6 Fragen an Kino unter Sternen

Das allseits beliebte Kino unter Sternen schlägt ab 28. Juni wieder bei freiem Eintritt seine Zelte am Karlsplatz auf. Judith Wieser-Huber hat uns per Mail sogar mehr als vier Fragen zu Programmierung, Perspektiven und Wolfsmenschen beantwortet.

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Zum diesjährigen Motto Richtung Zukunft – Wie steht’s um die Pläne des "Kino unter Sternen" und wie schätzt du die künftige Entwicklung des Freiluftkinos ein?

Wie man am Angebot sieht, boomt das Freiluftkino nach wie vor. Im Zuge der Eventisierung hat es sicherlich noch einige beste Jahre vor sich. Ich finde alles positiv, was das Kino lebendig erhält.

Für Kino unter Sternen steht nach wie vor die Erhaltung der bestmöglichen Qualität in der Programmierung und der Präsentation im Mittelpunkt, das ist an einem öffentlichen Platz immer eine Herausforderung. Die Digitalisierung stellt uns vor finanzielle Probleme, da wir die Filme in dem ihnen entsprechenden technischen Medium zeigen wollen, und sowohl digital wie auch 35mm vorführen. Die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Filmmuseum und mit Synema – Gesellschaft für Film und Medien bestärken uns in diesen Vorhaben.

Ist der mögliche Regen oder das Beschaffen von Förderungen das größere Problem?

Was ist wichtiger – Speis oder Trank, Kunst oder Leben, was ist schwieriger – bleiben oder gehen? Pelerinen schützen vor Regen und Optimismus hilft bei der Finanzierung.

Das Vorprogramm wird jedes Jahr attraktiver – wie kam es zur Idee überhaupt eines zu gestalten? Wie wird es vom Publikum aufgenommen?

Es ist Bestandteil des Kino unter Sternen am Karlsplatz und war von Anfang an Teil des Konzepts. Die Anordnung am Platz ist sehr viel intimer als sie davor im Augarten war und ermöglicht den Dialog mit dem Publikum.

Das Filmprogramm konzentriert sich auf die österreichische Filmproduktion, die Gespräche mit Filmschaffenden bringen Nähe und damit mehr Verständnis für die heimische Produktion. Unser Publikum ist interessiert, kritisch und liebt den Film, mehr brauche ich nicht zu sagen.

Dieses Jahr wird zum Beispiel "Erdbeerland", ein Film von Florian Pochlatko (*1986) gezeigt – wie siehst du die Entwicklung des jungen österreichischen Films in der letzten Zeit? Siehst du es als Aufgabe von "Kino unter Sternen" auf solche Filme aufmerksam zu machen? Wie wichtig ist dir überhaupt der "Bildungsauftrag" bei "Kino unter Sternen"?

Der junge Film ist sehr lebendig und erfrischend, noch immer. Trotz und obwohl – muss man sagen. Die letzten Jahrzehnte haben so viele Talente hervorgebracht und ich hoffe, dass die Energie, der Mut der jungen Generation ausreichen wird, weiterzumachen. Es fehlt an öffentlichen Mitteln für Förderung und Entwicklung von kleineren und mittleren Produktionen. Es fehlt an Wertschätzung und an der Liebe zur heimischen Produktion. Kino unter Sternen zeigt Entwicklungen, Tendenzen im österreichischen Filmschaffen generell auf. Bildungsauftrag ist ein unansehnliches Wort. Wir wollen vermitteln, dass Wissen um die Filmgeschichte den Blick schärft, wollen Neugier auf filmische Ausdrucksweisen, die Liebe zum Kino wecken.

Ein Film, der dir besonders wichtig ist im diesjährigen Programm?

Alle Filme waren wichtig, um dieses Programm zu gestalten.

Sehr stolz bin ich auf unseren Eröffnungsfilm. "Talea" ist ein Film, der mich überrascht und sehr berührt hat, und von einer Regisseurin noch dazu! Katharina Mückstein hat sehr behutsam, sensibel mit beeindruckender Sicherheit inszeniert, mit wunderbaren SchauspielerInnen, einer großartigen Kamera.

Zum Thema Wolfsmenschen: Wer ist dein Lieblingsgestaltenwandler in einem Film und warum?

Auf jeden Fall der "Wolf Man", er ist eine tragische Figur, die schmerzvolle Veränderung seines Körpers kann er nicht verhindern und sein Menschsein vergeht unter der Übermacht der animalischen Triebe, die er in sich wachsen spürt. Er ist Opfer und Täter zugleich. Für Curt Siodmak, der das Drehbuch geschrieben hat, war er ein Symbol für die deutsche Gesellschaft, der er durch Flucht nach Hollywood entkommen ist. "Unter Wolfsmenschen" nannte er seine Autobiografie.

Aber Peter Lorre als quengelnder Rabe in "The Raven" ist mir natürlich nicht ganz egal. Er ist entzückend böse und wienerisch.

kinountersternen.at

Eintritt frei!

Bild(er) © Kino unter Sternen: 1: Karlsplatz 2: Judith Wieser-Huber
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