A Team.

Andreas Klinger, Co-Gründer von Garmz, über das Arbeiten im Team unter Start-up-Bedingungen.

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Ein oberösterreichischer Kreativer, der direkt aus Chile kommt, sich aber eigentlich immer noch als Berliner fühlt; ein ungarischer Ökonom, der wie ein Deutscher klingt, aber in Österreich Deutsch lernte; eine urbane, cosmopolite Fashionista, die aber am liebsten nie ihren Kosmos in Wien verlassen möchte; ein Teilzeit-Student, der in geteilter Zeit große Teile der Verantwortung übernimmt; ein Bulgare, der lieber Franzose wäre und eigentlich nach Schweden will; eine niederösterreichische Schneiderin, die vermutlich die beste Wirtschaftlerin der Gruppe ist; ein Internet-Fundamentalist, der bis vor Kurzem noch ein Print-Musikmagazin veröffentlichte und neuerdings auch ein Serbe, der seine frische Ehe damit begann, nicht in die Flitterwochen zu fahren, sondern mit Frau und Laptop nach Wien zu ziehen, um unserem wahnsinnigen Projekt beizutreten.

Name it: Team it is.

Wer auch immer sagte „There is no I in TEAM“ … Er oder Sie war ein Idiot. Es gibt eine verdammt große Menge „I“ in jedem Team. Immer. Vor allem in so intensiven Phasen wie in der, in der wir gerade sind. Denn wir sind mitten im Closing mit unseren Kapitalgebern. Finalisieren der ersten Version der Webseite. Die nächste klären. Produzenten in Bulgarien stressen und unsere Köpfe zerbrechen mit Kooperationspartnern in Wien. Von vorne bis hinten, es gibt viel zu tun. Weiters zeigt sich schnell, dass, wenn jedes "I" mit Arbeit ausgelastet ist, es auch kein "YOU" mehr gibt, welches einem die Arbeit abnehmen kann.

Wenn sich Arbeit aufstaut, springt man vom Marketing zum Software-Entwickeln, sucht das Hemd, rennt zum Anwalt und knöpft es schnell wieder auf, bevor man den Mode-Designer trifft. Man möchte schließlich versuchen, irgendwie modisch lässig zu wirken – und versagt bei Letzterem meist vergeblich. Hätten wir momentan Visitenkarten, würde bei fast jedem „Marketing“, „Development“, „Organization“ und „Finance“ draufstehen. Und wären Visitenkarten ehrlich, müsste man bei einer des Teams noch „Psychopath“ und bei der anderen „Psychotherapeut“ anhängen. Aber so gehört sich das in crunch phases. Reibungen sind normal und saubere Arbeitsteilung kommt später. Jetzt ist schnelles Wechseln der Rollen – context switching – angesagt. Es muss voran – oder in unserem Fall – online gehen. Und für Burnouts hat man später Zeit. Wie verschieden ein Team sein kann merkt man, wenn man an einem Tisch mit Geeks und Fashionistas sitzt und über Stil gestritten wird und – das muss ich jetzt sagen – die Geeks meist recht haben.

Als einer der wenigen Österreicher im Team fühlt man sich sowieso wie auf der Arche Noah Europas und gerät ständig in Kulturkonflikte. „The meeting starts at 10h. To be efficient please come 10 minutes later.“ Sowas kann nur von einem Bulgaren kommen. Und Englisch ist nicht immer English, und oft auch gerade bei einem selbst „under everyone’s pig“. Aber wenn man alles zusammen nimmt, muss es passen. Egal, wie verschieden Leute sind. Es muss passen. Dass uns dabei das Team nicht davongelaufen ist, während wir gemeinsam realisiert haben, dass wir eigentlich nicht Tetris, sondern Jenga spielen, ist hoch anzurechnen und aus meiner Sicht eigentlich unglaublich.

Finanzpläne. Zeitpläne. Konzeptpapiere. Investoren-Deals. So oft wir das Haus mit Papierstapeln aufbauten, so oft ist es auch zusammengefallen. So oft haben wir Projektphasen verschoben. So oft sind wir Honorare schuldig geblieben. So oft haben wir Anstellungen verzögert. Teilweise haben ganze Familien auf unsere Hoffnungen/Versprechungen gewartet. Aber die Leute sind uns treu geblieben. „Danke“ ist in diesem Kontext nur ein Wort aus fünf Buchstaben und bei Weitem nicht ausreichend. Es ist anstrengend. Aber es macht Spass und geht endlich voran. Ob das nun alles nach Plan klappt, ob wir uns auf dem Seedcamp Berlin (ww.seedcamp.com) vor internationalen Investoren beweisen können und wie gut oder schlecht die ersten Design-Uploads sind, möchte ich in der nächsten Ausgabe erzählen.

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