron-getriebenem Balzverhalten. Herr und Frau Start-Upper reden von Zukünftigem in superlativen Vergangenheitsformen. Und irgendwie nennen mich zu viele Leute »Bro«.

Seifenblasen

Als klassischer Wiener mit Raunz und Schlechtrednertum tief in meinen Genen bin ich mir stets ein wenig unsicher, wie viel von dieser Seifenblaserei wirklich Sinn macht. Start-ups agieren am Markt der Erwartungen, bis sie sich am realen Markt bewiesen haben. Markterwartungen hält man mit gutem Buzz oben und Vorschusslorbeeren für potenzielles zukünftiges Wachstum gibt’s frei Haus. Man sollte daher nur Positives kommunizieren, oder? Und so stets Buzz und Hype oben halten. Man will ja nicht, dass sich jemand Sorgen macht.

Und wie läuft’s wirklich?

Wir haben letzte Woche unser halbes UK Office gekündigt. Zusätzlich dazu das Wiener Office abgedreht und das NYC Office auf Eis gelegt. Simpler Grund: Wir wollen bei unserem Produkt nochmal Schwung holen und dafür brauchen wir eine Fokusphase. Dass Leute entlassen nicht immer Panik bedeutet, ist paradox und glaubt mir keiner in dieser Szene. Geld haben wir genug und die Dinge laufen, aber eben nicht auf der Skala, wo wir es gerne hätten. Wir haben uns also entschlossen, uns wieder einmal einzusperren und das Produkt zu überarbeiten – auf Kundenwunsch hin. Und damit der Fokus möglich ist, wird vorerst alles andere abgestoßen. Leute feuern ist immer unangenehm, aber das Produkt zu refokussieren ist wirklich super fucking awesome, man! Wie viel von diesem Text heißer Dampf oder die gelebte Wahrheit war, wird sich in den nächsten Monaten herausstellen.

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