Eine Superheldin mit Courtney-Love-Momenten – Jax Miller wird mir ihrer Anti-Heldin Freedom Oliver aus ihrem Thriller-Debüt "Freedom’s Child" zur Heldin der amerikanischen Literaturszene.
Vergiss alles, was du jemals über Thriller gewusst hast. "Freedom’s Child" ist das Debüt der 28-jährigen Amerikanerin Jax Miller.
Die wilde Story in Kürze: Eine grandiose Anti-Heldin namens Freedom Oliver, die in einer heruntergekommen Bikerbar voller Nutten und Krimineller kellnert ist im Zeugenschutzprogramm. Sie wird verdächtigt, ihren Ehemann ermordet zu haben, der je nachdem, welcher Version man glauben will, entweder ein respektierter Cop beim NYPD war oder ein sadistischer Frauenschläger aus einer Familie von Psychopathen.
Irgendwie gelingt es Freedom, dem Gefängnis zu entgehen und ihren Schwager für den Mord einsperren zu lassen. Der Preis? Sie muss ihre beiden Kinder zur Adoption freigeben. Doch dann wird ihr Schwager entlassen und rottet sich mit seiner Familie zusammen, um an ihr und ihren Kindern Rache zu nehmen. Dann sind da auch noch eine Sekte, Neonazis im Keller, das FBI und die filmreife Lovestory. Ist man mit dem aufwühlenden Scheiß dann fertig, kann man sich beim Universum bedanken, dass diese Frau bei ihrem Verlagshaus einen Vertrag über drei Bücher hat und das noch lange nicht das Ende der Geschichte ist.
Du hast "Freedom’s Child" geschrieben während du auf dem Rücksitz eines Motorrads durch die USA gereist bist. Wer ist denn gefahren?
Jax Miller: Ich glaube sein Name war Jim. Ehrlichgesagt fällt es mir schwer, mich an diese Tage zu erinnern, weil damals eine Menge Alkohol im Spiel war. Aber es stimmt, so habe ich mir Freedom ausgedacht, an der Grenze zu Georgia, vor etwa sechs Jahren. Ich machte damals gerade einiges durch. Genau wie Freedom war ich mit dem Schmerz konfrontiert, meine eigenen Kinder zur Adoption freigeben zu müssen und dann bin ich irgendwie verlorengegangen. Ich habe mir gesagt: Welchen besseren Weg gibt es, verloren zu sein, als ziellos durch Amerika zu trampen? Rückblickend betrachtet, war das eine blöde Idee, aber ich kann es jetzt nicht mehr ändern.
Warst du an all den Orten, die Freedom im Roman besucht? Es klingt, als hättest du einen Abstecher in den Bible Belt gemacht.
Ich habe es nicht bis Oregon geschafft, wo das Buch spielt und das Städtchen Painter ist erfunden. Unabhängig von dieser Reise habe ich jedoch tatsächlich in den Städten Goshen und Louisville, Kentucky gelebt, also ja auch für ein paar Jahre im Bible Belt. Ich habe sie im Buch aber beide ein wenig fiktionalisiert, denn ich habe eigentlich sehr gute Erinnerungen an Kentucky. Es sind beides großartige Orte. Mastic Beach, New York, wo Freedom und die Delaneys herkommen, ist wo ich aufgewachsen bin. Daran habe ich nicht so gute Erinnerungen, aber ich habe immer noch viele gute Freunde dort.
Ist es wegen dieser Reise, dass das Buch so viel Dynamik hat und jeder ständig in ein Auto oder auf ein Motorrad springt und davonrast?
So habe ich das noch nie gesehen! Ich glaube aber, dass diese Parallelen leicht von meinem eigenen Leben gezogen werden können. Ich bin viel herumgezogen und habe immer viel Ablenkung und so weiter gebraucht, ein bisschen nomadisch, ruhelos und ein wenig war es auch der Wunsch aus meiner eigenen Haut herauszukönnen. Das habe ich nicht mit Absicht aufs Papier bluten lassen, aber mein Unterbewusstsein hat das irgendwie hineingeschmuggelt.
Freedom wirkt in manchen Szenen extrem stark, wie aus einem Superheldencomic. Auf der andern Seite hat sie diese Courtney Love-Momente, wenn sie eine betrunkene und verrückte Bitch ist. Siehst du sie als Superheldin?
Überhaupt nicht. Ich habe eine Menge von mir selbst in ihr gesehen, nur dass ich sie mir ein bisschen älter und hübscher vorgestellt habe. Vielleicht ist es der Zwilling in mir, aber ich mache immer alles in schwarz und weiß und sehe nur wenig Platz für Grauzonen. Ich kann eine nette und freundliche Person sein, aber genauso Courtney Loves lang vermisste Zwillingsschwester. Zumindest damals jedenfalls. Ich glaube, dass ich mittlerweile ein wenig zur Ruhe gekommen bin und ausbalancierter bin. Außerdem, kontrastierend zu dieser Superwoman-Figur hat sich Freedom Oliver im ersten Entwurf des Romans das Leben genommen, sie war besiegt. Aber ich habe nie einen Leitfaden und lasse die Figuren die Führung übernehmen. Also war ich wirklich überrascht, dass sie sehr viel stärker war, als ich es von ihr gedacht hatte. Und wer hätte gedacht, dass ich währen dich dieses Buch geschrieben habe so viel Stärke in mir selbst finden werde?
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