Welches eurer Fotos wurde am häufigsten geklaut? Wie kann man sich davor schützen? Diese zwei Fragen haben wir 8 Fotografen gestellt, die Antworten darauf gibt es hier.
»Fuckhead« von Armin Rudelstorfer (© Armin Rudelstorfer)
Story zum Foto Das Fuckhead-Foto wurde auf deren 25-Jahre-Geburtstagskonzert im Wuk aufgenommen. ich habe damals für The Gap fotografiert. Es wurde in den letzten Monaten zweimal von größeren österreichischen Medien unerlaubt verwendet. Ich habe das Foto der Band für ein Konzertplakat einer großen Performance im größten Linzer Theater zur Verfügung gestellt. Das Plakat wurde vom Theater gedruckt und ich habe explizit die Weitergabe an Medien ausgeschlossen und nur die Verwendung für das Plakat eingeräumt. Das wurde ignoriert und ungeachtet der nicht gewährten Rechte weitergegeben, worauf es in der größten oberösterreichischen Tageszeitung gedruckt wurde. Zwar mit Credits, aber mich zu fragen hielt niemand für nötig. Vor wenigen Tagen entdeckte ich dasselbe Foto in den Nön, dem größten niederösterreichischen Ankündigungsorgan für Feuerwehrfeste als Pressefoto eines Festivals, von dem ich noch nie gehört hatte – als Urheber wurde das Festival genannt. Dieses Festival erhielt das Foto nicht von Fuckhead, sondern stahl es ungeniert von meiner Website und stellte es 1:1 (mit meinem Logo) als Pressefoto zur Verfügung. Die Nön beschnitt es, sodass das Logo nicht mehr sichbar war und nannte mich nicht als Urheber. Beide Akteure sind an Frechheit kaum zu überbieten. A Bit of Advice Definiert die gewährten Rechte im Detail und dokumentiert diese schriftlich. Es gibt unglaublich viele dreiste und inkompetente Menschen, auch in Positionen und Firmen, von denen man dies nicht erwarten würde. Lasst euch den Diebstahl eurer Fotos nicht gefallen. Verschenkt nur in Maßen und achtet auf euren Preis. Tut ihr das nicht, ruiniert ihr den Markt noch mehr und bestärkt die Fotodiebe in ihrer Meinung, Fotos kosten nichts und man könne sie ohne Gegenleistung verwenden. Mitglieder der Innung sind rechtschutzversichert. Das macht ein juristisches Vorgehen deutlich leichter. rudelstorfer.net
»Ohne Titel« von Daniel Gebhart de Koekkoek (© Daniel Gebhart de Koekkoek)
Statement zum Foto Ich weiß nicht, ob man es wirklich klauen nennen kann, wenn Leute meine Bilder im Netz zb. auf Tumblr teilen, weil ihnen diese gefallen. Das passiert oft ohne Credit. Die von Nowness machen gewissermaßen Werbung für mich. Sie posten aber meine Bilder auf Facebook manchmal auch ohne Credit. Dort sharen sie hunderte Leute, da ist man quasi machtlos. Aber eigentlich wäre es mir zu mühsam dem jedes Mal nachzugehen. Dafür fehlt mir die Zeit. Von Wasserzeichen und großen Copyrights in Bildern halte ich nichts. Dann lieber erst gar nicht online stellen. A Bit of Advice Man kann hässliche Wasserzeichen oder Copyrights draufmachen. Ich mag mir damit meine Bilder aber nicht zerstören. Oder man bleibt mit seiner Kunst komplett offline. gebhart.dk
»Dash Snow« von Franziska Sinn (© Franziska Sinn)
Statement zum Foto Eigentlich habe ich noch gar keine schlechten Erfahrungen gemacht. Das Bild, das am meisten angefragt wurde, zeigt den Künstler Dash Snow, der vor ein paar Jahren verstorben ist. Allerdings habe ich immer ein Honorar bekommen oder habe bei freundlicher Nachfrage und gutem Content die Nutzung freigegeben. Als Dash gestorben ist, hat sogar seine Großmutter, eine Grand Lady aus New York (ihr Name ist mir gerade entfallen) um das Bild in großer Auflösung gebeten, und ich habe es ihr natürlich mit Beileidsbekundung zukommen lassen. A Bit of Advice Ich habe mich nur selten mit dem Thema Rechte auseinandergesetzt, weil nach meinem Wissen bisher alle gut mit meinen Bildrechten umgegangen sind und ich nie Ärger hatte. Das ist doch schön! franziskasinn.de
»Keep it Secret« von Katarina Balgavy (© Katarina Balgavy)
Statement zum Foto Dieses Bild ist Teil einer Serie und thematisiert Postkolonialismus in Südafrika. Ich habe es gerade in einem Home & Garden-Blog gefunden. A Bit of Advice Das Internet hat sicher geholfen der Verbildlichung der Welt und digitalen Revolution auf die Sprünge zu helfen. Ich finde es eher schwierig als bildender Künstler oder professioneller Fotograf seine Bilder auf Plattformen wie flickr anzubieten. Dennoch kann es als Marketingtool mit viel Reichweite funktionieren. Auf Plattformen wie Behance kann man die Creative Commons License vielfältig einstellen - inwiefern die Bilder geshared oder verwendet, ja sogar verändert werden dürfen. Die beste PR ist sicher auf strenger kuratierten Plattformen, in selektierten Wettbewerben oder exklusiven Sammlungen zu bekommen – es ist nicht ganz egal, wer deine Bilder im Netz verbreitet. katarinabalgavy.com
»Gregory Porter« von Konstantin Reyer (© Konstantin Reyer)
Story zum Foto Ich bin zum Glück (bis jetzt) von Copyright-Missbrauch verschont geblieben, da ich mit allen meinen Kunden Nutzungsvereinbarungen abschließe in denen wir genau regeln für welches Medium und vor allem für welchen Zeitraum Bilder genutzt werden dürfen. Teilt man aber Bilder im Social Media-Bereich, verliert man schnell den Überblick wo was "geshared" oder "rebloggt" wurde – bis zu einem gewissen Grad ist das für mich auch oke – ich kann mir aber gut vorstellen das Bilder dadurch schnell Ihren Ursprung/ Quelle verlieren und man dann an einem Montag Morgen sein Foto in einer kleinen Werbeeinschaltung wiederfindet.« A Bit of Advice Falls ein Kunde vorhanden, dann unbedingt bereits im Angebot auf Nutzungsvereinbarungen verweisen und diese in einem extra angeführten Vertrag vereinbaren. Copyright Information sollte man grundsätzlich immer in den Bilddaten einbetten. Falls es dann doch zu einem Missbrauch kommt, würde ich zuerst den direkten Kontakt zu dem Medium suchen und im schlimmsten Fall sofort einen Anwalt einschalten – mit einer Rechtschutzversicherung fährt man als Fotograf in der heutigen Zeit grundsätzlich nicht schlecht. konstantinreyer.com
»Zola Jesus« von Matthias Hombauer (© Matthias Hombauer)
Story zum Foto Ich habe vor ein paar Jahren mein Portrait von Zola Jesus auf dem Webblog der türkischen Elle gefunden. Dabei wurde einfach mein Logo (welches links unten war) abgeschnitten und ohne Credits gepostet. Auf wiederholte Anfrage und auch Rechnungssendung bekam ich aber nie eine Antwort darauf. Die Gerichtskosten wären dann wohl doch zu teuer geworden und daher habe ich nichts mehr dagegen unternommen. A Bit of Advice Am besten ist es die Fotos mit dem eigenen Logo zu versehen und nur in kleiner Auflösung ins Netz zu stellen. Dann können die Fotos zwar auf Social Media Kanälen geshared werden, aber es gibt keine Möglichkeit diese als Presse- oder Promo-Bilder im Print zu verwenden. music.matthiashombauer.com
Foto vom Musikvideo »Ösi Bua - I bin da Ösi Bau« von Jasmin Baumgartner (© Jasmin Baumgartner)
Story zum Foto »Gute Frage. Meistens sind es einmalige Erlebnisse. Mir ist es sogar schon passiert, dass Fotos mit dem falschen Credit gedruckt oder online gestellt wurden. Ich komm ja eigentlich aus der Film und Video Ecke und da war für mich definitiv das ärgerlichste Erlebnis ein Musikvideo »Ösi Bua - I bin da Ösi Bua«. Das war damals ein Freundschaftsdienst, bei dem ich das komplette Video allein gemacht habe, weil damals kein Budget da war. Dann plötzlich hatte das Video 800.000 Views auf Youtube und wurde aus Musiksendern und im Kulturmontag gezeigt, immer ohne Credit. Dieses Foto (aus dem Musikvideo) wurde einmal im Standard gedruckt mit Credits von Daniel Gebhard De Koekkoek, warum auch immer, vermutlich weil ich ihm die Kamera abgekauft habe, mit dem das geschossen wurde und sie die Seriennummer im Archiv hatten. Das hat mich damals wahnsinnig geärgert. Es wurde schlimmer als ich über Freunde erfuhr, dass es ein Remake von dem Video geben wird, mit einem unmenschlich hohen Budget für ein Musikvideo und ich es nicht mache, bzw. nicht mal darüber informiert wurde. Der Gipfel wurde dann erreicht, als mein Video mit den vielen Views Offline ging wegen eines Streites zwischen Musiker und Management und ich es nicht mal mehr als ›He-schau-wie-viele-views-Referenz‹ verwenden konnte. Aber daraus lernt man halt. A Bit of Advice Es reicht wahrscheinlich, auch wenn es manchmal penibel und übertrieben scheint, immer gleich aufzumucken, wenn der Credit fehlt. Ob das jetzt ein gedrucktes Bild in einem Magazin oder das Profile Picture der besten Freundin ist, dass man ihr davor über Whatsapp geschickt hat, damit auch die endlich ein Bewusstsein dafür entwickelt. www.facebook.com/jasminbaumgartne
»Vogelscheuche« by Michael Winkelmann (© Michael Winkelmann)
Story zum Foto Ich kann eigentlich nicht sagen, was das meist-geklaute Foto ist. So super bin ich nun auch nicht. Aber das, wo ich mir wirklich kurz gedacht habe, und da will ich Alex Ferguson zitieren: ›Ja, das können sie - indem sie sich ins Knie ficken und sterben.‹ (Zum Sportchef des Daily Mirror auf die Frage, ob dieser etwas tun könne, um das Verhältnis des Blattes zu Ferguson zu normalisieren) Aber The Gap ist nun mal nicht der Daily Mirror und deshalb werde ich mich auch noch in 20 Jahren darüber aufregen, dass irgendjemand aus eurer Redaktion ein Foto von mir aus einer redaktionellen Strecke für eine The Gap-Anzeige in einem anderen Magazin verwendet hat, ohne das vorher abzustimmen. Ich glaub auch zu wissen, wer es war. Und sollten wir alle irgendwann mal im Geriatriezentrum gegeneinander Fussballspielen, kann es passieren, dass die Stoppelschuh in der Umkleidekabine fliegen lernen. A Bit of Advice Ich geh mal kurz auf die Alm und denk nach. winkelmann.at
Bilder sind im Internet ja eh gratis. Glaubt man. Aber irgend jemand hat so ein Foto gemacht und möchte vielleicht nicht, dass andere damit Geld machen. Heutzutage können sich Fotos allerdings innerhalb von 10 Stunden einmal quer über den Globus verbreitet haben. Und noch bevor man weiß, was passiert ist oder sich überhaupt überlegen kann, ob man das möchte, ist der Klick-Sturm auch schon wieder vorbei. So ist das letztens mit Kris J B geschehen. Sein Resummee und Schlussfolgerungen rund um das Bild vom Schatten des Fuji in der Morgensonne kann man hier nachlesen.
Wir haben Fotografen aus unserem erweiterten Umfeld zu diesem Thema zwei Fragen gestellt. Sie erzählen uns, in welchen dreisten Situationen sie sich schon befanden und welches ihrer Fotos am meisten ungefragt wiederverwendet wurde. Wichtig war uns auch zu erfahren, welche Tipps und Ratschläge sie für Gleichgesinnte haben – ohne dabei auf die nötige Publicity verzichten zu müssen. Oder ist das gar der einzige Ausweg? Die Sammlung dieser Statements könnt ihr euch nun hier anschauen.