Wie wär’s mit einer Nacht im Abflussrohr, im Iglu oder zwischen Baumwipfeln? Diese heimischen Hotels, eigentlich ja Stiefkinder der Architektur, sind defintiv einen Sleepover wert.
Das Park Hotel, Ottensheim, OÖ (© Jeff Leeb)
Im Park Hotel im oberösterreichischen Ottensheim gibt es »Verweilorte« der besonderen Art. Man nahm Kanalrohre aus Beton, befestigte eine Tür dran, stellte ein Doppelbett und eine Lampe rein und im Handumdrehen gab es Unterkünfte für Gäste. Ganz so spartanisch ist das Rohr dann auch wieder nicht eingerichtet: Netzstromanschluss, ein Fenster und die volle Stehhöhe sorgen für einen Wohlfühlfaktor. Der persönliche Sicherheitscode an der Tür erinnert ein wenig an »Panic Room«. Vom Schlafrohr zum Duschrohr Das neueste Projekt Sanitube passt zu den Unterkünften des Hotels. Ein Betonrohr mit Toilette und Dusche als Alternative zu Plastik-Toi Tois und Containern. Entwickelt wurde es von den Wiener Stadtraumagenten – gemeinsam mit dem Künstler und Erfinder des Park Hotels Andreas Strauss. Im Park Hotel kann jeder zahlen, was er möchte, es funktioniert nach dem »pay as you wish«-Konzept. Eine Reservierung kann allerdings nicht schaden. Der zweite Standort befindet sich im Bernepark im nördlichen Ruhrgebiet. dasparkhotel.net sanitube.at
Hypercubus by wg3 (© Katrin Lernbeiss)
Wer es gemütlich mag, aber vielleicht nicht ganz so rustikal, der kann sich den Hypercubus mieten. Das mobile Hotel wurde von dem Grazer Architekturbüro Wg3 unter dem Motto »minimal housing« entwickelt und interpretiert das Hotel-Konzept neu. Im Falle des Hypercubus heißt das drei Stockwerke auf 25m2. Ebene Eins bietet Bad und Küche sowie Stufen zu Wohnebene Zwei. Eine Leiter hoch und schon liegt man im Bett bzw. auf der Schlafebene Nummer Drei. Allrounder Grundsätzlich kann das Häuschen überall hin gepflanzt werden. Egal, ob direkt am Meer, Gletscher oder mitten im österreichischen Urwald. Per Kran, Lkw oder Hubschrauber wird er am gewünschten Ort platziert. Der Kubus ist ein Selbstversorger – er wird mit Solarenergie angetrieben und hat einen Wasser- und Abwassercontainer. Energiesparender funktioniert die Aneinanderreihung der Kuben zu einem Cluster. Farb- oder Einrichtungswünsche werden ebenfalls erhört. Neben der blauen Originalfarbe gibt es Türkis, Gelb, Braun oder Schwarz-Weiß gemustert - bezahlt wird via PrePaid. Wo es Hypercuben zu finden gibt, seht ihr hier. hypercubus.at
Iglu Village, Kühtai, Tirol (© Philipp Walschebauer)
Im Tiroler Kühtai können Schneeliebhaber auf 2020m Höhe in einem Iglu übernachten. Bei 0 bis 1 Grad helfen da nur Schafsfelle, Daunenschlafsäcke oder Körperwärme. Maximal zwei Nächte kann man buchen – länger will man vermutlich nicht frösteln. An der Iglu-Bar wird einem schnell wieder warm. Stille Örtchen und Duschen befinden sich in einem beheizten Nebengebäude. Inuit-Flair in den Alpen Das Iglu-Dorf besteht aus 12 Iglu-Suiten und einem Multifunktions-Iglu. Wer Lust und Laune hat, kann in einem 6-stündigen Workshop sein eigenes Iglu nach traditioneller Inuit-Technik nachbauen oder sich von Huskys in einem Schneeschlitten ziehen lassen. iglu-village.at
Baumhotel (© Baumkronenweg)
Im Baumkronenhotel im oberösterreichischen Kopfing kann man in den Baumwipfeln schlafen. Statt sich an Lianen von Baum zu Baum zu schwingen, wird gemütlich entlang des Baumkronenweges spaziert. Treehouse für Faultiere Die sechs Baumhotels in 10m Höhe lassen schnell Haut und Haar nach Wald riechen. Die Selbstversorger-Apartments mit Kochnische, Dusche/WC und einem Fernseher (ja, eh) bieten Raum für 2 bis 8 Personen. Alles ist hölzern und schlicht eingerichtet. In den Baumwipfeln wird sowohl im Sommer als auch im Winter genächtigt. Wer unter Höhenangst leidet, kann die kleinere Version – das Baumhaus Chaletti – beziehen, das nur 5m über dem Boden schwebt. baumkronenweg.at
Aqua Dome Therme, Längenfeld, Tirol (© Tiscover Images)
Nein, das ist keine Raumfahrtstation auf einem fremden Planeten, sondern eine Therme im Ötztal. Ice Ice Baby Auf 50.000 m2 erstrecken sich ein Kristalldom, kreisrunde Schalenbecken mit 15 m Durchmesser. Seit 2004 ist die Aqua Dome Therme in Längenfeld eines der acht von der Vamed betriebenen Thermen- und Gesundheitsresorts Österreichs. Verantwortlich zeichnen die Wiener Schnögass Architekten. aqua-dome.at
Hotel Daniel, 1030 Wien (© Hotel Daniel)
Das Hotel Daniel am Landstraßer Gürtel hat nicht nur ein Boot am Dach, es definiert sich als »Urban Stay – Smart Luxury« mitten im Zentrum von Wien. Das Segelboot, das auf das Hotel »eingeschlagen« hat, ist die Installation »Misconceivable« von Erwin Wurm. Kennen wir ja schon vom Museumsquartier. »Glamping« im Urban Garden Das »Hotel des Jahres« 2014 möchte »anders« sein. Das ist dem Eigentümer Florian Weitzer in Kooperation mit Heiss Architekten gelungen. Was es von gewöhnlichen Hotels der Innenstadt unterscheidet, ist nicht nur sein Konzept. In den Innenräumen treffen Vintage, Retro und Industriedesign aufeinander. Neben dem Segelboot hat das Dach außerdem 5 Bienenvölker - die vom Imkermeister Dietmar Niessner betreut werden – und einige Apfelbäume zu bieten. Der Airstream-Wohnwagen (Modell »Silverrocket«, Baujahr 1952) wurde renoviert und kann für €112 die Nacht ganz im Trend des »Glampings« (= Glamour + Camping) gebucht werden. Er steht mitten im urbanen Garten zwischen Gurken, Kürbissen und Kräuterbeeten. hoteldaniel.com
Therme Rogner, Bad Blumau
Robert Rogner und Friedensreich Hundertwasser entwickelten ein Hotelkonzept ohne Ecken und Kanten. Das Thermalbad im steirischen Thermenland sieht originell aus, es versucht auch die umliegenden Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Fabel-hafte Therme Das Hotel ist inspiriert von Hundertwassers »neuem Humanismus«. Durch die Geothermieanlage werden Strom, Wärme und natürliches Kohlendioxid (CO2) gewonnen. Dieses CO2 wird in der Badewasseraufbereitung zur ph-Regulierung verwendet – der Rest wird verkauft. Heimische Küche ohne Gentechnik und Chemie, Mitarbeiterkleidung aus Naturtextilien, Drucksorten aus umweltfreundlichem Naturpapier. In den renovierten Zimmern stehen Holzmöbel, deren Nutzungsdauer mindestens so lang ist, wie deren Rohstoffe brauchen, um nachzuwachsen. blumau.com
Hotel Topazz, Lichtensteg 3, 1010 Wien (© Anna Blau)
Das von der Unternehmensgruppe Lenikus gebaute Hotel Topazz verfügt nur über 32 Zimmer. Jedes von ihnen hat ein lukenförmiges Fenster – von außen sieht es aus wie ein dicker Kraken-Fangarm. Die Augen von Wien Das Topazz passt sich an die umliegenden Altbauten des ersten Bezirks an. Die Fassade gestalteten die BWM Architekten, die ovalen Fenster springen leicht hervor und öffnen sich damit »wie die Augen der Stadt«. Chefin und Projektentwicklerin ist Christiane Weissenborn. hoteltopazz.com
Justizstrafanstalt, Leoben (© Paul Ott)
Wer sich keines dieser Hotels leisten kann, könnte in der Strafvollzugsanstalt Leoben unterkommen. Die hat design- und comfort-technisch überraschend viel zu bieten. Kuschelzelle und Kunst Ganz nach dem Motto jeder Mensch muss menschlich und mit Achtung und Würde behandelt werden, bietet diese Anstalt Sporthallen, Fitnesscenter, Spazierhöfe, eine Bibliothek, Deutsch- und Computerkurse. Sicherheitstechnisch ist die Anstalt auf dem neuesten Stand ist, jeder Raum einsichtig. Der liebevoll als »Kuschelzelle« bezeichnete Raum für Langzeitbesuche war nicht unumstritten. Der Architekt der Strafanstalt Josef Hohensinn wurde 2004 sogar für den Architekturpreis des Landes Steiermark ausgezeichnet. strafvollzug-leoben.gv.at