Krieg, Körper, Kunst – Graz widmet sich mit zwei Ausstellungen der Zerstörung. In Musikvideos wurde unter diesem Thema natürlich auch schon gewütet.
Gut, Miley Cyrus wird man wohl nicht mit den Wiener Aktionisten vergleichen können. Obwohl die Reiterin der Abrissbirne schon selbst einige mehr oder weniger künstlerische Versuche hinter sich hat, sind wir von Günter Brus noch ein Stück weit entfernt – was in dem Fall schlecht für Mileys Art-Cred aber gut für ihre Schmerzgrenze ist. Wrecking Ball hätte die Beschreibung "Body Art and Destruction" trotzdem verdient. Genauso so lautet nämlich der Untertitel der Ausstellung Damage Control, die ab 14. 11 im Bruseum in Graz besucht werden kann und sich der mit der Frage beschäftigt, ob Günter Brus nun wirklich der erste war, der seinen Körper in einem künstlerischen Kontext verletzte und damit als Begründer der Body Art gelten darf – nebst einer Einbettung seines späteren Oeveres in einen internationalen Kontext. Die Auseinandersetzung mit dem Körper ergänzt damit die Austellung Damage Control: Art and Destruction Since 1950, die parallel im Kunsthaus Graz läuft und die künstlerische Reflexion auf die jüngere Historie und ihre hauptsächlich kriegerischen Großereignisse thematisiert. Hat jemand Ai WeiWei oder Yoko Ono gesagt? Ja, genau richtig. Vielleicht lässt sich so eine Brücke zu Musikvideos schlagen – die beiden Künstler, deren Arbeiten neben anderer internationaler und nationaler Positionen in Graz vertreten sein werden – sind ja Vorzeigemenschen, wenn es um die gleichberechtigte Existenz von Pop- und Hochkultur im jeweiligen Schaffen geht.
Ob sich Frau Ono jemals "Since You Been Gone" angesehen hat, bezeweifeln wir hier dennoch mal; wir haben es jedenfalls getan. Nicht nur Taylor Swift hat Wege gefunden, Trennungen zu verkraften, auch Kelly Clarkson setzt dabei auf Zerstörung. Food Porn und Ruin Porn vereint Travis‘ epochales "Sing". Als ein meisterlicher Explosionskünstler outet sich Fatboy Slim und wird damit zum Vater einer ganzen Reihe von Sprengungen und Feuern in Musikvideos; kürzlich nochmal bestens mit Vanitas kombiniert bei Lidos "Money". Stress gibt es immer, wenn man Romain Gavras, Gewalt-Regisseur schlechthin, bemüht. Auch wenn in dem Clip von Justice gar nicht so viel kaputt geht – die Angst zu schüren, dass es könnte, ist die große Kunst des Videomeisters. Das Gefühl kennen wir auch von Chemical Brothers‘ "Galvanize", mit dem Wink in Richtung Clockwork Orange. Schließen muss man an dieser Stelle mit der musikalisch und visuell gestörtesten Zerstörung des Jahres "Turn Down For What". Diesem Video ist eigentlich nichts hinzuzufügen…
…aber wenn ihr noch Zerstörungsvideos auf Lager habt, sagt uns doch in den Kommentaren Bescheid. Einstweilen zahlt es sich aus, nach Graz zu fahren und sich Damage Control anzusehen. Die Eröffnung beider Ausstellungen ist am 13.11 um 19.00.