Wem wir Minirock, Popcorn, Dixiklo und andere geniale Installationen unserer Zeit zu verdanken haben, seht ihr in dieser Bildergalerie.
Dixiklo (© toitoidixi.de)
Jeder findet es eklig, keiner will hin und doch bilden sich auf Festivals und anderen Outdoor-Veranstaltungen regelmäßig lange Schlangen vor dem Dixiklo. Dass wir unsere Notdurft nicht hinterm Busch, sondern zumindest ansatzweise zivilisiert in einem kleinen Häuschen verrichten können, wenn es keine anderwärtigen sanitären Einrichtungen gibt, das haben wir dem US-Soldaten Fred Edwards zu verdanken. Den hat es 1973 nämlich so sehr gestört, dass er sein Geschäft während seines Auslandseinsatzes in Deutschland vor seinen Kameraden erledigen musste, dass er in seiner Garage das erste mobile Klo zimmerte und auf den klangvollen Namen "Dixi" taufte.
Emojis (© getemoji.com)
Wir benutzen sie, wir finden sie süß und verstehen sie viel zu oft falsch: die Emojis. Dabei wollte der Japaner Shigetaka Kurita, der die bunten Bildchen – übrigens schon in den 90ern – entwickelte, genau das vermeiden. Mit den Symbolen wollte er eine neue Weltsprache erfinden, die kulturübergreifend von jedem verstanden wird. Dass es bei den insgesamt 722 Zeichen auch zweideutige wie den "High Five" (eigentlich betende Hände), verwirrende Gesichtsausdrücke und natürlich diverses (ordinäres) Obst und Gemüse gibt, ist aber wohl zu verkraften. Das Wort Emoji setzt sich übrigens zusammen aus "e" für Bild und "moji" für Buchstabe.
Gemüse (© CC by 2.0)
Sie sind unter uns, und sie halten mit ihrer Lebenseinstellung auch so gar nicht hinterm Berg: die Veganer. Es hat zwar schon immer Menschen gegeben, die aufgrund von Religion oder wegen moralischer Bedenken auf Fleisch und andere tierische Produkte verzichtet haben, aber erst 1944 riefen Elsie Shrigley und Donald Watson die erste richtige "Vegan Society" ins Leben. 1905 gab es übrigens schon mal eine Vorstufe des Veganismus, begründet von dem Belgier Henri Oedenkoven. Der erwartete von seinen Anhängern nicht nur den Verzicht auf tierische Produkte, sondern auch auf Bereitschaft zur Freikörperkultur, Naturheilkunde und Abstinenz.
Kondom (© Daniel Fabian)
Einen großen Teil unserer sexuellen Freiheit haben wir ganz bestimmt einem dünnen, leicht glitschigen Teilchen zu verdanken: dem Kondom. Erfunden hat es der Amerikaner Charles Goodyear, der 1844 das Patent für die Vulkanisierung angemeldet hat, mit dem sich Naturkautschuk in Gummi verwandeln lässt. Das erste Kondom entwickelte Goodyear 1855, aber erst 15 Jahre später ging es in Serienproduktion. Das Gummi von damals hatte übrigens eine Dicke von 2 Millimetern (zum Vergleich: heute haben Kondome eine Wandstärke von ca. 0,6 Millimetern) und wurde mit einer Naht verschlossen. Ruhm hat Goodyear durch seine Erfindung übrigens nicht erfahren, er starb völlig mittellos.
Laptop (© ProhibitOnions/Wikipedia)
Haben muss man einen, superdünn und ultraleicht soll der Laptop von heute sein und nach Möglichkeit bitte noch silbern mit einem angebissenen Apfel drauf. Wie wichtig Bill Moggridge, dem Erfinder des ersten tragbaren PCs, das Design desselben war, als er ihn 1979 entwickelte, ist nicht bekannt. Aber dem US-Militär, für das der 8200 US-Dollar teure und fünf Kilo schwere Erstlings-Laptop eigentlich bestimmt war, war das Aussehen vermutlich ohnehin egal.
Minirock (© Daniel Fabian)
Erfunden hat den Minirock – Überraschung – kein lüsterner Mann, sondern die britische Designerin und Fashionikone Barbara Mary Quant, und zwar in den 60ern. Damit revolutionierte Quant nicht nur die Modewelt, ihre heißeste Erfindung wurde auch zum Symbol für die Kleidung und neue Freiheit der Frauen in den Swinging Sixties.
Popcorn (© fir0002 | flagstaffotos.com.au/Wikipedia)
Gehört zum Kino wie die Trailer vor Filmstart und das eine nervige Mädchen, das jede Szene kommentieren muss: das Popcorn. Wir mögen es salzig und mit Buttergeschmack, die Deutschen lieber süß und manch einer entwickelt verrückte Geschmackskreationen damit. Popcorn haben vermutlich schon die Ureinwohner Amerikas geknabbert, die erste Popcornmaschine der Neuzeit erfand aber der Amerikaner Charlie Cretors 1885. Fun Fact übrigens: 60 Jahre später entdeckte der Ingenieur Percy Spencer, dass Puffmais durch die Energie von Mikrowellen aufplatzt – und erfand daraufhin die erste Mikrowelle der Geschichte.
Schallplatte
Erst war sie supercool, dann altmodisch und jetzt ist sie wieder retroschick: die Schallplatte. Zu verdanken haben wir den Klassiker unter den Musikdatenträgern dem deutschen Erfinder Emil Berliner. Der experimentierte erst lange mit rußüberzogenen Glas- und Hartgummiplatten, bevor er 1895 schließlich die Schellackplatte entwickelte – und das Grammophon gleich dazu. Allerdings wurde die zerbrechliche Schellackplatte schon 1930 von der Vinylschallplatte abgelöst.
Sonnenbrille (© Rafaela Khodai)
Coole Menschen tragen ihre Sonnenbrille auch in der Nacht, oder? Dass farbiges Glas die Augen vor Sonnenlicht schützt, wusste angeblich auch schon Kaiser Nero; massentauglich gemacht wurde das stylische Accessoire aber erst von Sam Foster, als der 1929 die ersten Sonnenbrillen am Strand von Atlantic City an Touristen verkaufte. Richte Coolness erlangte die Sonnenbrille im Jahr darauf, als sie vermehrt von Piloten der US-Army getragen wurde. Damit war der "Aviator" geboren.
Wimperntusche (© Rafaela Khodai)
Sie hat ihren Platz in jedem noch so spartanischen Schminktäschen und zaubert unsere Wimpern voller, länger oder schwärzer: die Mascara. Die Ur-Wimperntusche bestand aus Kohlenstaub und Vaseline und wurde 1913 vom Tom Lyle Williams erfunden, der seiner Schwester Mabel dabei helfen wollte, ihren Schwarm mit einem angemessen in Szene gesetzten Augenaufschlag zu verführen. Das klappte so gut, dass Williams begann, das Beauty-Produkt in Serie herzustellen. Den Firmennamen setzte er aus dem Namen seiner Schwester und dem Wort "Vaseline" zusammen – und damit war die heutige Kultmarke Maybelline geboren.
Zeitlupenaufnahmen (© Daniel Fabian)
Unverzichtbar für Explosionen, Stürze und Sportszenen sowieso: Die Zeitlupenaufnahme in Filmen verdanken wir dem Österreicher August Mustger. Der in Graz tätige Lehrer war von der damals brandneuen Kinematographie begeistert und begann deshalb, in der Materie zu forschen. 1904 meldete er seinen "Serienapparat mit Spiegelrad" zum Patent an. Der zeichnete sich dadurch aus, dass er bewegte Bilder in Zeitlupe aufnehmen konnte – die Grundlage für Zeitlupenaufnahmen war geboren.
Daniel Düsentrieb, die Wright-Brüder und Thomas Alva Edison haben zwei Dinge gemeinsam: Sie sind Erfinder – und sie sind Männer (oder männliche Hühner). Umso schöner ist es, dass der Tag der Erfinder den Geburtstag der österreichischen Erfinderin Hedy Lamarr ehrt. Die ehemalige Hollywooddiva erfand das "Frequenzsprungverfahren", das zu ihren Lebzeiten zwar ignoriert wurde, heute aber ein elementarer Teil der Bluetooth-Technologie moderner Smartphones ist. Erfunden beziehungsweise initiiert hat den Tag der Erfinder, der übrigens nur im deutschsprachigen Raum auf den 9. November fällt, der Berliner Gerhard Muthenthaler.
Aber nicht nur hochkomplizierte technische Vorgänge mussten irgendwann mal von jemandem erfunden werden, auch in den Bereichen Mode, (Unterhaltungs)elektronik und Gesellschaftsbewegung haben kreative Menschen Dinge entwickelt, die heute vielleicht nicht überlebensnotwendig sind, dafür aber einfach Spaß machen, uns gut aussehen lassen oder den Alltag ein bisschen erleichtern.
Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Praxis-Seminars am Institut für Journalismus & Medienmanagement der FHWien der WKW entstanden.
Der 9. November ist der Tag der Erfinder.