"Narrationen" zeigt Werke von drei österreichischen Künstlern, die eine Affinität zur so genannten Graphic Novel verbindet. Im Kunst Haus Wien stellen Arnulf Rödler, Hannes Kiengraber und Michael Liberatore ihre Werke aus. Im Interview beantworten sie Fragen zur Identität und Arbeit.
Zur Ausstellung "Narrationen" im Kunst Haus Wien interviewte The Gap die drei ausstellenden Künstler: Hannes Kiengraber, Arnulf Rödler und Michael Liberatore. Sie alle schaffen es nicht eine ordentlich Antwort auf die Frage Batman oder Spiderman zu geben. Der Rest ist aber schon in Ordnung.
Wie kam es zu der Ausstellung, und warum in der Kellergalerie im Kunst Haus Wien?
Hannes Kiengraber: Da wir unter anderem sowohl privat als auch in unserem Schaffen ein großes Interesse zum Comic teilen und wir seit vielen Jahren befreundet sind, waren gemeinsame Projekte und Ausstellungen naheliegend. Wir haben uns dieses Mal für das Kunst Haus als Platform für unsere Ausstellung entschieden um eventuell ein neues und breiteres Publikum, welches normalerweise vielleicht wenig mit Comic in Berührung kommt, zu erreichen.
Wie kamen sie zur Illustration? Gibt es Vorbilder?
Zeichnen war eine meiner ersten Spielerfahrungen im Babyalter. Später, noch bevor ich schreiben konnte, verkaufte ich meine auf Thermopapier kopierten, textlosen Comic-Kurzgeschichten um ein paar Schilling an andere Kinder. Mein erstes Vorbild, im Alter von 6 Jahren, war allerdings kein Comiczeichner, sondern der englische Fantasy-Maler und Illustrator Patrick Woodroffe mit seinem Werk "The Pentateuch of the Cosmogony". Obwohl ich thematisch als auch formal in meiner Malerei eine komplett andere Richtung eingeschlagen habe, war er derjenige, der mich bis heute am meisten geprägt hat.
Sie besuchten die höhere graphische Lehranstalt in Wien. Ist das ein guter Nährboden für junge Künstler in Wien?
Vor über 20 Jahren, als wir noch Schüler waren, war die Grafikdesign-Abteilung der Grafischen ein Sammelsurium von Individualisten und künstlerischen Archetypen. Der Lerndruck war gering bis nicht vorhanden, die Zeit sich kreativ zu entdecken und Auszudrücken war groß. Ich persönlich würde die Frage also mit einem großen "Ja" beantworten. Ob das heutzutage noch immer so ist, kann ich aber leider nicht beantworten.
Der Begriff „Graphic Novel“ hat sich mittlerweile in den Medien durchgesetzt. Wie stehen sie als Künstler dazu? Gibt es einen Unterschied zwischen Graphic Novel und Comic?
Im Grunde sind Graphic Novels Comics in Buchform. Sowohl inhaltlich, als auch stilistisch, gibt es immer wieder Überschneidungen zwischen klassischen Comcis und den Graphic Novels. Für mich persönlich lässt sich eine Graphic Novel am ehesten als ein "Autoren-Comic", das meist von einem einzelnen Künstler geschaffen wird, beschreiben, eine anspruchsvollere bzw. erwachsenere Thematik behandelt und dessen Bildsprache nicht zwingend dem Kommerz unterliegen muß.
Sie sind sowohl in der Illustration als auch in Videoschnitt und -produktion tätig. Ist das für sie alles ähnlich oder gehen sie jeden neue Aufgabe anders an?
Für mich ist der Film nur ein weiteres Werkzeug meine Vorstellungen zu visualisieren. Ich bin ein sehr visuell denkender Mensch, daher liegen meinen Filmen genau wie meinen Comicprojekten fast idente Skizzen bzw. schnelle Storyboards zugrunde.
Im Grunde ist es das Ziel beider Kunstformen, das Publikum in eine bestimmte Stimmung zu versetzen und eine Geschichte zu transportieren. Natürlich bedarf es beim Filmemachen eines kompromissbereiteren Arbeitens, denn beim Filmen lässt sich nun mal nicht alles so perfekt steuern wie beim Comic zeichnen – Trickfilm ausgenommen. Die einzige Beschränkung, die ein Comiczeichner eingehen muss, erfährt er durch seine eigene Vorstellungskraft. Die Vorteile bei einer filmischen Erzählung andererseits, sind z.B. der Ton, der sehr gut Stimmungen transportiert, sowie fix definierte Zeiteinheiten, die den Rhythmus vorgeben. Ansonsten sind beide Kunstformen für mich sehr ähnlich.
Was für Bereiche der modernen Kultur sind für sie als Künstler inspirierend oder interessant?
Einzelne Inspirationsquellen sind für mich sehr schwer zu benennen. Meistens schöpfe ich aus meinen inneren Welten, die aus der Summer aller Erfahrungen meines Leben entstanden sind. Dazu gehören neben den persönlichen Erlebnissen – dem "realen Leben" – natürlich auch Filme, Musik, Spiele, Bücher etc.
Ein sehr interessanter Teil der modernen Kultur ist für mich das internet, mit seinen unzähligen Plattformen für Künstler aller Welt und jeden Alters. Ich finde es sehr spannend fremde Werke – ob Gemälde oder Kurzfilme – sehen zu können, etwas das nur dank des Internets möglich ist.
Spiderman oder Batman?
Hier weiter zum Interview mit Arnulf Rödler.