Music is one of the greatest joys

Nach einer kurzen Schwärmerei über Glühwein und Aperol Spritz erzählen uns die beiden Sänger Tim Wheeler von Ash und Keith Murray von We Are Scientists kurz vor ihrem Doppel-Konzert im Wiener Flex über ihre gemeinsame Europatournee, neue und alte Platten und über den Terroranschlag im Pariser Club Bataclan, dem Keith Murray nur knapp entgangen ist.

ASH & W.A.S. = WASH

Kennengelernt haben sich Tim und Keith vor etwa acht Jahren in einem New Yorker Club. Nachdem beide im selben Viertel in Brooklyn wohnen, ist man sich zwangsläufig über den Weg gelaufen. Es folgten ein paar gemeinsame Gastspiele in der Band des anderen. Zwei gemeinsame Konzerte in Australien und eine Charity-Single zugunsten der MS-Society später, wuchsen sie auch musikalisch zusammen. Derzeit bestreiten die zwei Trios ihre erste gemeinsame Tour, die “Masters Of The Euroverse“-Tour, bei der sie jeweils im letzten Drittel der Shows unter dem Namen WASH alle zusammen auf der Bühne landen. Dass man nicht nur musikalisch, sondern auch in Sachen Humor auf einer Wellenlänge liegt, wird nicht zuletzt beim Interview deutlich, das sehr unterhaltsam zu führen war.

Wie ist es zu eurer ersten gemeinsamen Tournee gekommen?

Keith Murray: Wir wollten gerne mehr Zeit mit Ash verbringen, daher haben wir uns ihren Booking-Agenten und Manager geschnappt, und da sind wir nun…

Tim Wheeler: …zusammen unterwegs in einem Bus. Wir haben auch dieselbe Crew. Am meisten Spaß macht es, wenn wir bei jedem Konzert zum Schluss alle zusammen spielen. Anfangs hatten wir erst wenige Songs und haben jede Nacht einen neuen dazu gegeben. Heute haben wir eine große Auswahl an Songs und Covers.

Wie kann man sich also eure Konzerte vorstellen?

Tim: Wir spielen zwei separate Konzerte, jeweils etwa 45 Minuten, und dann, je nachdem wie lange es der Club gestattet, spielen wir noch ein gemeinsames Set zum Schluss. Das haut unsere Fans um, da sie noch nie zwei Bands gleichzeitig auf der Bühne erlebt haben. Außerdem gibt es fast keinen Coversong, den wir nicht spielen können, da wir so vielseitige Musiker sind.

Speziell auf kleineren Bühnen wie hier im Flex stelle ich es mir schwierig vor. Habt ihr dann auch zwei Schlagzeuger?

Tim: Wir haben nur Platz für ein Drum Kit, aber unsere Schlagzeuger Rick und Keith spielen auch beide Gitarre.

Habt ihr jeweils einen Lieblingssong der anderen Band?

Tim: Ich habe viele, “Afterhours” und “The Great Escape” sind meine Favoriten. Und wie heißt diese Killerballade auf “TV en Français”?

Keith: “Make It Easy”.

Tim: “Make It Easy” ist großartig. Ich mag vor allem die Hits.

Keith: Aus diesem Grund sind es Hits. Ich mag “Free“, “Machinery“, und “Let´s Ride” ist mein absoluter Favorit. Und natürlich “Oh Yeah“.

Tim: Oh really?

Keith: Oh Yeah!

Tim: All right, thanks!

Keith, das letzte W.A.S.-Album “T.V. en Français” ist 2014 erschienen, und 2015 habt ihr “T.V. en Français, Sous la Mer” herausgebracht mit Coverversionen eurer eigenen Songs. Wieso “Sous la Mer" (Under The Sea)?

Keith: Es hat im Prinzip keine Bedeutung, bezieht sich aber auf das erste Mal, als wir einen Song von uns neu aufgenommen haben, und der hörte sich an, als wäre er unter Wasser gespielt worden. Seither heißt jeder Song, egal ob er klingt wie unter dem Wasser oder nicht “Under The Sea“ (beide lachen).

Tim: Ihr nehmt also alle eure Songs noch ein zweites Mal auf?

Keith: Nein, nun schon lange nicht mehr, es war jetzt das erste Mal seit unserem Debütalbum.

Ich habe kurz vorher euer Compilation-Album “Crap Attack” gehört.

Keith: Darauf sind eine Menge „Under The Sea“-Songs.

Tim: “Crap Attack“ ist beste Albumtitel aller Zeiten (lacht).

Keith: Ja, ich hätte gerne ein reguläres Album von uns so genannt. Wir wollten diese Songs eigentlich nicht herausbringen, aber nachdem sich unser erstes Album so gut verkauft hat, wollte unsere Plattenfirma gleich ein weiteres Album nachschießen. Eigentlich wollten wir eine DVD mit Videos zu allen unseren Nummern herausbringen. Die Plattenfirma stimmte zu, aber nur, wenn wir sie gemeinsam mit den B-Seiten-Songs auf CD veröffentlichen. Wir stimmten unter der Bedingung zu, das Album “Crap Attack“ nennen zu dürfen, und sie sagten tatsächlich ja (beide lachen).

Tim: Respekt gegenüber dem Label.

Keith: Und du musst mal die Covertexte zu den Songs lesen, die Chris (Chris Cain, Bass) geschrieben hat, wo er jeden Song als totalen Müll beschreibt.

Die hab ich gerade gelesen, als ich das Album gehört habe. Aber es sind auch ein paar tolle Coverversionen auf dem Album, etwa “Hoppipolla“ von Sigur Rós auf Isländisch.

Keith: Das habe ich nur phonetisch gelernt. Ich habe keine Ahnung, was der Text bedeute, aber ich habe jedes Wort so gemeint, was auch immer ich gesungen habe (lacht).

Tim: Hast du die Band dann mal getroffen und gefragt, ob Du es richtig gesungen hast?

Keith: Ja, und sie sagten ja. Ursprünglich haben wir den Song für eine BBC-Radiosendung aufgenommen, für Jo Whiley. Wir sollten eine Coverversion eines Songs machen, der damals gerade in den UK-Top-40 war. Als wir diesen Song wählten, wollten sie es uns erst nicht gestatten, da sie annahmen, wir würden uns drüber lustig machen. Aber wir haben versprochen, eine wirklich schöne Version zu machen. Zufällig haben wir am Abend vor der Aufnahme eine Isländerin in einer Bar getroffen, die meine phonetischen Notizen ausbesserte und mir auch erklärt, dass in dem Song um ein kindliches Verständnis von Liebe geht.

Weiter zu eigenen Lügen, den Abend im Bataclan und wie es ist, jetzt wieder in Paris zu spielen.

Bild(er) © Stephan Brueckler
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