So fresh and so clean. Die heimische Medienlandschaft wird bunter und hat mit Fresh nun auch das erste Magazin für Black Austrian Lifestyle. Chefredakteurin Clara Akinyosoye erklärt im Interview, warum das längst überfällig war.
Wir lassen die von anderen Medien strapazierten Bilder von Extensions, Aslybetrug und sonstigen Katastrophen bitte gleich stecken. Das Fresh Magazin will jetzt mit Klischees zu Black Lifestyle aufräumen. Lesern wird die Afro-Brille aufgesetzt und das Leben von jungen Österreichern mit afrikanischer Herkunft nähergebracht. Die erste Ausgabe sieht schon mal verdammt schick aus, beinhaltet eine Dirndl-Fotostrecke, ein Interview mit Wiens erstem schwarzen Polizisten und setzt sich mit afrikanischen Bieren auseinander. Mit einer Erstauflage von 8.000 Stück ist jedenfalls ein guter Anfang gemacht, ab 2015 soll das Magazin dann alle zwei Monate erscheinen. Hoffentlich ist Beyoncé auch mal am Cover.
Clara Akinyosoye ist Chefredakteurin und demnach wohl die Fresh Princess. Im Interview erklärt sie die Philosophie des Magazins und spricht von geplanten Redaktionsausflügen zum nächsten Justin Timberlake-Konzert. Da kommen wir gern mit.
Gerade ist die erste Ausgabe Fresh erschienen. Wie entstand die Idee zum Magazin?
Wir reden seit Jahren darüber, dass Österreich ein Lifestyle-Magazin für Afro-Österreicher braucht. In den Lifestyle-Magazinen, die es gibt, spielt sich das meiste zwischen Tipps für den Pfirsich-Teint und "wie werde ich schnell braun" ab. Das brauchen Schwarze nun wirklich nicht. In anderen Ländern haben sich solche Magazine schon etabliert. Und letztes Jahr haben wir uns dann gesagt: die Zeit ist reif.
Wieso gerade "fresh"? Welche anderen Namen standen zur Auswahl?
Wir wollen ein frisches, neues Bild von schwarzen Menschen zeigen. Wir wollten einen Namen, der diese Botschaft auch wirklich transportiert. "Fesch" stand auch lange zur Debatte, aber da hätte es dann sicher Verwechslungen gegeben. Fresh ist genau das, was wir aussagen wollen. Fresh ist bei uns wirklich Programm.
Eure Initiative "blackaustria" musstet ihr 2009 aufgeben. Setzt ihr jetzt da an, wo ihr damals aufgehört habt?
Blackaustria war eine sehr freche, humorvolle aber hochpolitische Kampagne. Es ging darum mit Vorurteilen aufzuräumen und Rassismus klar anzusprechen. Mit Fresh wollen wir zeigen, dass schwarze Menschen das Leben auch genießen. Weniger Politik und mehr Lebenstil. Aber der Geist von blackaustria ist definitiv dabei.
Wie black ist eure Redaktion tatsächlich?
Unser Team ist black and white.
Das Biber spezialisiert sich seit vielen Jahren auf Leser mit Migrationshintergrund. Wie steht ihr zum Biber und was unterscheidet euch?
Mit Biber haben wir eine gute kollegiale Beziehung. Wir kennen einander schon lang und wir haben auch Redakteurinnen im Team, die bei Biber veröffentlichen. Unsere inhaltliche Ausrichtung ist eine andere.
Ist Fresh ausschließlich an schwarze Österreicher gerichtet? Worin liegt der Anreiz für Menschen ohne afrikanische Wurzeln?
Das Magazin richtet sich an schwarze Menschen in Österreich und an überhaupt alle, die Österreich durch die Afro-Brille sehen wollen. Ich denke, dass viele Menschen schon genug haben von den immer gleichen negativen Geschichten über schwarze Menschen. Das hat sich zwar ein wenig gebessert, aber wir wollen jetzt einen ganz neuen Spin bringen. Die Geschichten, die wir bringen sind nicht nur für Schwarze spannend. Unsere Fotoreportage über Heavy Metal in Botswana ist da ein gutes Beispiel, aber auch die Servicestrecke zu afrikanischen Lebensmitteln.
Feiert ihr den Song von Alabas Vater?
Jetzt feiern wir mal fresh.
Wie sieht es mit inhaltlicher Einschränkung aus? Würdet ihr Künstler wie Justin Timberlake auch als Eventtipp führen, oder bleibt ihr da streng? (Tipps der aktuellen Ausgabe sind u.a. Pharrell Williams und Azealia Banks)
Wenn Justin Timerlake kommt, organisier ich vielleicht sogar einen Redaktionsausflug zum Konzert. Egal ob da ein hübscher, weißer Amerikaner poppigen RnB macht, ein senegalesischer Pianist spielt oder die schönste, schwarze Soulstimme auf Erden nach Wien kommt. Wenn wir die gut finden und glauben, dass unsere Leser das interessieren könnte, dann empfehlen wir. Hautfarbe allein ist kein Einschluss- oder Ausschlusskriterium.
Welche Afro-Österreicher würdet ihr gerne mal interviewen? Gibt es da bereits Pläne?
Viele, viele Afro-Österreicher, die das Blitzlicht-Gewitter noch nicht gesehen haben.
Wie sieht die Zukunft von fresh aus? Wird das Heft gratis bleiben?
Fresh wird nur dieses Jahr gratis sein. Wir wollten allen die Möglichkeit geben uns kennenzulernen. Für 2015 haben wir aber ein Bezahlmodell in Planung.