Miley hat das unter Kontrolle

Tegan und Sara sind im Indiepop feste Größen. Im Interview erzählen sie von ihrer Tour mit Neil Young, finden die Kritik an Miley heuchlerisch und reden über Indien und Wien.

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Als Tegan und Sara in der Ottakringer Brauerei vor geschätzten 200 Jugendlichen ihre neuen und alten Songs zum Besten geben, hängt eine etwas gemischte Stimmung in der Luft. Sie klingen rebellisch, ehrlich, aber auch poppiger als je zuvor. Im Interview mit The Gap steht Sara Rede und Antwort.

Wie war der Auftritt in der Ottakringer Brauerei?

Sara: Sehr cool. Wir mögen solche kleinen Gigs. Wir spielen oft in Clubs oder größeren Orten, das ist nicht so intim. Sowas ist immer einzigartig und speziell. Außerdem zwingt es uns die Songs neu aufzubereiten. Wir überdenken die Musik nochmal, das ist kreativ gesehen sehr fordernd und spaßig.

Ich schätze, das war so ähnlich als ihr angefangen habt?

Sara: Ja, sehr minimalistisch, nur der Kern des Songs zählt.

Ihr seid wirklich das erste Mal in Wien?

Sara: Ja, das ist echt verrückt, weil wir schon seit 2000 in Europa touren. Wir waren damals in Deutschland und Italien. Und seit damals waren wir vielleicht jährlich in Europa, aber wir sind nie nach Österreich gekommen, oder Ungarn, Polen. Wir haben oft darüber gesprochen, in diesen Ländern zu touren, aber es hat sich nie ergeben. Wir lieben es. Wir hatten gestern einen freien Tag in Wien, wir sind überall rumgegangen. Zu den Märkten, in die Museen, wir sind wie Touristen. Wir sind hier wegen der Musik, aber wir wollen trotzdem zum Beispiel unseren Eltern sagen „Seht her, ich bin hier vor dieser Kirche!“ oder so.

Ich würde das auch verstehen, wenn euch das nicht so interessiert. Immerhin seid ihr oft auf Tour.

Sara: Es kommt darauf an. Bei bestimmten Städten sagen wir, da wollen wir einen Tag frei haben. So wie hier in Wien, weil das ein Ort ist, den wir schon lange besuchen wollten. Das ist unser dritter Europa-Trip dieses Jahr, mit dem neuen Album.

Mit dem neuen Album, „Heartthrob“ wolltet ihr eine neue Ära für Tegan and Sara einläuten. Ich habe gelesen, dass nach „Sainthood“ für euch vieles anders war. Wohin wollt ihr mit dem neuen Sound?

Sara: Ich bin da hin und hergerissen. Da ist ein Teil von mir der sehr ermutigt und aufgeregt ist. Auch wenn viele Fans von uns sich Anfangs sehr schwer mit dem neuen Pop-Sound tun, habe ich das Gefühl dass es uns als Band viele neue Türen geöffnet hat. Ein Teil von mir sagt mir, dass wir so weitermachen sollten. Dann gibt es da noch einen Teil der mir sagt, wir sollten doch umdrehen, etwas in eine ganz andere Richtung machen. Es ist auch teilweise so, dass wir beweisen wollen, dass wir erfolgreich sein können, egal welches Genre es ist.

Wir hatten zwei Hit-Songs in der Dance-Musik mit Tiesto und Morgan Paige, und wir sind sehr erfolgreich als Indie-Band, und jetzt wollen wir erfolgreich als Pop-Band sein. Ich frage mich, wo können wir noch hin, was können wir noch machen?

Am Ende ist es nicht so ein großer Unterschied, es ist immer noch Musik.

Sara: Nein, für uns geht es immer um den Song. Die Melodie, die Texte, die Geschichte. Man sollte die Möglichkeit haben sich vor und zurück zu entwickeln, schätze ich. So lange der Song gut ist, mögen die Leute es.

Stimmt es, dass ihr getrennt an den Songs schreibt? Ihr kommt dann zusammen, und arbeitet daran?

Sara: Ja, so machen wir es. Ich lebe in Montreal, Tegan lebt in Vancouver, das sind ungefähr 3000 Kilometer Entfernung. Wegen dieser Distanz hat es sich so ergeben, dass wir die Songs getrennt schreiben, und später miteinander fertigstellen. Das funktioniert, und gibt uns beiden viel Freiraum. Tegan ist sehr von der Westcoast-Kultur inspiriert, ganz anders als ich. In Montreal und New York höre ich andere Bands, habe andere Ideen. So bringen wir ganz unterschiedliche Ideen zusammen.

Am Anfang eurer Karriere habt ihr an einem Bandcontest teilgenommen. Mit den Einnahmen habt ihr eure ersten Demos finanziert. Kannst du mir was darüber erzählen?

Sara: Ja. Wir waren 17, und die Universität von Calgary veranstaltete jedes Jahr einen Contest, wo lokale Bands um ein bißchen Studiozeit kämpfen konnten. Man bekommt einen Tag im Studio, und ein Engineer nimmt mit dir deine Songs für dich auf, und so weiter. Es war ein sehr simpler Preis. Wir hatten eine Cousine, der dort auf die Uni ging. Wir hatten all diese Demo-Tapes, die wir auf unserer High School verkauften. Sie sagt uns, wir sollten die dort einreichen.

Bei dem Contest waren eigentlich nur Bands von der Universität, wir waren von der High School. Wir haben gewonnen. Dann konnten wir eine ordentliche Demo in einem Studio machen. Diese Tapes verhalfen uns zu Konzerten. Wir haben sie an Festivals versandt, an Manager. So konnten wir für andere Bands eröffnen, wegen diesen Demos.

Bild(er) © © Warner Bros. / Vapor Records

Live-Fotos: Patrick Muennich
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