Ist ein großes Wort und heutzutage abgenutzter denn je. Für jemanden wie Janet gilt seine ursprüngliche Bedeutung.
»Hello … It’s been a while.« Prätentiöses Gesäusel als Opener, als würde sie sich zu guter Letzt doch noch dazu herablassen, dem wartenden Elend ihrer Jüngerschaft ein Ende zu setzen. Sie klingt irgendwie fickrig, irgendwie zugedröhnt, aber vor allem nach Janet Jackson – so was darf sich eben nur eine echte Ikone erlauben. Aber egal – ja, it’s been eine ziemlich lange while. Sieben Jahre, um genau zu sein. Weiter im Flüster-Programm. »Lots to talk about« – lass hören. »I’m glad you’re still here« – wir auch Janet, wir auch. »I hope you enjoy« – als würde sie nicht bereits ganz genau wissen, dass man es mögen wird. Aber der Höflichkeit halber hofft sie halt trotzdem. Es ist ihr erstes Album seit Michaels Tod, und während der wohl einzig lebende Popstar mit einem vergleichbaren Status wie dem ihrigen Madonna ist, die sich für ihren letzten Twerk-Erguss ja eine Entourage aus Hashtag-freundlichen Produzenten gekrallt hat, greift Janet elegant und triumphierend auf ihre Kollegen aus den 80ern zurück. Danke viel.
»BURNITUP!«, in all seiner Caps-Lock-Anmut, klingt ungefähr so, wie er sich liest. Ein fachgerechter Brummer und der wahre Opener, sogar mit Missy Elliott-Feature. Was ist das hier? 2001? Geil. Im ewig optimistischen »Shoulda Known Better«, wenn man am wenigsten damit rechnet, plötzlich der große Weltschmerz. »I had this great epiphany, and ‘Rhythm Nation’ was that dream. I guess next time I’ll know better« – fast schon resignierend. Es zerreißt einem das Herz. Damals, 1989, wollte sie eine Revolution starten. Wollte gegen Armut und Rassismus kämpfen. Geändert hat sich nicht viel.
Janet Jackson war noch nie eine Künstlerin, die sich groß von Genres eingrenzen ließ, auch nicht auf »Unbreakable«. Da gibt’s die Nummer, die genauso gut auf das Tinashe-Album gepasst hätte, die andächtige Rock-Ballade und sogar erste Annäherungsversuche an das Terrain, das einst ihr Bruder so prominent besetzt hatte – noch nie hat ihre Stimme so sehr nach Michael geklungen. Ganz abgesehen von dem Song, der als Jackson Five-Hommage seinen berechtigten Platz als Finale einnimmt. Janet – Miss Jackson, if you’re nasty – kehrt so geschmeidig zurück, da ist es sogar verkraftbar, dass sie auf dem Cover aussieht wie ein Hund.
"Unbreakable" von Janet Jackson ist bereits via Rhythm Nation / Warner erschienen.