Braucht es Scheitern um zu wachsen?

Die neugierigste Phase unseres Lebens ist geprägt von geschützten Systemen: Elternhaus, Kindergarten, Schule und bei vielen auch die Uni – Orte, an denen Scheitern nicht vorgesehen ist. Eine Kultur des Trial & Error kann sich hier also gar nicht erst bilden. Ist Fortschritt und Weiterkommen aber nur durch Scheitern möglich?

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Er ist Entrepreneur, Lebemann und nun Kurator – und er weiß, wovon er spricht. Milo Tesselaar, bis vor kurzem Herausgeber des Magazins Biorama, sieht im Künstlerdasein das Role Model für Versuch und Irrtum. Er hat deshalb eine Ausstellung initiiert, die auf den Pfaden des Scheiterns lustwandelt: »Das Leben eines Künstlers – auf seine kreativen Fähigkeiten und dessen Markt-Chancen zu vertrauen – das ist gelebtes Trial & Error.« Gerade Österreich wäre ein feindseliges Umfeld für diese Form pionierhaften Denkens und Handelns. Die Kunst soll da aber hinaus führen.

Katharina Gruzei ist eine jener Künstlerinnen, die bei der Ausstellung »Trial & Error« mitwirken. Wie so viele musste sie am Beginn ihrer damals noch zerbrechlichen Künstlerkarriere Momente des Scheiterns hinnehmen. Mittlerweile kann sie aber einige Erfolge für sich verbuchen. Ihre Arbeit »What if there were more than the two of us?« (siehe Abbildung) widmet sich Formen des Zusammenlebens, die jenseits der etablierten Zweierbeziehung liegen und bereits in ihrer Ausgangssituation ein sehr großes Potenzial zum Scheitern tragen.

Auch mal daneben liegen

Auf diesen Seiten finden sich – passend zur Ausstellung – unterschiedliche Zugänge zu Versuch und Irrtum wieder. Es melden sich Personen zu Wort, die teilweise sehr genau wissen, was es heißt zu scheitern. Andere schwimmen gerade auf der Welle des Erfolgs. Und dennoch haben sie alle etwas zum Thema »Trial & Error« zu sagen. Es sind hier Plädoyers für das Scheitern ebenso zu finden, wie Wachstumskritik und späte Abrechnungen. Es verwundert nicht wirklich, dass ein solches Thema starke Emotionen hervorruft. Immerhin betrifft es jeden auf einer zutiefst persönlichen Ebene. Das Scheitern ist ja auch die elementarste Form des Lernens, es hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Versuch und Irrtum sind nicht nur Antrieb für jegliche Entwicklung, sie sind auch das einzige, das vor Stillstand und Verschlechterung bewahrt. Der momentane Zustand darf deshalb nicht als ewige Wahrheit missverstanden werden. Leben heißt Wandel und Stillstand heißt Tod.

Die Ausstellung „Trial & Error” ist von 26. November bis 19. Dezember in der Lust Gallery (Hollandstraße 7, 1020 Wien) zu sehen.

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