2013 war das Jahr als die Class-of-2005 der britischen Gitarrenmusik zurückkehrte. Die Blood Red Shoes waren nie weg, ihr Duo-Indie nie vitaler. Wir hören Punk-Rock mit vier Händen, den man uns auch mit acht hätte verkaufen können.
Die großen Alben letztes Jahr strahlten bereits Wochen vor ihrer Veröffentlichung ihre Schwerkraft aus, natürlich mit der grossen Ausnahme Beyoncé: Spärliche Infos sickerten langsam durch, Fährten wurden gelegt und machten die Fanbase so fiebrig, als stünde die Apokalypse bevor. Daft Punks "Random Access Memories" mit dem "Get Lucky" Clip am Coachella Festival und einer Release-Party in Australiens Pampa oder Arcade Fire, die sich kryptische Tweets einfallen ließen, spielten virtuos mit unsrer Aufmerksamkeitsökonomie. Im besten Fall macht das so viel Spaß wie bei Blood Red Shoes. Die verteilten vergangenen November zehn QR Code Sticker in zehn Großstädten um die Vorab-Single zu ihrem vierten Album zu entschlüsseln. Innerhalb von wenigen Stunden fügten Fans auf der ganzen Welt "The Perfect Mess" zum Song zusammen.
Aktionen wie diese machen Musik zum Phänomen und als Medium wieder frisch und begehrenswert. Rock braucht das besonders, seit Hip-Hop die neue Gitarrenmusik sein soll. Kann ja sein, dass der Duo-Indie hier bessere Karten hat. Bands wie The Kills, White Stripes oder Black Keys retteten damals die 00er Jahre, sind heute aber entweder getrennt oder vergessen. Die Blood Red Shoes – beide inzwischen knapp um die 30 – hielten hier für ein Jahrzehnt konsequent Stellung, ohne gekünstelt oder unverbraucht zu klingen. Nach Jahren ein selbstbetiteltes Album herauszubringen, ist oft Anlass das zu ändern, einen Neustart zu wagen. Bei den Blood Red Shoes betrifft das die eigene Unabhängigkeit bzw. Selbständigkeit.
"Jazz Life" heißt das Label und Berlin heißt die Stadt. Das neue Umwelt hat nichts an ihrem Brighton-Post-Punk geändert: Wir hören immer noch das auf vier Hände und zwei Instrumente reduzierte Zusammenspiel zweier Multitasker. Zwei Stimmen wie ein Telefongespräch, Rock ohne die großen Klischees, in seiner Einfachheit beeindruckend. Für das Freischalten eines QR-Codes gab es übrigens lebenslang gratis Gästelistenplätze – kein schlechtes Omen für Gitarrenmusik oder?
Das selbstbetitelte "Blood Red Shoes" von den Blood Red Shoes wird am 28. Feber veröffentlicht.