Soko Is My Sex Slave

Es macht Freude, dabei zuzusehen, wie Soko mit ihren Fans harmoniert. Die ziehen begeistert beim grungy Sound ihres neuen Albums mit. Und freuen sich über ein paar alte Lovesongs.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Stéphanie Alexandra Mina Sokolinski trägt ein Camouflage-Shirt zu einer roten, karierten Hose und spuckt auf den Boden. Sie sieht gar nicht aus wie Audrey Tautou aus „Die fabelhafte Welt der Amelie“, an die manche ihrer frühen Pressefotos erinnern. Und auch nicht wie Sky Ferreira, mit der man sie auf ihrem neuen Album-Cover verwechseln könnte. Soko hat viele Gesichter und sie alle zwinkern aus verschiedenen Schubladen: mal hetero, mal homo, mal wie Kim Gordon von Sonic Youth und mal wie Cat Power. Die Soko im Camouflage-Shirt jedenfalls hat sechs Kaffee getrunken und strotzt voller Energie – sowohl stimmlich als auch körperlich.

Ob es Zufall ist, dass sie „We Might Be Dead By Tomorrow“ ganz am Ende spielt beziehungsweise „I’ll Kill Her“ überhaupt weglässt? Eher nicht. Es sind jene Songs, mit denen sie im Internet zum Allround-Star wurde. Pärchen in Schwarzweiß schmusen im Kurzfilm „First Kiss“ zu ihrer Musik. Das war sogar für Youtube zu viel geballte, oberflächliche Romantik. Schön, dass es Sokos Konzerte nicht sind.

Das neue Album klingt wie Pingpong zwischen New Wave der 80er-Jahre und softem Grunge der frühen 90er. Es ist Musik, die viel mehr mit Goth und Bikini Kill zu tun hat als mit dem häufig rezipierten Neo-Folk, den man ihr nach Songs wie „First Love Never Die“ angeheftet hat. Es ist eine Freude zuzusehen, wie sehr die 29-Jährige mit ihren Fans harmoniert. Sie spielt dieses Konzert nicht für sie, sondern mit ihnen. Und als zwei Fans mit einem „Soko Is My Sex Slave“-Shirt auf die Bühne dürfen, das es auch am Merch-Stand zu kaufen gibt, spielt es eine sehr sehr lange Umarmung inklusive einer Tanzeinlage, die Soko ziemlich sicher zwei Minuten davor mal eben eingefallen ist.

Bis zum Ende der Show wird sie noch unserem Fotografen in die Arme crowdsurfen, sich mit den Mädchen in der ersten Reihe über ihre Brüste unterhalten, headbangen, mal kurz müde auf dem Boden liegen bleiben und ziemlich oft jauchzen, wie viel Spaß ihr das nicht alles mache.

Dann wird sie ihrer Freundin ein Lied widmen und zu einem Fan in der ersten Reihe sagen: „Warum weinst du jetzt schon? Ich hab doch noch gar nicht begonnen!“ Bei den letzten zwei Songs haben es die, die ganz vorne gestanden sind, sicher getan: „Keaton’s Song“ vom neuen Album und „We Might Be Dead By Tomorrow“ als Erinnerung an das Alte.

Am besten ist Soko immer noch dann, wenn sie Krach macht. Zum Beispiel wenn sie alleine am Schlagzeug sitzt, die Snare bearbeitet und ins Mikrofon rappt. „Seriously, I come back as soon as you want me“, versichert sie am Ende immer wieder. Also, ihr wisst, was zu tun ist!

Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...