Ah, echt? Ihr versteht die Überschrift nicht? Kauft euch halt ein paar Vokale!
Zu den Krankheiten unserer Zeit hat sich vor ein bis zwei Jahren ein kleines x gesellt. Keine besuchenswerte – meist elektronisch-musikalische – Veranstaltung in der ganzen Stadt, in der kein x vorkam. Das x ersetzte gewissermaßen die Worte "und" oder "mit". Nach dem Prinzip: DJ Dolm x DJ Gstört x Grindschuppen, was übersetzt soviel heißen sollte, wie DJ Dolm und DJ Gstört legen im Lokal "Grindschuppen" auf. Band-, Alben- und Liedernamen wurden durch wahllos eingestreute Zahlen veredelt und auch ∆ieses enigmatische Teil wanderte immer wieder unangebracht durch die Gegend, wie auch andere Vertreter des griechischen Alphabets. Wer es einfacher wollte, verließ sich auf den guten alten Doppel:punkt. Immer rein damit! Oder einfach gleich alles groß schreiben (Hallo, Kanye West-Tweets). Oder – die Steigerung – groß und auseinander (auch du, mein S O H N).
Seit der Generation X schwante mir Übles. Was wird wohl der nächste sinnlose Einfall von euch Trendsettern sein? Was gibt die Tastatur eurer MacBook Pros noch her?
Aber wie es in Zeiten der Wirtschaftskrise nun einmal so ist, wurde nicht in neue Zeichen investiert, sondern aufs Sparen gesetzt. Seither lieben es die Menschen, die Vokale einfach wegzulassen. Mein persönlicher Sparkurs hat sich während der Studienzeit negativ auf die sprachwissenschaftlichen Vorlesungen ausgewirkt, deswegen musste mir Wikipedia erläutern, dass ein konsonantisches Alphabet "Abdjad" genannt wird. Von den Hieroglyphen kommend ist so etwas vor allem in den semitischen Sprachen gang und gäbe, zu denen auch Hebräisch, die Sprache des Herrn, gehört. Und wehe es kommt mir jetzt wer mit Aramäisch – man muss es auch nicht übertreiben!
Jedenfalls: Mstrkrft (Masterkraft), Sbtrkt (Subtract), Tnght (Tonight), Sdnmt (Seidenmatt) und Konsorten – es tut mir leid, aber ihr seid einfach nicht Gott. Auf die Gnade seines Sohnes Jesus Christus würde ich mich auch nicht verlassen, denn was ihr da abzieht, ist ganz und gar alttestamentarisch. Dort heißt es im Dekalog, äh, Dklg: "Ich bin JHWH, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Sklavenhaus, herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir."
Bämm! Bevor ihr also Opfer der nächsten Sintflut werdet, rate ich euch dringend, in so einer Game-Show ein paar Vokale zu kaufen. Babelhafte (Aus)sprach(e)verwirrung nervt nämlich nicht nur den Chef persönlich, sondern auch euer direktes Umfeld, das oft genug keine Ahnung hat, wie ihr eigentlich heißt.
Bilder: 1: Ich in meiner "Zone" mit völlig unmotivierten griechischen Schriftzeichen 2: TNGHT inklusive x 3: Sound:Frame mit Doppelpunkt 4 + 5: Auch im Redaktionsumfeld grassiert die Vokallosigkeit
Anregungen, Wünsche, Beschwerden und antikebezogene Anekdoten, aber auch gerne Vokale an bensaoud@thegap.at