Gänsehautgarantie

Von Gore über Horror(komödie), von Satire bis Drama haben wir uns quer durch die Genres nach den umstrittensten und seltsamsten Streifen umgesehen.

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Die Zeiten, in denen wir "Süßes oder Saures" schreiend als kleine Hexen, Vampire oder Geister von Tür zu Tür gegangen sind, sind für die meisten von uns schon lange vorbei. Mittlerweile ist Halloween entweder ein guter Vorwand, um verkleidet feiern zu gehen – oder aber der Tag, an dem wir unsere Türen und Fenster fest verschließen, ganz sicher nicht wieder aufmachen und die schon gekauften Süßigkeiten selbst aufessen. Dazu eventuell ein schöner Gruselfilm, der zufällig gerade im Fernsehen (oder auf Netflix) läuft. Wer den Halloween-Horror aber doch lieber aufs nächste Level heben will, für den haben wir die kontroversesten, ekligsten und irrsten Streifen gesammelt – legt das Knabberzeug lieber schon mal beiseite, unter Umständen vergeht euch der Appetit für die nächsten Tage.

1.) A Serbian Film: Ein Ex-Pornostar soll für einen allerletzten Streifen noch einmal die Hosen runterlassen; was er aber nicht weiß: Der Film wird sämtliche Schattierungen der Perversion mit der Linse einfangen – und der Begriff "schauspielern" ist auch völlig fehl am Platz. "A Serbian Film" startet verhältnismäßig soft und steigert sich langsam bis zum grausigen Finale.

Besser nicht anschauen: Wenn man gar nicht wissen will, welche unschönen Tabus der Mensch mit seiner Sexualität so brechen kann.

2.) Cannibal Holocaust: Der deutsche Titel "Nackt und zerfleischt" bringt die Sache schon ganz gut auf den Punkt. Es geht um einen Kannibalenstamm im Amazonasdschungel und um ein amerikanisches Kamerateam, das sich nicht weniger primitiv aufführt. Infos am Rande: Weil Regisseur Ruggero Deodato für den Dreh angeblich echte Leichen verwendete, musste er vor Gericht – die Anklage wurde jedoch fallengelassen. Allerdings: Die Tiermorde waren nicht gespielt.

Besser nicht anschauen: Wenn man bei viel Blut und sehr realistisch aussehenden Morden in Filmen empfindlich reagiert.

3.) Enter the Void: Grell blinkende Farben, wild schwenkende Kamerafahrten, eine mehr als verwirrende Perspektive und ein Autounfall, der immer wieder kommt: Regisseur Gaspar Noé hat einen zweieinhalbstündigen Drogentrip im Filmformat geschaffen (seine Inspiration waren tatsächlich seine DMT-Trips), dessen Komplexität und Geschichte sich frühestens beim zweiten oder dritten Mal Anschauen offenbaren. Unbedingt in guter Qualität reinziehen – der Film lebt von den visuellen Effekten.

Besser nicht anschauen: Wenn man Epileptiker ist oder nicht gut mit Schreckmomenten in Filmen klarkommt

4.) b>Die 120 Tage von Sodom: Eine Gruppe Jugendlicher wird in eine Villa gesperrt und zum Spielzeug einiger Sadisten degradiert. Die lassen ihre Sklaven fortan in Sünde leben – und zwar in jeder erdenklichen perversen Form. Von Zwangsverheiratung über Folter und Vergewaltigung bis zu erzwungener Koprophagie ist alles dabei. "Die 120 Tage von Sodom" ist eines der umstrittensten Werke der Filmgeschichte und der letzte Film von Regisseur Pier Paolo Pasolini – der wurde nämlich im Erscheinungsjahr des Streifens ermordet.

Besser nicht anschauen: Wenn bei wahlloser Grausamkeit zuzusehen weh tut.

5.) b>Tusk: Diese Horrorkomödie entstand, weil Kevin Smith die Hörer seines Podcasts abstimmen ließ, ob er einen Film, in dem es mehr oder weniger intensiv um die Ähnlichkeit von Mensch und Walross geht, aus eigener Tasche finanzieren solle oder nicht. Die Inspiration zum Film bekam er übrigens von einer tatsächlichen Gumtree-Anzeige. Nur so viel sei verraten: Es geht um plastische Chirurgie (im weiteren Sinne), erinnert uns alle wieder daran, warum wir nicht einfach so zu Fremden nach Hause gehen sollten und ja, das ist tatsächlich Johnny Depp, der da mitspielt.

Besser nicht anschauen: Wenn man keine verrückten chirurgischen Experimente sehen will.

6.) b>Irreversible: Reversible ist Programm und Zeitabfolgen sind variabel. Zumindest in der ersten Hälfte des Films gibt es gefühlt keine fünf Minuten, in denen das Bild tatsächlich frontal aufgenommen wird und nicht Kopf steht. Der Ton ist mehr als gewöhnungsbedürftig und zwei richtig unschöne Szenen ziehen sich scheinbar endlos in die Länge – wegschauen ist nicht! Es sind durchaus Ähnlichkeiten mit "Enter the Void" erkennbar – auch Irreversible stammt von Regisseur Gaspar Noé –, allerdings ist die Geschichte zumindest rückblickend betrachtet einfacher zu verstehen.

Besser nicht anschauen: Wenn man zu Übelkeit neigt (die Kamerafahrten sind wirklich gewagt).

7.) b>Martyrs: Wirkt erst wie ein klassischer französischer Terrorfilm, der ganz klischeehaft startet (panisches Mädchen entkommt aus einem abgefuckten Haus und dreht 15 Jahre später plötzlich durch). Wer aber trotz all der kleinen und großen Gemeinheiten bis zum bitteren Ende ausharrt, bekommt einen Denkanstoß für eine ganz neue Weltsicht – und plötzlich macht der Film wieder Sinn.

Besser nicht anschauen: Wenn man sich nicht 95 Minuten Quälerei reinziehen will, bevor die Erleuchtung kommt.

8.) Tokyo Gore Police: Gore in Reinform; im Japan der Zukunft kämpfen genmanipulierte Superschurken gegen die privatisierte Polizei. Polizistin Ruka nimmt blutige Rache an den Mördern ihres Vaters und hinterlässt dabei eine Spur aus Gedärmen und zerstückelten Mutantenkörpern. Was dem Film an Handlung fehlt, das macht er mit farbenfrohen Tötungsszenen und ein bisschen cooler Gestensprache wett.

Besser nicht anschauen: Wenn man kein Blut in Filmen sehen kann.

9.) Rubber: Ein Film, bei dem die Rolle des Hauptbösewichts von einem Autoreifen besetzt wird, der mittels Telekinese Menschen und Tiere killt – was kann da schon schiefgehen? Nebenbei wird auch noch das Publikum, das den mordenden Reifen Robert beobachtet, mit vergiftetem Essen versorgt. Rubber ist eine Horrorkomödie, mit der Regisseur Quentin Dupieux eine Hommage an die Sinnlosigkeit in Filmen ausspricht.

Besser nicht anschauen: Wenn man nicht viel für freakige Hollywood-Satiren übrig hat.

10.) Guinea Pig 2: Flowers of Flesh and Blood: Wer schon immer mal wissen wollte, wie es aussieht, wenn jemand Körperteile von Frauen verwendet, um Blumenarrangements aufzupeppen, dem ist Guinea Pig 2 (oder Ginî piggu 2: Chiniku no hana, wie er im japanischen Original heißt) sehr zu empfehlen. Die extrem detailliert gezeigte Zerstückelung einer Frau erschreckte einst Charlie Sheen so sehr, dass er den Film umgehend der Polizei meldete, weil er ihn für einen Snuff hielt. Ist er übrigens nicht.

Besser nicht anschauen: Wenn man gerade gegessen hat.

Dieser Beitrag ist im Rahmen eines Praxis-Seminars am Institut für Journalismus & Medienmanagement der FHWien der WKW entstanden.

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