Open Culture ist das Thema des diesjährigen Paraflows – Festival für Digitale Kunst und Kulturen. Es geht um Apps, Open Source und Design, Copyrights, Monsanto und noch sehr viel mehr.
„Es geht um einen Aufstand von Userinnen und Usern gegen Systeme“, so Günther Friesinger 2012, Mitgründer und Festivalleiter des Paraflows, als es ums Thema „Reverse Engeneering“ ging. Damit knüpft das diesjährige Programm auch an das letzte an – allerdings auf voller kultureller Fläche – digital wie real: Open Culture ist das Thema der achten Ausgabe des Festivals für Digitale Kunst und Kulturen. Es startet am 12. September und endet am 13. Oktober und wird 15 Künstlerpositionen – heuer wieder in Das Weisse Haus, eine Konzertreihe und Symposien bieten.
Open Culture everywhere
Open Culture – Man denkt sogleich an Wikis – Open-Source-Projekte, Youtube-Tutorials und Blogs, aber der Wunsch nach einer Open Culture greift auch ganz real bereits massiv um sich. Der Paraflows geht es beim Open-Culture-Gedanken v.a. auch um politische Handlungsfähigkeit und ein neues Bewusstsein für Verantwortung – oder für die Verantwortung, die wir noch übernehmen könnten. Eine zentrale Rolle unter den Kunstwerken wird der „Pop-up Garden“ der Künstlergruppe Tat Ort sein, wo man in Pflanzkästen vor Das Weisse Haus – aus alten Möbelstücken gebaut – jetzt schon mit noch „altem“ Saatgut anbaut. „Alt“ heißt hier v.a.: nicht genmanipuliert oder von Konzernen wie Monsanto kontrolliert. Die Arbeit ist auch ein Protest (der Link führt zur Petition gegen die EU-Saatgutvorlage über ein neues, teures Zertifizierungsverfahren, durch das v.a. kleineren landwirtschaftlichen Betriebe der Ruin drohte) gegen die stark lobbyierenden Saatgut-Unternehmen, von denen die zehn größten bereits 75 Prozent des Saatgutes der Welt kontrollieren.
Die Ernte des „Pop-up Gardens“ soll währende des Paraflows-Festivals dann auch sogleich „verkocht“ werden in einer „Pop-up Küche“ – der Soupermobile des Künstlers Andreas Strauss, die aus Mülltonnen gebaut ist.
DIY X Web
„Open Data“-Kultur, unter deren Begriff eben Open Source, Open Design, Open Content oder Open Economy und andere offen zugängliche und partizipatorische Wissenssysteme laufen, sollen auf dem Paraflows praktisch zugänglich werden. Eine ironisch-unterhaltsame wie scharfsinnige Arbeit stellt der Kölner Künstler Bastian Hoffmann mit einer Live-Performance und einer Tutorial-Clip-Serie aus. In den Videos zeigt er Produktionsverfahren, die die Absurditäten der Massenproduktion überzeichnen und beantwortet Fragen, die nie gestellt wurden – z.B. wie man aus einer Massivholzplatte billigen Pressspan herstellt.
Insbesondere in der Verbindung von digitalem Wissen und daraus folgendem Handeln zeigt sich das Potential der Open Culture – Apps, die uns zeigen, wo wir uns befinden, was um uns herum gerade passiert sind nur der Anfang. Copyrights, Zugriff auf öffentliche Verwaltungsdaten oder politische Transparenz werden Thema sein. Workshops sollen die Ökonomie von Open Source-Projekten verbessern, also die Verwaltung, Lesbarkeit und praktische Umsetzung.
Stabiles Budget
Nachdem das Paraflows vor zwei Jahren wegen eingeschränkter Fördermittel und verspäteten Zusagen vom Herbst auf Winter verlegt werden musste, kann es seit letztem Jahr auch in der Umsetzung wieder aus den Vollen schöpfen. Mit Geldern von der Stadt Wien (MA7 Kultur), der BMUKK, dem EU-Kulturprogramm EAMEA und der ZIT, gäbe es nun ein „sehr stabiles Budget“, so Günther Friesinger.
Paraflows 8 – Festival für Digitale Kunst und Kulturen vom 12. September bis 13. Oktober in Das Weisse Haus.
Programm im Überblick: Eröffnung am 12. September; Ausstellung vom 13. September bis 13. Oktober; Symposium vom 13. bis 15. September; Workshops vom 16. bis 20. September und Konzertreihe vom 19. bis 22. September