Beim Ollie auf der Straße. Da bezeichnet Poppen das ruckartige Treten des Tails. Expertin darin ist Mel Ruff von Ruffboards, die im Wiener Schaukasten die »Womens-Skate-History« kuratiert und uns dazu Fragen beantwortet hat.
Skaten ist einer der wenigen Trendsportarten, die es seit den 1960ern geschafft haben, sich – ohne Vereine – zu etablieren und in Verbindung mit Musik, Mode und Kunst eine rege Szene zu erschaffen. Dass Frauen – wie in den meisten Sportarten – eine Minderheit darstellen, ist beim Skaten überraschend. Dabei ist es bei Frauen beliebter ist, als man glaubt.
Skaterinnen als Vorbilder
Wendy Bearer stand 1965 schon auf dem Brett und zeigte, dass bei Meisterschaften auch Frau einiges an Combos draufhat. Obwohl Frauen schon seit Beginn der Szene am Brett standen, werden sie heutzutage lieber mal nackt auf Skateboards abgebildet. Die Szene hat ein Sexismus-Problem. Damit beschäftigen sich u.a. die Mitgliederinnen des »Suck My Trucks Contest« und stellten Meinungen und Fakten dazu online. Die »Women Skate History« – die seit 2007 schon zwei Mal im Cassiopeia Berlin präsentiert wurde – soll mit der Ausstellung »If She Can Do It, So Can I!« auch in Wien entstehen.
Schnee von gestern
Diese Ausstellung will eine Kunstsammlung zur Skate-Art in Österreich zusammenstellen. Im Schaukasten werden Arbeiten von Inga Guzyte Art, Sixxa und Sqrl gemeinsam als 6xa und Sqrl, Maria Arndt, Carolina Frank und Farbwerke gezeigt. Wir haben Kuratorin und »Ruffboard«-Mitbegründerin Melanie Ruff zum Interview gebeten. Wenn sie nicht gerade Kunst organisiert, verpasst sie alten Snowboards Sommerreifen und macht sie startklar für die Straße. Ob im Surfbrett-ähnlichen Design wie »Die Pummerin« oder im Freeride-Look der »Feschen Sopherl«.
»Ruffboards« macht aus alten Snowboards neue Longboards. Wie unterscheiden sich eure Boards von klassischen?
Der größte Unterschied ist sicher, dass jedes Board ein Einzelstück ist. Hinzu kommt, dass alle Boards in Handarbeit hier in Wien gefertigt werden, gemeinsam mit Ex-Häftlingen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Arbeitsplätze zu schaffen um die Rückfallrate, die bei über 50 Prozent liegt, zu reduzieren. Weil jeder Mensch eine zweite Chance verdient.
Du stellst Ex-Häftlinge ein. Sind sie nur an der Manufaktur oder auch am Gestalten der Designs mitbeteiligt?
Wir arbeiten gemeinsam mit dem Verein Neustart, die sich zum Ziel gesetzt haben, den Einstieg in ein normales Leben für Ex-Häftlinge zu erleichtern. Die Arbeiter dort sind super qualifiziert und noch mehr engagiert und bringen sich in jeden Arbeitsschritt mit ein. So hat es sich ergeben, das Berti – ein Arbeiter bei Neustart – nicht nur die abgefahrensten Designs entworfen hat, sondern auch sein erstes eigenes Shape: den »Berti#1«.
Die Ausstellung »If She Can Do It, So Can I!« behandelt Künstlerinnen in der Skateboard-Art. Wie sieht diese Kunst abseits von Mainstream aus?
Mainstream bezieht sich auf die übliche Darstellung von Frauen – oft zieren sie Bilder von Skatern. Wir wollten zeigen, dass es Skaterinnen gibt. Mehr als man meinen möchte, wie wir bei der Recherche zu dem Thema herausgefunden haben. Nicht als Gegenpol, sondern als Ergänzung der großen Skatefamilie.
Sie soll ein Startschuss für ein »Women-Skate-History«-Sammlung in Österreich sein. Woraus wird die bestehen, wer kann daran teilnehmen?
Im ersten Schritt sammeln wir Bilder, die uns Skaterinnen geben. Entweder bei am Eröffnungstag selbst, oder per Mail. Wir geben die Bilder mit Namen, Datum und Ort versehen in einen Archivschrank. Im nächsten Schritt wollen wir aber auch Exponate sammeln. Die Idee dahinter war, gerade jungen Frauen und Mädchen die Scheu vor dem Sport zu nehmen, wenn sie sehen, es gibt auch andere.
Welche Personen muss man da in Österreich kennen, wie weiß man das und wann waren bzw. sind die aktiv?
Das wird das Outcome unserer Sammlung sein. Derzeit aktive Skateboard-Fahrerinnen sind Julia Brückler, Ana Rumiha, Lisa Veith und am Longboard Anna Pixner und Glory Kupsch.
Der »Suck My Truck Contest« ist ein Skateboardevent für Mädels. Auf deren Homepage geht es um Frauendarstellungen in der Szene. Warum werden besonders beim Skateboarden eher ihre Brüste als das Talent auf dem Brett gefeatured?
Wie beim Surfsport braucht es auch im Skatesport weibliche Vorbilder, die eine andere Interpretation zulassen. Das braucht Zeit. Aber wir sind uns alle einig, eine Lösung gefunden zu haben: Es müssen einfach mehr Mädls beim Skaten gezeigt werden.
Die Ausstellung »If She Can Do It, So Can I!« eröffnet am Do., 17. Juli 2014 und läuft bis 3. August 2014 im Schaukasten.